Felsen der Liebe
reichte ihr das schnurlose Telefon. “Hier. Ich hole es wieder ab, wenn du fertig bist. Ich erwarte nämlich einen Anruf.”
Meg nickte. “Danke.”
Nachdem er sich abgewandt hatte, machte sie die Tür zu. Dann setzte sie sich aufs Bett und atmete einmal tief durch, um sich innerlich zu wappnen. Sicher würde das Gespräch nicht einfach werden.
Zunächst war es nicht so schwer, weil Maxine versöhnlich reagierte. Sie wurde jedoch ausgesprochen störrisch, als Meg ihr klarzumachen versuchte, dass sie entschlossen war, nach London zurückzukehren. Schließlich schlug sie vor, noch einmal in Ruhe darüber zu reden, wenn sie auf Malta war. Nachdem Maxine verkündet hatte, sie wolle Heron’s View nie wieder verlassen, legte sie auf.
Meg ahnte bereits, dass sie auch in einem Gespräch unter vier Augen nicht viel erreichen würde. Sie konnte Maxine verstehen, denn sie hatte vermutet, dass es ihr in Cornwall entweder sehr gut oder überhaupt nicht gefallen würde. Und jetzt, da sie sich dort sehr wohl fühlte, wollte sie natürlich nicht mehr zurück nach London. Außerdem hätte ihr, Meg, klar sein müssen, dass Guy eine Art Vaterrolle für Maxine übernehmen würde. Es war ein großer Fehler gewesen, nach Heron’s View zu ziehen.
Meg war wütend auf sich selbst und ließ ihren Zorn an Guy aus, als dieser kam, um das Telefon abzuholen. Bereits nach dem ersten Klopfen riss sie die Tür auf und drückte es ihm in die Hand. “Hier.”
Sie wollte die Tür wieder schließen, doch er stellte einen Fuß dazwischen. “Gehe ich richtig in der Annahme, dass euer Gespräch nicht besonders erfreulich war?”
“Was hast du denn erwartet? Maxine hat es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, nach Greenbroke’s zu gehen.” Aufgebracht funkelte Meg ihn an.
“Komm schon, Meg, du hast dir die Schule doch selbst angesehen und mit der Direktorin gesprochen. Man wird Maxines musische Talente dort mehr fördern als auf ihrer alten Schule. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie so versessen darauf ist.”
Das konnte Meg nicht bestreiten. Da sie jedoch keine Lust hatte, sich auch noch mit ihm zu streiten, wandte sie sich ab und ging zum Fenster. Sie hoffte, er würde endlich verschwinden, doch er schloss die Tür von innen.
“Ich verstehe dich nicht”, fuhr er ruhig fort. “Du liebst Maxine doch. Willst du denn nicht das Beste für sie?”
“Natürlich will ich das!”, Wütend drehte Meg sich zu ihm um. “Darum geht es auch gar nicht. Ich hätte es niemals zulassen dürfen, dass sie hierher kommt. Selbst wenn ich die sechs Monate hier wohne, was passiert dann? Maxine muss trotzdem wieder auf ihre alte Schule gehen, und es wird ihr noch schwerer fallen als jetzt.”
“Sie muss nicht zurück”, konterte Guy.
“Was soll das heißen?”
“Ihr könntet hierbleiben.”
Verwirrt schaute Meg ihn an. “Du meinst, für immer?”
“Ja. Das Haus gehört zur Hälfte dir, falls du es vergessen hast.”
“Aber …” Meg fragte sich, ob das sein Ernst war. “Es dauert mindestens noch fünf Jahre, bis Maxine mit der Schule fertig ist. Du kannst dir doch unmöglich wünschen, dass wir die ganze Zeit hier wohnen.”
“Ist dir überhaupt jemals klar geworden, was ich mir wünsche?” Er verzog spöttisch den Mund. “Außerdem ist das völlig irrelevant. Du kannst den Rest deines Lebens in Heron’s View verbringen, und ich kann nichts dagegen tun. Wenn du mir nicht glaubst, frag doch den Anwalt.”
Verständnislos erwiderte sie Guys Blick. Warum erzählte er ihr all das bloß? Zählte er denn nicht die Tage, bis sie endlich von hier verschwand?
“Lass uns einmal außer Acht”, schlug er vor. “Wir haben unser Leben ruiniert. Aber was ist mit Maxine? Findest du nicht, dass sie etwas Besseres verdient hat?”
“Das ist nicht fair.” Sofort verspürte Meg wieder die alten Schuldgefühle. “Selbst wenn wir hier bleiben würden, könnte ich es mir niemals leisten, Maxine nach Greenbroke’s zu schicken.”
“Ich aber.”
“Sie ist meine Tochter!”, brauste sie auf. “Bisher bin ich allein für ihren Lebensunterhalt aufgekommen, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.”
“Na gut”, räumte er ein, um gleich den nächsten Vorschlag zu machen. “Du könntest dein Haus in Putney verkaufen oder vermieten und davon das Schulgeld bezahlen. Du würdest sogar noch etwas übrig behalten.”
“Das ist …” Meg wollte “unmöglich” sagen, doch ihr war bewusst, dass es durchaus möglich war. “Du willst
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