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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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wahrscheinlich um einiges irdischere Träume. Man fand dort auch John Owen und Isaac Watts, die Stars der Theologie des achtzehnten Jahrhunderts. Was soll ich sagen? Ich fühlte mich in ihrer Gesellschaft einfach wohl.
    Dort war ich, und zwar, weil ich nachdenken musste. Wenn ich zum Bonnington zurückkehrte, wollte ich mir nicht vorkommen, als käme ich mit leeren Händen, ohne irgendeinen Plan.
    »Mach dich frei und orientiere dich neu«, sagte ich mir. »Geh durch, was du weißt, und sieh, ob es sich zu einem Bild dessen formt, was du nicht zu wissen glaubst!«
    Ich hatte diesen Job angenommen und schon am ersten Tag war Scrub mir auf den Fersen. Wenn man sich den Werkzeugkasten vorstellte, den Lukasz Damjohn zur Verfügung haben musste, dann sagte es eine ganze Menge, dass er sich ein solches großes und mächtiges Werkzeug ausgesucht hatte. Scrub musste eigentlich dafür zuständig sein, rivalisierenden Zuhältern Angst einzujagen. Auf mich angesetzt war er der reinste Overkill.
    Dann hatte Damjohn keine Mühe gescheut, mich in seinen Laden zu befördern, aber nicht versucht, mich unter Druck zu setzen oder Informationen über meinen aktuellen Auftrag aus mir herauszuholen.
    Dann hatte sich herausgestellt, dass McClennan und Damjohn alte Freunde waren, und der Archivgeist war mit Gabe McClennan zusammengetroffen – einem endgeilen Exorzisten, was immer er sonst noch sein mochte. Warum zum Teufel war der Geist trotzdem immer noch da?
    Das war die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage. Ich hatte mich wirklich auf die Idee versteift, dass Damjohn irgendetwas zu verbergen hatte, aber in dieser Hinsicht tappte ich noch völlig im Dunkeln. Wenn McClennan geholt worden wäre, um den Bonnington-Geist zu verbrennen, dann wäre er jetzt ein Haufen Asche gewesen. Wie er gesagt hatte, er wäre reingegangen, hätte den Job erledigt und sein Honorar eingesackt. Aber das hatte er nicht. Es sei denn, der Auftrag, mit dem man ihn betraut hatte, war ein ganz anderer gewesen.
    Außerdem hatte jemand einen Sukkubus geweckt, um mich zu beseitigen. Eine exotische und gefährliche Waffe, die jedoch angesichts dessen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiente, bei der Polizei oder bei irgendjemand anders kein Stirnrunzeln hervorgerufen hätte. Was hatte ich getan, was diese Art von Aufmerksamkeit erregt hatte? Oder was tat ich jetzt?
    Die Antworten lagen auf der Hand. Aber nichts davon ergab Sinn, und je länger man es betrachtete, desto unverständlicher wurde es. Das Einzige, was ich mit absoluter Sicherheit wusste, war, dass ich im Bonnington keinen Ton spielen würde, bis ich einige Antworten hatte.
    Schließlich gab ich auf. Was immer Bunhill Fields sonst an Kraft in meinen extrem beeinflussbaren und aufnahmebereiten Geist fließen ließ, in diesem Moment funktionierte es nicht. Ich fühlte mich, als hätte man meine Augäpfel herausgelöffelt, an einer Schleifscheibe poliert und am halbwegs richtigen Platz wieder eingesetzt. Mein Kopf war statt mit Hirn mit Graukäse gefüllt. Wenn ich noch bei Verstand gewesen wäre, wäre ich zu Pen zurückgekehrt, hätte das Fenster mit dem Independent vom Vortag zugeklebt und zwölf Stunden geschlafen.
    Aufgrund des Graukäses ging ich stattdessen zum Bonnington.
    Frank musterte mich ernsthaft besorgt. »Sie sehen übel aus«, sagte er, während ich meinen Mantel auf das Pult legte – und seine Miene spiegelte Ehrfurcht.
    »Sie sollten mal den anderen Kerl sehen«, bediente ich mich eines Klischees.
    »War er Profi-Wrestler?«
    »Nein. Ein Mädchen. Wo ist Jeffrey?«
    »Ich glaube, Mr Peele ist in seinem Büro. Ich rufe ihn an und sage ihm, dass Sie …«
    »Ich komme lieber überraschend«, sagte ich und ging zur Treppe. Frank hätte mich aufhalten können, aber das tat er nicht. Durchgekaut, ausgespuckt und dem Schicksal überlassen worden zu sein hatte für Franks moralische Verfassung wohl eine gewisse Bedeutung. »Danke, Frank«, dachte ich. »Ich bin Ihnen etwas schuldig.«
    Ich legte Wert darauf, im Arbeitsraum vorbeizuschauen. Rich, Jon und Cheryl und zwei Leute, die ich nicht kannte, blickten auf, als ich im Türdurchgang erschien – sahen flüchtig hin und starrten mich dann an.
    »Kumpel, Sie gehören ins Bett«, sagte Rich nach einer so gewichtigen Pause, dass sie nicht nur bedeutungsschwanger war, sondern bereit, die Fruchtblase platzen zu lassen und Bedeutung zu gebären.
    »Ja«, stimmte Cheryl zu. »In ein Krankenhausbett. Sie sehen aus, als hätten sie sich die Zähne mit

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