Felsen der Liebe
keine Lust, die finanziellen Aspekte zu erörtern.
“Das stimmt nicht ganz”, mischte Guy sich ein. “Sie kann ihre Hälfte nur an mich verkaufen, und ich kann das Geld leider nicht aufbringen.”
“Oh.” Während Maxine darüber nachdachte, schüttelte Meg kaum merklich den Kopf. Damit wollte sie ihn davon abhalten, Maxine zu erzählen, dass sie eines Tages das ganze Haus erben konnte.
Er mochte durchaus vorhaben, sie als alleinige Erbin einzusetzen, aber es bestand immer noch die Möglichkeit, dass er heiratete und eine Familie gründete. Meg wollte verhindern, dass Maxine sich falsche Hoffnungen machte.
“Das ist egal.” Maxine zuckte unbekümmert die Schultern. “Wir können doch wenigstens sechs Monate dort leben, nicht, Mum?”
Am liebsten hätte Meg Nein gesagt. Ihr machte es nichts aus, auf das Erbe zu verzichten, denn sie hatte sich mittlerweile an ihren bescheidenen Lebensstil gewöhnt. Andererseits fiel es ihr schwer, Maxine zu enttäuschen, die sie aus ihren großen blauen Augen flehend ansah und sich offenbar bereits ausmalte, bald in einer Art Schloss auf den Klippen zu wohnen.
“Also gut”, gab Meg schließlich nach.
Maxines entzücktem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie die richtige Entscheidung getroffen.
Guy wirkte nicht minder erfreut, was auch kein Wunder war. Sobald er die sechs Monate überstanden hatte, würde Heron’s View ihm allein gehören.
“Und wann geht es los?”, drängte Maxine.
“Du musst deiner Mutter ein bisschen Zeit geben”, mischte Guy sich ein. “Sagen wir, innerhalb der nächsten vier Wochen?”, fügte er an Meg gewandt hinzu.
“Ja, einverstanden”, erwiderte Meg, als er aufstand.
“Bis bald, Maxine.” Er lächelte dem Mädchen zu, bevor er Meg in den Flur folgte.
Mühsam beherrscht öffnete Meg ihm die Haustür. Wie immer hatte er bekommen, was er wollte.
“Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen”, meinte er, als hätte er ihre Gedanken erraten.
“Vielleicht. Aber erwarte nicht, dass ich mich freue.”
Er ignorierte ihren bitteren Tonfall. “Ich weiß eigentlich nie, was ich von dir erwarten kann, Meg. Im einen Moment bist du wie eine Furie, und im nächsten … Denk daran, was vorhin passiert ist.”
Das sollte vermutlich eine Anspielung darauf sein, dass sie sich von ihm hatte verführen lassen. Am liebsten hätte Meg ihm eine Ohrfeige verabreicht, doch sie riss sich zusammen.
“Was ist denn passiert?”, erkundigte sie sich betont gleichgültig. “Ach, du meinst das, was vorhin in meinem Schlafzimmer gelaufen ist. Ich hoffe, du interpretierst nicht zu viel hinein. Ich habe nämlich erst vor einigen Monaten mit meinem letzten Freund Schluss gemacht”, fügte sie so lässig wie möglich hinzu.
Zufrieden beobachtete sie, wie Guy zusammenzuckte.
“Jack hat damals zu mir gesagt, du hättest dich als Hure entpuppt”, entgegnete Guy schroff. “Hätte ich bloß auf ihn gehört!”
Offenbar glaubte er seinem Bruder jetzt, wie der verächtliche Ausdruck in Guys Augen bewies. Meg zwang sich jedoch, die Fassung zu wahren, bis Guy die Tür hinter sich zugeknallt hatte und gegangen war. Erst danach wurde ihr klar, wie dumm sie sich benommen hatte.
Sie hatte ihn in seine Schranken weisen wollen, aber warum war ihr nichts Besseres eingefallen, als ihm den Eindruck zu vermitteln, sie wäre ein Flittchen? Ausgerechnet sie, die in ihrem Leben nur zwei Männer gehabt hatte.
Andererseits bewirkte sie damit vielleicht, dass er sich in Zukunft von ihr fern hielt, und das wollte sie schließlich, oder nicht?
Das sagte ihr zumindest ihr Verstand, während ihre Gefühle ihr etwas ganz anderes signalisierten. Doch sie musste sie unterdrücken, bevor Guy ihr zum zweiten Mal das Herz brach.
7. KAPITEL
“E s ist absolut super!”, verkündete Maxine zwei Wochen später, am Morgen nachdem sie in Heron’s View eingezogen waren. Meg seufzte resigniert. Was hätte sie auch sagen sollen?
Als sie in der Nacht angekommen waren, hatten sie sich gleich schlafen gelegt und daher nicht mehr viel vom Haus gesehen. Doch nun, da das Sonnenlicht zum Fenster hereinfiel, wirkte Heron’s View genauso schön, wie Meg es in Erinnerung hatte.
Maxines Zimmer war hell und geräumig und wesentlich schöner als das in London, zumal man von hier aus einen fantastischen Ausblick auf den Atlantik hatte. Es war modern und zweckmäßig eingerichtet und wie geschaffen für ein junges Mädchen.
Meg tröstete sich damit, dass es andererseits viele Nachteile
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