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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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war die Art von beschissenen, schmutzigen Todesfällen, die einen kleinen Teil des Geistes in einem Netz qualvoller, unerfüllter Emotionen festhielten. Aber als ich zu Nummer drei kam, wusste ich, dass ich meinen Geist gefunden hatte.
    Im Gegensatz zu den anderen beiden hatte sie keinen Namen, sondern nur eine Fallnummer und eine klinische Beschreibung. Einen Meter und neunundfünfzig Zentimeter groß; Haarfarbe braun; Augenfarbe braun; schlank; Alter etwa Mitte zwanzig. Nackt, aber ein T-Shirt, das in ihrer Nähe gefunden wurde, lieferte bei einer genauen Untersuchung Proben von ihrem Blut und abgelöste Hautzellen. Sie war in einem Schuttcontainer auf einem Bauhof im Hinterland des Ampthill Estate gefunden worden und war zu diesem Zeitpunkt bereits drei Tage tot gewesen. Der Fallbericht datierte vom Mittwoch, dem 14. September – dem Tag, nach dem der Geist zum ersten Mal im Bonningtonarchiv aufgetaucht war.
    Die Einzelheiten waren grässlich. Man hatte das Mädchen sexuell missbraucht, und zwar sowohl vaginal als auch anal, mit Samenspuren nur in der Vagina, aber Verletzungen in beiden Bereichen, die auf eine Vergewaltigung hinwiesen. Ihr Gesicht war durch ein scharfkantiges, unregelmäßig geformtes Instrument, das schwere Fleischwunden und hohen Blutverlust, verursacht hatte, übel zugerichtet worden. Der polizeiliche Pathologe hatte viel Zeit darauf verwendet, die Gesichtsverletzungen aufzuzählen: »eine Vielzahl oberflächlicher, unregelmäßiger Schnitte und Schürfwunden, die in Tiefe und Profil variieren«, hatte er schlicht und nüchtern geschrieben, ehe er die Position und den Umfang jeder einzelnen Wunde aufzählte. »Das Tatinstrument wies zahlreiche unterschiedliche Flächen und Kanten auf, die unabhängig voneinander auf das Opfer einwirkten«, schloss er. Doch die Todesursache war Ersticken. Das T-Shirt hatte man ihr tief in den Hals gestopft, bis sie nicht mehr atmen konnte.
    Die Gesichtsverletzungen waren ein eindeutiges Indiz. Gleichermaßen das T-Shirt. Auf dem Foto konnte man deutlich das Motiv lesen: открыто . Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete, aber sogar ich konnte erkennen, dass die Schrift kyrillisch war, und es war eigentlich auch kein T-Shirt, sondern ein weißes, ärmelloses Hoodie.
    Unter den restlichen Dokumenten fand ich auch eine Fotografie vom Kopf und den Schultern des Mädchens. Die pedantische Beschreibung dieser Wunden schaffte es nicht, die Realität zu vermitteln, und ich schreckte innerlich zurück, als ich die blutige Masse rohen Fleisches sah, die alles war, was von ihrem Gesicht noch existierte. Schon als ich sie das erste Mal erblickt hatte, hatte ich gewusst, dass sie keinen Schleier trug. Ich hatte nur nicht zu intensiv darüber nachdenken wollen, was es wirklich war.
    »Du bist es also«, dachte ich. »Jemand hat dich vergewaltigt. Jemand hat dich ermordet, jemand hat deine Seele in eine magische Zwangsjacke eingesperrt, und dann haben sie mich geholt, um mit dir ein Ende zu machen.«
    Die Wut brodelte in meiner Brust bis hinauf in den Hals und suchte sich einen Weg zwischen meinen zusammengepressten Zähnen hindurch. Sie linderte ein wenig das ätzende Gefühl des Schreckens und der Hilflosigkeit, daher war sie mir durchaus willkommen. Aber etwas Bizarres geschah damit, als sie die atavistischen Rumpelkammern meines Gehirns erreichte. Das Antlitz meiner Schwester Katie schob sich immer wieder zwischen mich und das verheerte Gesicht auf dem Foto, und ich wurde für einen Moment von Tränen geblendet. Es waren keine blutigen Tränen, nur die normale Variante, aber sie waren heiß und brannten. Trauer und bittere Scham plagten mich. Ich versuchte gar nicht, diese Empfindungen zu analysieren, sondern ich ertrug sie, bis sie nachließen, ich sie wieder beherrschte und mich auf ihre Ursache konzentrieren konnte.
    Jemand würde bezahlen. Es half ein wenig, dass ich diesen Eid ablegen konnte. Jemand würde dafür erbarmungslos und gründlich zur Kasse gebeten werden.
    Ich beschäftigte mich wieder mit dem Material, das Dodson mir übergeben hatte. Nichts in den weiteren Aufzeichnungen wies darauf hin, dass die Tote zu irgendeinem Zeitpunkt der Ermittlungen identifiziert worden war. Genau genommen war das Wort »Ermittlungen« viel zu großspurig. Die Polizei hatte in der Nachbarschaft ein paar Klinken geputzt, um zu erfahren, ob jemand etwas gehört habe, und zwar trotz der deutlichen Feststellung des Pathologen, dass »kein Beweis für Gewalteinwirkung oder

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