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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Zusammenhang erkennen, um …«
    Peele schnitt mir das Wort ab. »Sie haben nichts von Zusammenhang erwähnt, als ich Sie engagierte«, sagte er eisig. »Sie versprachen, eine spezielle Dienstleistung auszuführen, und jetzt kommen Sie mit Vorbehalten, die meines Erachtens nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun haben. Da Sie das Thema professioneller Standards selbst angesprochen haben, muss ich Sie fragen, ob Ihre Objektivität in irgendeiner Form gelitten hat.«
    Jetzt war es an mir, konsterniert dreinzuschauen. »Meine Objektivität?«, wiederholte ich. »Möchten Sie mir das erläutern?«
    »Sicher. Bis jetzt haben Sie immer, wenn wir über Geister gesprochen haben, wie üblich das Pronomen ›er‹ benutzt, und zwar durchgängig und gelegentlich fast aggressiv, als müssten Sie damit irgendetwas klarstellen. Jetzt, praktisch über Nacht, wurde aus dem Geist, den Sie für uns hier exorzieren sollen, eine ›Sie‹. Ich muss Sie fragen, weshalb.«
    Verdammt! Beinahe voll erwischt. Ich konnte dem Tritt ausweichen, aber die Tür war bereits weg – und ich hatte es nicht einmal bemerkt, bis mir die Splitter um die Ohren flogen.
    »Sie sind Wissenschaftler«, sagte ich mit künstlicher Lässigkeit. »Worte haben für Sie eine besondere Bedeutung. Sie sind quasi das wesentliche Element Ihres Jobs. Ich habe nicht die Muße, auf solche Feinheiten zu achten. Ich sehe nur zu, dass ich meinen Job erledige.«
    »Das, Mister Castor«, entgegnete Peele mit einer gewissen Schärfe, »ist genau das, was ich gerne erleben würde.«
    Ich lehnte mich über den Schreibtisch. Die beste Verteidigung war ein kräftiger Schlag ins Gesicht. »Dann arbeiten Sie gefälligst mit mir zusammen«, blaffte ich. »Sie können damit loslegen, indem Sie mir noch einmal Ihr Protokollbuch zeigen. Wenn der Geist nicht mit dem russischen Zeug kam, woher kam sie dann? Was ist Anfang September sonst noch vorgefallen, das erklären könnte, weshalb sie hier aufgetaucht ist?«
    Peele wartete einen Augenblick mit seiner Antwort. Es war klar, dass er sich die gleiche Frage stellte und keine guten Antworten fand.
    »Das herauszufinden wird Ihnen helfen, den Exorzismus auszuführen?«, fragte er schließlich.
    »Natürlich«, sagte ich, ohne bei der glatten Lüge mit der Wimper zu zucken. Ich hatte nicht vor, ihm zu erklären, dass ich den Exorzismus gleich an Ort und Stelle – wahrscheinlich im Kopfstand und gleichzeitig mit drei Orangen jonglierend – hätte ausführen können.
    Mit merklichem Widerwillen öffnete Peele seine Schreibtischschublade und holte das Hauptbuch heraus, das ich schon ein paar Tage zuvor gesehen hatte. Er begann selbst darin zu blättern, aber ich langte über den Tisch und bremste ihn, indem ich eine Hand auf den Deckel legte und das Buch wieder zuklappte.
    »Überlassen Sie das mir«, sagte ich. »Ich weiß vielleicht nicht, wonach ich suche, aber ich habe wohl bessere Chancen, es zu erkennen, wenn ich selbst in das Buch schaue.«
    Peele reichte mir das Buch mit einem Gesichtsausdruck, der verriet, dass er es nur zu gern loswurde, und dass er das Thema Gespenstererscheinung leid war. Amüsant. Nun, da jemand offenbar versuchte, mich zu töten, entwickelte es allmählich eine tiefe Faszination.
    Der Wälzer klappte bei Dienstag, dem 13. September auf, was ich als glücklichen Zufall ansah. Das war der Tag der ersten Sichtung gewesen, fiel mir ein, und ich erinnerte mich auch daran, wie lang der Eintrag gewesen war, als ich ihn zum ersten Mal sah. Jetzt war er noch länger, und Peeles winzige Handschrift war noch schwerer zu entziffern. Um den Moment hinauszuschieben, blätterte ich weiter bis zum jüngsten Eintrag, der nur zwei Tage alt war. Er betraf Jon Tilers Beschwerde über den Zimmertornado, den ich geweckt hatte, als ich versuchte, mit Richs Blut den Geist zu rufen.
    Als ich durch den November zurückblätterte, gab es anscheinend jeden Tag einen Eintrag – die meisten ziemlich knapp. »Richard Clitheroe sah den Geist in Magazin 3.«
    »Farhat Zaheer sah den Geist im Flur im Erdgeschoss.« Aber nichts nach der ersten Woche im Oktober. Da habe für einige Zeit Ruhe geherrscht, hatte Peele berichtet. Da war eine Atempause, und als die weibliche Geistererscheinung wieder aufgetaucht war, hatte sie nicht mehr geredet.
    Doch als ich weiterblätterte, sah ich, wie sich das Muster wieder abzeichnete: Dutzende Sichtungen, kaum ein Tag ohne mindestens eine bis zum dreizehnten September. Gut, nicht alle Geschehnisse standen mit

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