Felsen der Liebe
gefahren war, überraschte sie nicht. Obwohl sie nicht lange mit ihm zusammengelebt hatte, hatte sie schnell gemerkt, dass er Alkoholiker gewesen war.
Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass Guy ihr etwas verschwieg. Allerdings hatte sie keine Gelegenheit mehr, weitere Fragen zu stellen, denn er rief den Kellner herbei, um die Rechnung zu begleichen. Anschließend kehrten sie in ihr Abteil zurück, wo sie sich wieder in ihre Lektüre vertieften.
Meg kam zu dem Entschluss, dass sie im Grunde gar nicht wissen wollte, ob Jack möglicherweise absichtlich gegen den Baum gerast war. Sie wollte die Vergangenheit endlich hinter sich lassen, und das betraf nicht nur Jack, sondern auch den Mann, der ihr gegenübersaß und der ihr damals das Herz gebrochen hatte.
6. KAPITEL
“W ann kommt Maxine nach Hause?”, erkundigte sich Guy, als das Taxi vor Megs Haus hielt.
“In ungefähr einer Stunde. Am besten, du kommst mit rein”, fügte Meg hinzu, da sie ihn schlecht vor der Tür warten lassen konnte.
Nachdem sie ausgestiegen waren, schloss Meg die Tür auf und nahm die Post aus dem Briefkasten. Guy folgte ihr in die Küche.
Leider hatte sie vergessen, wie unordentlich Vicki war. Innerhalb eines Tages hatte sie es geschafft, den Raum in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Angewidert ließ Meg den Blick über die schmutzigen Töpfe vom Vorabend und den Tisch schweifen, auf dem noch die Überreste des Frühstücks standen.
“Dein Freund ist ja nicht gerade ein begnadeter Hausmann, stimmt ‘s?”, bemerkte Guy sarkastisch. “Und obendrein ist er noch Raucher.”
Er selbst war ein ausgesprochener Ordnungs- und Gesundheitsfanatiker, und Meg dachte mit einigem Unbehagen darüber nach, dass Maxine sich auch oft über Vickis schlampige Art und ihre schlechten Manieren aufregte.
“Es gibt schlimmere Eigenschaften”, erklärte Meg scharf, während sie anfing, den Tisch abzuräumen.
Guy nahm eine Zigarettenkippe aus dem Aschenbecher. “Offenbar benutzt dein Freund Lippenstift.”
“Es gibt keinen Freund”, erklärte sie schließlich, damit Guy endlich den Mund hielt. “Eine Freundin von mir hat hier eingehütet.”
“Wie interessant! Ich frage mich nur, warum du mir das nicht gleich erzählt hast.”
“Du hast falsche Schlüsse gezogen”, korrigierte sie ihn.
“Und du hast mich in dem Glauben gelassen. Wolltest du dich damit schützen?”
“Schützen?” Meg warf ihm einen fragenden Blick zu.
Er folgte ihr zur Spüle. “Vor meinen Annäherungsversuchen.”
“Wohl kaum!”, fuhr sie ihn an und wirbelte herum. “Damals hat es dich ja auch nicht gestört, dass ich verheiratet war.”
Die Worte waren ihr so herausgerutscht, doch als sie den kalten Ausdruck in seinen Augen sah, bekam sie plötzlich Angst.
Guy umfasste ihren Arm, damit sie nicht vor ihm fliehen konnte. “Es hat mich sehr wohl gestört. Es hat mich schon vorher gestört, als ich die Frau meines Bruders begehrt habe – und auch danach, als du zu ihm zurückgekehrt bist.”
“Hör auf!” Sie versuchte, sich aus Guys Griff zu befreien, und stieß dabei eine Pfanne von der Spüle, die scheppernd zu Boden fiel.
“Lass mich los!”, verlangte sie, nachdem sie sich von dem Schrecken erholt hatte.
Er ließ sie sofort los, wirkte jedoch nicht im Mindesten verlegen. “Anscheinend geht Jacks Wunsch schon jetzt in Erfüllung.”
Guy hatte Recht. Sie waren noch nicht einmal einen Tag zusammen, und schon machten sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle. Ob Jack das wirklich beabsichtigt hatte?
“Ich würde es nicht einmal sechs Stunden mit dir unter einem Dach aushalten”, erklärte Meg, “geschweige denn sechs Monate.”
“Du musst es aber.”
“Nein, das muss ich nicht.” Sie schüttelte den Kopf. “Bitte geh jetzt.” Dann wandte sie sich ab und eilte nach oben in ihr Schlafzimmer, wo sie sich aufs Bett setzte.
Im nächsten Moment klingelte es an der Tür. Sie stand auf und trat in den Flur hinaus, aber Guy hatte bereits geöffnet.
“Oh … hallo”, hörte sie Vicki sagen. “Du bist Guy, stimmt ‘s? Ist Meg wieder zurück?”
“Ja, sie ist oben”, antwortete er zögernd, als würde er über etwas nachdenken.
“Wenn sie schläft, sag ihr nachher, dass alles in Ordnung ist”, fuhr Vicki fort. “Ich wollte nur meine Sachen holen.”
Meg hörte dem Gespräch schweigend zu, in der Hoffnung, dass sowohl Vicki als auch Guy nun verschwinden würden.
Wenige Minuten später wurde die Haustür wieder geschlossen. Da Meg annahm, sie
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