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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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für Weihnachtsschmuck ein."
    Willi überlegte und kratzte sich ein weiteres Mal an der Stirn.
    „Puh. Das ist verflixt noch mal ernst. Ich weiß nicht", murmelte er und gab Marlon den Vertrag wieder zurück.
    „Ich weiß wirklich nicht, wo mein Messer ist. Verflixt und zugenäht! Wo hab ich es nur?", schimpfte er, durchsuchte all seine Taschen, fand es irgendwann endlich, klappte es auf, ritzte sich in den Daumen und drückte ihn mit unserem Schwur auf seinen Vertrag.
    „Alles ist gut", gelobte er feierlich und in den zweiten Teil fielen wir alle begeistert mit ein: „ ... solange du wild bist!"
    Dann schrieben wir alle zusammen einen Brief an die Bayern. Sonntag in drei Wochen wollten wir gegen sie spielen. Das schlugen wir vor, denn in drei Wochen würden wir unsere Trikots bekommen und drei Wochen wären auch genug Zeit, dafür zu trainieren. Davon gingen wir mit unserem neu erwachten Kampfgeist und Selbstbewusstsein auf jeden Fall aus, aber zum Glück ahnte niemand von uns, wie gut die Bayern in Wirklichkeit sind.

Die Herausforderung
    Am nächsten Morgen nahmen wir den Brief mit zur Schule. Niemand anderes als Rocce sollte und durfte den Bayern unsere Herausforderung überbringen. Das mussten wir noch nicht einmal diskutieren. Das war eine Frage von Ehre und Stolz. Rocce und sein eingebildeter Vater sollten als Erste erfahren, dass wir nicht aufgeben würden.
    Wir trafen uns auf der Treppe, die vom Pausenhof zum Schulgebäude hochführte.
    „Alles ist gut!", grüßten wir die, die schon da waren, und „Solange du wild bist!", antworteten die, die noch kamen.
    Dann setzten wir uns auf die Stufen. Das erste Klingeln ertönte und die anderen Kinder strömten an uns vorbei in ihre Klassen hinein. Der Schulhof wurde zum Geisterplatz. Das Wetter stand immer noch Kopf. Mitten im Juni war es so kalt und so grau wie im tiefsten November. Windböen wehten den Staub aus den Ecken und trieben ihn wie Nebelschleier über den rauen Asphalt. Wir konnten den Eingang des Schulhofs kaum noch erkennen und deshalb sah uns Rocce auch nicht, als er endlich erschien.
    Wie jeden Tag kam er in letzter Minute und wir wussten, warum er das tat: Seit unserem Besuch bei ihm zu Hause im Himmelstor Nr. 13 ging er uns aus dem Weg und auch wir hatten ihn seitdem ignoriert. Deshalb rechnete Rocce bestimmt nicht damit, dass wir hier auf ihn warteten.
    Langsam, den Blick auf die Füße gerichtet, trottete er auf uns zu. Für einen Moment war ich richtig verblüfft. So wie Rocce da auf uns zukam, sah er gar nicht mehr aus wie der strahlende Junge, den wir am ersten Tag nach den Pfingstfe- rien kennengelernt hatten. Vielleicht lag es ja nur am trostlosen Wetter, aber so, wie Rocce jetzt auf uns zukam, sah er traurig, einsam und unglücklich aus. Für einen kurzen Moment vergaß ich, was er uns angetan hatte und dass er unser Feind war. Für einen kurzen Moment glaubte ich fast, dass er uns vermisste. Besonders als er uns entdeckte. Da huschte ihm ein Lächeln wie ein Sonnenstrahl übers Gesicht. Doch dann erkannte er, was wir wollten. Das Lächeln verschwand und die Einsamkeit und die Traurigkeit wichen einem eiskalten Stolz. Ja, Rocce war mit Sicherheit nicht weniger wild als wir selbst. Er hätte perfekt in unsere Mannschaft gepasst. Aber das stand jetzt leider nicht zur Debatte. Jetzt war er unser Gegner und Feind. Aufrecht und stolz schritt er direkt auf uns zu.
    Und er zuckte auch nicht zusammen, als wir uns auf ein Zeichen von Leon alle erhoben. Wie eine dunkle, bedrohliche Mauer versperrten wir ihm den Weg und für einen Moment hörte man nur das Pfeifen des Windes. Dann trat Leon einen Schritt auf ihn zu und die beiden berührten sich fast mit den Nasen. „Hallo, Leon!", begrüßte Rocce ihn tonlos, doch Leon hatte keinen Sinn für solche Formalitäten.
    „Du weißt, warum wir hier auf dich warten?", fragte er Rocce, wie man einen Feind nun mal fragt. Rocce nickte nur mit den Augen.
    „Okay!", nickte Leon zurück. „Dann bring diesen Brief zu den Bayern."
    Er drückte Rocce unseren Brief vor die Brust. Der nahm ihn und sah ihn sich an. Der Umschlag war schwarz wie die Nacht und mit unserem Wappen als Siegel verschlossen. Wieder huschte ein Lächeln durch Rocces Gesicht. War es Freude, wie ich jetzt schon zum zweiten Mal dachte, oder war es nur Spott. Leon auf jeden Fall entschied sich für Spott.
    „Und noch eins. Sag deinem Vater und allen, die so denken wie er: Wir lassen uns nichts mehr gefallen."
    Leons Blick war pure

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