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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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drehte ihn. Das Klicken hallte überlaut in dem kahlen, stillen Raum wider.
    Während ich die Tür mit dem Fuß aufzog, packte ich ihn in Brusthöhe am Oberhemd und stieß und schob ihn auf den Treppenabsatz. Er jaulte in panischer Angst auf. »Nein! Nicht! Nicht da runter!« Er wehrte sich, was keine gute Entscheidung war, denn wir hatten beide keinen sicheren Stand. Er rutschte mir aus der Hand und fiel kopfüber die Treppe hinunter.
    Ich streckte mich und fand die Wand, die mich davor bewahrte, ihm auf gleiche Weise zu folgen. Ich brauchte einen Moment, um zu Atem zu kommen, und zog die obere Tür hinter uns zu, ehe ich ihm gemütlich nach unten folgte. Solange wir Richs Schlüssel hatten, konnten wir jederzeit den Keller verlassen und würden in der Zwischenzeit nicht gestört.
    Rich hatte sich halb aufgerafft und lag halb auf dem unteren Rand der Matratze. Ich stand über ihm, holte eine rechteckige Karte aus der Tasche und ließ sie fallen. Sie flatterte herab und landete dicht neben seinem Kopf. Benommen blickte er sie an. Die Aufschrift auf der Karte lautete IN 7405 818.
    »Im Notfall«, übersetzte ich. »Sie sagten es letzten Montag zu mir, als Sie mir eine Flasche Lucozade aus dem Kühlschrank anboten, und Sie wollten es auch am nächsten Tag sagen, überlegten es sich jedoch anders, und ich wiederholte es für Sie. Ich hatte es vergessen, um ehrlich zu sein. Ich dachte immer noch, IN seien jemandes Initialen, oder es bezeichne irgendetwas Spezielles. Aber heute gaben Sie mir Ihren Flachmann, während der Hochzeit, und es klickte bei mir.«
    Rich stemmte seinen Körper schwankend vom Boden hoch. Er schüttelte den Kopf und sagte etwas, das bei seinem abgehackten, pfeifenden Atmen unmöglich zu verstehen war.
    »Kein besonders überzeugender Beweis?«, interpretierte ich sein Murmeln. »Nein, da haben Sie höchstwahrscheinlich recht. Aber Sie wussten, wohin Sie hinsehen mussten, nicht wahr, Rich? Als ich sagte, unten gebe es noch einen weiteren Raum, sahen Sie sofort zur Tür. Nur ist die Tür durch diese hässliche Wandtäfelung getarnt, daher konnten Sie unmöglich wissen, wo sie sich befand. Jedenfalls nicht auf unverdächtige Art und Weise.«
    Ich lief langsam warm – und reizte ihn, damit er mir antwortete. Ich wollte die Geschichte. Ich wollte aus seinem eigenen Mund hören, was hier unten geschehen war.
    »Das waren also der erste und der zweite Streich, ja? Dann ist da das Faktum, dass Sie sich in osteuropäischen Sprachen auskennen und der Geist Russisch spricht. Nur haben Sie ihn niemals reden gehört, nicht wahr, Rich? Jeder andere in diesem Laden hörte sie sprechen, aber Sie – der Einzige, der die Sprache hätte eindeutig erkennen und uns berichten können, was sie gesagt hat – waren aus rätselhaften Gründen taub.
    Aber der vierte Streich ist mein liebster. Das war, als Sie sich in Peeles Büro schlichen und eine Seite aus dem Protokollbuch rissen. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, warum es getan worden war – welchen Nutzen jemand daraus ziehen konnte –, und schließlich kam ich auf die Antwort. Ich erkannte schließlich, was fehlte.
    Dieses Mädchen ist irgendwann um den zehnten September herum gestorben – vielleicht einen oder zwei Tage vorher, aber ganz sicher nicht nachher. Die erste Sichtung des Geistes aber fand am Dienstag, dem Dreizehnten statt. Aber nicht diese erste Sichtung riss jemand aus dem Buch heraus. Die war noch dort, geschildert bis ins kleinste, langweilige Detail. Weil der Geist offensichtlich nicht versteckt werden konnte: Jeder sah mittlerweile die weibliche Erscheinung. Daher hat man etwas ganz anderes versteckt. Etwas, von dem unser geheimnisvoller Gast nicht wollte, dass es mit dem Geist in Verbindung gebracht würde, falls später jemand lästige Fragen stellte.«
    »Nichts …«, brachte Rich hervor, wobei seine Stimme wie ein leises Knurren klang, »… nichts davon hat … irgendwas mit mir zu tun.«
    Darüber konnte ich nur düster lächeln. »Wissen Sie, ich glaube, das hatte es doch«, sagte ich und trat für den Fall, dass er einen weiteren Fluchtversuch beabsichtigte, dicht vor ihn. »Ich denke, es geschah in jener berühmten Zeit, als Sie Ihre Hand in einer Schublade einklemmten. Um zu demonstrieren, was für ein sympathischer Tollpatsch Sie sind. Um zu demonstrieren, dass es Ihnen nichts ausmacht, wenn man über sie lacht. Nur war es keine Schublade, nicht, Rich? Sie zogen sich die Verletzung zu, als es ihr ans Leben ging. Ich vermute, es war

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