Felsen der Liebe
neun?”
“Ach, was denkst du denn?”, erwiderte Maxine. “Sie hat kein Wort gesagt. Um elf war ich so müde, dass ich freiwillig gegangen bin, und da war dieses Monster Edward immer noch wach.”
“Wer ist Edward?”, warf Guy ein.
“Ihr Sohn”, erklärte sie.
“Vicki ist verheiratet?”, erkundigte er sich an Meg gewandt.
Meg schüttelte den Kopf.
“Edward ist sozusagen das Produkt einer verflossenen Liebe. Das sagt Vicki jedenfalls immer”, fuhr Maxine auf den vernichtenden Blick ihrer Mutter hin fort. “Sogar in seiner Gegenwart. Kein Wunder, dass er nicht ganz dicht ist.”
“Maxine!”, warnte Meg.
“Ich bin jedenfalls froh, dass du meine Mutter bist”, verkündete Maxine mit ihrem charmantesten Lächeln.
Wider Willen musste Meg lachen, so dass sie Guy einen Moment lang vergaß.
Dann stellte sie fest, dass er ebenfalls lächelte, seine Augen jedoch spöttisch funkelten. Sekundenlang fragte sie sich, ob er Maxine erzählen würde, was gerade zwischen ihnen vorgefallen war, aber gleich darauf kam sie zu dem Entschluss, dass es absurd war. Nicht einmal er konnte so taktlos sein.
Natürlich erwähnte er es mit keiner Silbe, sondern stellte Maxine Fragen über die Schule und erzählte einige Anekdoten aus seiner Schulzeit. Sie unterhielten sich so angeregt, als würden sie sich schon lange kennen, und Meg, die an die Spüle getreten war, kam sich wieder einmal wie eine Außenseiterin vor. Wenn er in ihre Richtung schaute, funkelte sie ihn feindselig an.
Offenbar veranlasste ihn ihr Verhalten, auf den Anlass seines Besuchs zu sprechen zu kommen. “Maxine, wir müssen mit dir über das Testament deines Vaters sprechen”, begann er daher ohne Umschweife.
“Über sein Testament?” Maxine warf Meg einen fragenden Blick zu, doch diese wollte es Guy überlassen, es ihr zu erzählen.
“Dein Vater hat dir zwar nichts direkt hinterlassen, aber deiner Mutter”, fuhr er fort. “Er hat ihr die Hälfte von Heron’s View überschrieben, unter der Bedingung, dass sie mindestens sechs Monate dort wohnt.”
Offenbar gefiel Maxine der Gedanke, denn ihre Miene hellte sich schlagartig auf.
“Heißt das, wir werden nach Cornwall ziehen? Wow! Ist das Haus am Meer?”
Guy nickte. “Man hat einen wirklich fantastischen Ausblick auf den Atlantik.”
Maxine strahlte, aber dann fiel ihr etwas ein. “Und was passiert, wenn die Zeit vorbei ist? Kommen wir wieder hierher?”
“Ja”, antwortete Meg an seiner Stelle.
“Müssen wir denn?”, erkundigte sich Maxine an Guy gewandt. “Ich meine, wenn das Haus uns zur Hälfte gehört und es uns dort gefällt, warum können wir dann nicht dort bleiben?”
“Theoretisch könntet ihr das”, erwiderte er und erntete dafür einen verzweifelten Blick von Meg. “Aber darüber muss deine Mutter entscheiden.”
“Mum, wann wollen wir los?”
“Ich weiß nicht.” Meg versuchte vergeblich, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. “Du kannst nicht mitten im Schuljahr die Schule wechseln.”
“In zwei Wochen gibt es Sommerferien”, erinnerte Maxine sie.
Daran hatte Meg noch gar nicht gedacht. In den Ferien war es für sie immer problematisch, zu arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Tochter zu kümmern. Und da Geld knapp war, konnten sie normalerweise nur eine Woche Ferien am Meer machen.
“Das wird toll!”, rief Maxine begeistert. “Wir können schwimmen und reiten. Onkel Guy hat auch ein Segelboot, nicht?”
Guy nickte und sah dabei Meg an. “Früher ist deine Mutter sehr gern gesegelt. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie sich dabei auch sehr geschickt angestellt.”
“Wirklich, Mum?”, meinte Maxine überrascht, die sich ihre Mutter offenbar nicht auf einem Segelboot vorstellen konnte.
Meg zuckte die Schultern und atmete tief durch, um nicht die Fassung zu verlieren. So begeistert Maxine auch sein mochte, für sie, Meg, würde es eine Strafe sein, in Heron’s View leben zu müssen.
“Ich könnte es dir beibringen”, bot Guy an. “Deiner Mutter habe ich es damals auch gezeigt.”
“Das wäre super, Onkel Guy!”, erklärte Maxine begeistert.
Als Guy sie anlächelte, schien sein Gesichtsausdruck echte Zuneigung zu verraten. Vielleicht mochte er Maxine tatsächlich, aber für Meg war das kein Trost.
Maxine merkte, dass ihre Mutter nicht so angetan war. “Es ist bestimmt toll dort, Mum. Außerdem geht es dir finanziell viel besser, wenn du noch ein Haus hast.”
Meg wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie hatte
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