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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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möglichst wenig.«
     
    Jennerwein konzentrierte sich. Er hatte eine autosuggestive Technik entwickelt, ein stehendes Bild zu erzeugen und so ins Vorfeld des Anfalls zu geraten. Er setzte diese Übung oft bewusst ein. Denn dann war es umso unwahrscheinlicher, dass er einen wirklichen, minutenlang andauernden Anfall bekam. Es war so ähnlich wie ein Gegenfeuer, das man entzündete, um einen größeren Brand zu verhindern. Er riss die Augen auf, versuchte an der Pupillenleuchte des Doktors vorbeizulinsen und eine kleine, flatterige Wolke am Himmel zu fixieren. Er konzentrierte sich auf das Bild, das sie ergab und stellte sich vor, dass sie sich langsam zur Seite bewegte. Dann fixierte er einen Ast des Kastanienbaumes, der im Wind hin und her schaukelte. Und wieder funktionierte es. Ein Vogel, der sich eben noch von einem Ast erhoben hatte, schwebte nun mitten in der Luft, unbeweglich und starr wie auf einem Gemälde.
    »Faszinierend«, murmelte Dr. Köpphahn. »Das Westphal-Piltz-Phänomen. Sie befinden sich mitten in einer akinetopsischen Wahrnehmungsstörung.«
    »Ich hätte Maler werden sollen«, murmelte Jennerwein. »Da wären mir diese Zustände äußerst nützlich.«
    »Wer weiß, welche Maler an dieser Krankheit litten! Ich tippe ganz schwer auf Vincent van Gogh. Schauen Sie sich einmal seine
Sternennacht
an. Und vergleichen Sie das mit Ihren eigenen Zuständen.«
     
    Die Graseggers standen vor dem Pfarramt.
    »Unglaublich!«, sagte Ursel kopfschüttelnd. »Der Jennerwein! Ob das einer weiß?«
    Die Graseggers waren durchaus Träger einiger Geheimnisse. Sie kannten den wahren Grund, warum Papst Benedikt zurückgetreten war. Sie wussten jetzt schon, wer die nächste Fußballweltmeisterschaft gewinnen würde. Jetzt glaubten sie, ein weiteres Geheimnis entdeckt zu haben.
    »Viel Glück beim Pfarrer«, sagte Ignaz und wandte sich zum Gehen.
     
    Und dann, mitten in der ärztlichen Umarmung, plodderte es in Jennerweins Jackentasche. Der Signalton für eine eingegangene SMS ertönte. Sofort zog er das Mobilfunkgerät heraus, schob den Arm des Professors beiseite und richtete sich auf. Der künstlich herbeigeführte Anfall hatte sich schlagartig aufgelöst. Er starrte auf das Display:
    Hallo Hu! War nur ein Spaß – Gruß Gu
    Jennerwein begriff nicht gleich. Sein erster Impuls war es, das Gerät wieder in die Tasche zu stecken und den Professor zu bitten, mit der Untersuchung fortzufahren. Ein Spaß? Jennerwein starrte die Nachricht nachdenklich an. Mit Daumen und Mittelfinger der freien Hand massierte er die Schläfen – eine Angewohnheit, über die in Polizeikreisen schon milde gespottet wurde. Im Revier hing eine entsprechende Karikatur. Ein Piktogramm mit der Bildunterschrift:
Psst! Chef denkt nach
. Er starrte weiter auf die SMS . Das passte gar nicht zu Bernie Gudrian. Schon wieder hatte er dieses Kribbeln im Nacken. Diese Nachricht stammte nie und nimmer von seinem Freund. Gudrian war überhaupt nicht der Typ, der einen noch so derben Spaß zurückgenommen oder sich gar dafür entschuldigt hätte. Jennerwein war sich sicher, dass diese Nachricht jemand anderer geschrieben hatte. Und es wurde ihm schlagartig klar, dass das nichts Gutes bedeutete.
     
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche«, sagte Jennerwein zum Professor, der sich diskret abgewandt hatte, »aber ich habe grade eine außerordentlich wichtige SMS bekommen. Ich –«
    Eigentlich musste er jetzt alles stehen und liegen lassen und den vorgeschriebenen Dienstweg beschreiten: Anruf in der Zentrale, Schilderung des Falls, Durchgabe der Grunddaten. Aber wenn es doch ein falscher Alarm war? Jennerwein entschloss sich, noch einen letzten außerdienstlichen Versuch zu wagen.
    »Professor, leihen Sie mir bitte Ihr Tablet. Ich will nur schnell etwas im Netz nachsehen.«
    Der Professor nickte. Bei einem Polizisten musste man wohl immer mit so etwas rechnen. Er schaltete das Aufnahmegerät aus.
     
    Jennerwein schraubte sich ins Internet. Sein Plan war, einen der früheren Klassenkameraden zu erreichen. Er tippte den Namen des ersten ein, der ihm einfiel: Heinz Jakobi. Der war zwei Reihen links neben ihm gesessen. Es kamen die üblichen Stay-Friends-Auflistungen. Hierbei konnte man die Telefonnummer des Gesuchten meist nur erhalten, wenn man sich anmeldete. Dazu war jetzt keine Zeit. Harry Fichtl. Erste Reihe, direkt vor ihm. Bei Fichtl war die Handynummer angegeben. Die Mailbox sprang an, es wurde gejodelt. Typisch Fichtl, dachte Jennerwein

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