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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wie hirnamputiert in die gleiche Richtung, und zwar mit einer Geschwindigkeit, als ginge es um die Erstürmung einer Futtermittelfabrik. Der chaotische Umzug wurde von Kamerateams und hetzenden Reportern mit gezückten Mikrofonen flankiert, denen in der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit das Spektakel offenbar äußerst gelegen kam. Aus der Vogelperspektive glich das Ganze einem Insektenschwarm, der eine grüne Oase kahl frisst.
    Ich wandte den Kopf in Fahrtrichtung und nahm in der Ferne bereits den hohen Zaun wahr, der den Park gegen den Rest der Welt abschirmte. Auf dem golfplatzähnlichen Grün stürmten bereits Hunderte von schwarz gekleideten Sicherheitsleuten mit Schlagstöcken in den Händen den Tier-Aktivisten und Artgenossen entgegen. In wenigen Minuten würden die beiden Parteien aufeinanderprallen, getrennt nur durch den eisernen Puffer des Zauns. Ferngesteuert wurde die Animal-Army-Truppe einzig und allein von dem bärenartigen Mann im Zeppelin. Köpfe reckten sich immer wieder zu uns hoch, Zeigefinger deuteten ständig hoch zu der fliegenden Gurke , Gesichter hellten sich bei deren Anblick in freudigem Entzücken auf. Von seinem Thron im Führerkorb des Zeppelins aus führte Lars Büttel seine Armee in die Schlacht. Und seine über allen Köpfen schwebende, gottgleiche
Präsenz würde dafür sorgen, dass die Mauer der bösen Tierschänder niedergerissen wurde.
    In welchem Freilicht-Irrenhaus war ich bloß gelandet?
    Es kam, wie es kommen musste. Die durchgedrehte Horde aus Tierschützern und vierbeinigen Schutzbedürftigen hatte den kleinen Wald hinter sich gelassen und bewegte sich unerschrocken auf den Zaun zu. Dahinter hatten die sich martialisch gebärdenden Sicherheitsleute eine Reihe gebildet. Gegen die vielen Spitzohren konnten sie freilich nichts unternehmen; sie würden einfach zwischen den Zaunstäben hindurchschlüpfen. Büttel stieß bei diesem Anblick einen Lacher aus, der dem Röhren eines Elchs in seiner heißesten Brunftphase zur Ehre gereicht hätte. Offenbar hatte er seinen Spaß bei der Aktion .
    Synchron mit dem Eintritt des Zeppelins in den Luftraum des Kantsky- Geländes kam der menschlich-animalische Mob am Boden am Zaun an. Unter wüstesten Beschimpfungen begannen durch die Stäbe hindurch gleich die ersten Rangeleien mit dem Sicherheitspersonal. Die Nachrückenden quetschten die zuvorderst Stehenden gegen den Zaun, sodass dieser bald bedenklich zu schwingen begann. Die Unsrigen scherten sich erst gar nicht um derartige Nebensächlichkeiten, sondern flutschten zwischen den Stäben hindurch einfach in den Park. Der grüne Untergrund schien von einer kunterbunten Suppe überflutet zu werden. Die Spitzohren rannten in Richtung des Backsteingebäudes, während die Pöbeleien am Zaun immer mehr in Handgreiflichkeiten ausarteten. Begleitet wurde die hart geführte Auseinandersetzung von den Zeugen der medialen Zunft, die sich daran nicht satt filmen konnten.

    Lars Büttel und ich näherten uns in unserem lustigen Luftschiff dem Konzerngebäude, dessen Schiefermansardendach mit seinen zahllosen Gauben und Großkaminen einer unübersichtlichen urbanen Skyline im Kleinformat glich. So allmählich wurde mir auch klar, welchen Landepunkt mein Pilot anvisierte, nämlich eben dieses Dach. Ich nahm an, dass er dann dort das Transparent zur Vorderfassade hin herunterrollen lassen wollte. Ich warf einen Blick zurück nach unten auf den Rasen. Durch das Gedränge und Gekloppe der beiden Fraktionen neigten sich die Stäbe des Zauns an einer Stelle bereits diagonal erdwärts. Die Animal-Army-Mitglieder wurden durch diesen ersten Triumph erst recht motiviert, ihre Kräfte zu bündeln und sich noch verbissener gegen das Hindernis zu stemmen. Trotz der erbitterten Gegenwehr des Sicherheitspersonals schafften es schließlich einige Hartgesottene, mit ihrem ganzen Gewicht die Stäbe so weit nach unten zu biegen, dass sie darübersteigen konnten. Die nachrückende Meute überrollte das Hindernis dann endgültig. Die Sicherheitsleute waren machtlos: Das Leck konnte nicht mehr gestopft werden. Am Ende gaben sie auf und zogen sich zurück, worauf die Masse sich vollends in den Park ergoss.
    Büttel, der wie ich von oben alles beobachtet hatte, bekundete seine Freude mit einem Lacher, gegen den ein Kanonendonner ein Mäusefurz war. Aber trotz der Hochstimmung behielt er das Ziel fest im Auge und steuerte den Zeppelin beharrlich in Richtung des Daches. Als wir es erreichten, ging er auf Sinkflug. Das schieferne

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