Felix, der Wirbelwind
bewarb. Nee, hätte Fabi sofort und bissig geantwortet. Nie im Leben täte er das. Aber wenn sich der Tabakhändler einmal dazu durchringen sollte, sich als Fass Teer für den Straßenbau zur Verfügung zu stellen, dann würde er, Fabi, sofort in ihn investieren. Danach hätten sie alle den Kopf eingezogen. So etwas sagte man niemandem ungestraft. Doch der Tabakhändler hätte nur heiser gelacht, so heiser, dass sie geglaubt hätten, er würde ersticken. Doch leider hätte er es überlebt, denn jetzt wäre die größte Gemeinheit gekommen.
„Gut", hätte er böse gejapst. „Das war wirklich nicht schlecht. Aber dann wisst ihr ja auch, was ich von euch als Fußballern halte."
Leon, Marlon und ich konnten es einfach nicht fassen. Das war doch nicht möglich. Wir waren so kurz vor dem Ziel. Da rutschte Raban nervös hin und her und meldetet sich wie in der Schule zu Wort.
„Ähem. Einen Sponsor gibt es vielleicht!", stammelte er und sofort hingen alle an seinen Lippen.
„Mein Onkel ist Metzger", fuhr Raban fort und der würde uns gern unterstützen. Wenn wir sein Zeichen auf der Brust tragen, spendiert er jedem von uns für jedes Spiel eine Wurst."
Stolz zeigte uns Raban das Geschäftszeichen seines Onkels. Es war eine Wurst auf zwei Beinen mit einem grinsenden Schweinegesicht.
„Ist das wirklich dein Ernst?", fauchte Leon ihn an, doch Raban blieb zuversichtlich.
„Wir könnten die Würste verkaufen", meinte er ernst.
„Ja, natürlich können wir das." Leon konnte es einfach nicht fassen. „Und wie heißen wir dann?", fragte er. „Die Wilden Würste?"
Jetzt hatte auch Raban begriffen. Er sah das Entsetzen in unseren Gesichtern und senkte betreten den Kopf.
„Dann müssen wir halt auf die Trikots verzichten."
Das klang ganz schrecklich, aber er hatte Recht. Der Plan meiner Mutter war damit gescheitert. Ohne Trikots waren wir kein richtiges Team.
„Nein. Das geht nicht", protestierte Fabi. „Das verstößt gegen Punkt drei unserer Satzung:,Gib niemals auf!’ Das haben wir alle geschworen."
Verflixt, auch er hatte Recht, und ich hab es euch doch schon am Anfang gesagt. Fabi ist für alles zu haben. Er hat immer eine Lösung parat. Für ihn existiert das Wort,Klemme’ gar nicht. Ja, und natürlich hatte er auch dieses Mal einen Plan: „Ich hab da einen Freund", sagte er, „und mit dem hab ich mich schon zweimal sehr gut verstanden. Den werden wir morgen besuchen. Wir müssen nur unsere Sparschweine mitbringen, ja, Gel in den Haaren kommt bestimmt gut und dann brauchen wir noch unsere Sonnenbrillen."
Wir verstanden kein Wort. Aber das war eben Fabi, und wir vertrauten ihm blind.
Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann!
Am nächsten Tag nach der Schule folgten wir Fabi in die Stadt. Jeder von uns hatte Gel im Haar, trug eine pechschwarze, echt coole Sonnenbrille und sein Sparschwein, seine Taschengelddose, sein Kopfkissen, sein ausgehöhltes Kuscheltier oder worin er sonst sein Geld aufhob, unter dem Arm. Aber wir wussten immer noch nicht, was Fabi vorhatte, bis wir vor der Sparkasse standen: der Sparkasse von Maxis Vater, und die war genauso piekfein wie die Alte Allee.
Maxi hielt noch nicht einmal an. Er wirbelte auf der Stelle herum und marschierte entschlossen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Mit der Sparkasse seines Vaters wollte er nichts zu tun haben, und wenn ich ehrlich bin, wollte das keiner von uns.
Wir dachten nur an das Henkersbeil und den lebenslänglichen Hausarrest, den man in der Sparkasse von Maxis Vater für zerschossene Fensterscheiben bekam. Am liebsten wären wir alle mit Maxi gegangen, doch das hatte überhaupt keinen Sinn. Eine Flucht war unmöglich und auch Maxi kam nicht sehr weit.
„Halt, Maxi, keinen Schritt weiter!", befahl Fabi in einem Ton, der Maxi gleichzeitig herumwirbeln ließ und auf dem Bürgersteig festnagelte.
„Wir haben alle auf die Satzung geschworen. Deshalb gelten für uns alle Regel drei, vier und fünf. Hast du das schon vergessen?"
Maxi schüttelte den Kopf. Er sah wirklich verzweifelt aus. Doch er konnte nicht anders. Er drehte sich um und ging noch weiter weg. Fabi sah ihm für ein paar endlose Herzschläge hinterher. Dann sagte er laut, aber ganz ruhig:
„Maxi, Regel drei: Gib niemals auf! Regel vier: Einer für alle und alle für einen. Und Regel fünf: Wer die Witden Kerte jemals verlässt, der ist ein Verräter!"
Maxi ging noch zwei Schritte weiter. Dann blieb er stehen, drehte sich um und kam schließlich mit hängenden
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