Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Türkischen Fettschwanzschafen und Armenischen Riesenwildschafen – es ist gar nicht so leicht, das hinzubekommen. Aber irgendwann schaff ich es schon mal zu einem Eurer tollen Treffen. Dann bring ich eines der Wollmonster mit – zur Geheimen Stelle!
Feiert schön
Eure Christine
17
»Es wäre schon schön, wenn das klappen würde«, sagte Ignaz und legte den Arm um Ursel. »Die Sache fängt mir nämlich an, ziemlichen Spaß zu machen.«
Sie genossen die Mittagsstunde. Sie schlürften die champagnergetränkte Luft des Alpenvorlandes. Ursel hob den Kopf und schloss die Augen.
»Föhn«, sagte sie.
»Schaut so aus«, antwortete er.
Ehepaare.
Die Sonne schraubte sich hinter den Karwendelspitzen hoch wie eine alte, wütende Hexe, die sich ächzend auf ihren Thronsessel stemmt. Über den Ammergauer Alpen zogen jedoch schon die ersten Wolken auf. Ignaz stupste Ursel an und deutete den schmalen Bergweg hinunter, der das Restaurant
Bergpanorama
mit dem Kurort verband.
»Da, schau einmal! Hundertfünfzig Meter von hier, neben dem Kastanienbaum. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der Jennerwein.«
»Tatsächlich! Unser geschätzter Kommissar!«
»Jetzt schau halt nicht so auffällig hin.«
»Warum nicht? Was schadet das? Wir sind ja nicht auf der Flucht. Soviel ich weiß, ist es kein Verbrechen, auf einer Terrasse zu sitzen. Von mir aus kann er uns ruhig sehen. Soll er doch heraufkommen. Wir laden ihn zu einem Kaffeetscherl ein.«
»Ich frage mich bloß, was der da heroben will.«
»Spazierengehen wird er halt. Bergschuhe hat er an, ein rotkariertes Hemd, die Ärmel hochgekrempelt –«
»Fehlt bloß noch ein Trachtenhut mit Adlerfeder.«
»Jetzt spricht ihn einer an.«
»Kennst du den?«
Ursel kniff die Augen zusammen.
»Nein, den habe ich noch nie gesehen. Ein Einheimischer ist das jedenfalls nicht.«
»Da, schau, jetzt gehen sie weiter. Beide blicken sich unauffällig um, ob sie niemand beobachtet.«
»Geh zu, du bildest dir was ein.«
»Weißt du was: Das ist kein privater Spaziergang. Das ist ein konspirativer Treff, für den es keine Zeugen geben soll.«
»Und? Was geht uns das an?«
Ignaz ließ nicht locker.
»Der andere, das ist auch kein Polizist. Der sieht mir eher aus wie ein
ammignatu
.«
»Was – ein Polizeispitzel? Meinst du wirklich?«
»Ja, sicher. Der ist nicht so durchtrainiert wie einer von der Gendarmerie, der kommt ja kaum den Berg rauf. Der hat viel zu warme Kleidung an für die Jahreszeit. Der ist vor kurzem noch im Büro gesessen. Und dann schaut er sich viel zu oft und zu auffällig um. Eine Tasche hat er dabei. Er will dem Jennerwein sicher was übergeben. Ein paar Leitzordner vielleicht?«
»Der Jennerwein muss uns nicht mehr kümmern.«
»Aber wenn ich so zurückdenke, Ursel: Ein würdiger Gegner war er schon, das muss man ihm lassen.«
»In Zukunft brauchen wir so einen Gegner nicht mehr. Jetzt kriegen wir ganz andere Gegner. In der Politik.«
Wie aufs Stichwort erschien ein Mann in einem schlechtsitzenden Anzug und mit wehender Krawatte. Seine Schuhe waren staubig und abgelaufen, sein Teint wirkte ungesund. Er trat an den Tisch der Graseggers und verbeugte sich unmerklich.
»Ich will sofort zur Sache kommen.« Er redete leise und eindringlich. »Mein Name ist Gustav Stanjek, Standort- und Immobilienmanager der Firma CTZ . Sie sind sicherlich im Bilde, um was es geht?«
»Nein, eigentlich –«
»Wir müssen lediglich wissen, wie Sie im Fall Ihrer Wahl zum Bürgermeister zu einem eventuellen Ausbau unserer Filiale auf der grünen Wiese gegenüber vom Campingplatz stehen. Mit einer Genehmigung schaffen Sie viele Arbeitsplätze. Überlegen Sie es sich. Gustav Stanjek ist mein Name.«
Er wandte sich zum Gehen.
»Was ist CTZ ?«, fragte Ignaz. Stanjek drehte sich nochmals um. Er lachte hohl.
»Das ist gut! Wirklich gut! Sie haben Humor, das muss ich schon sagen.«
»Jetzt warten wir erst einmal ab, bis wir Bürgermeister sind«, sagte Ignaz ungeduldig. »Dann sehen wir weiter.«
Stanjek beugte sich über den Tisch.
»Die jetzige Erweiterung, die wir vorhatten, ist vom Bauamt nicht genehmigt worden«, sagte er leise. »Bürgerproteste aufgehetzter Neider und bezahlter Radaumacher haben ein Übriges getan. Ich bin ganz inoffiziell hier. Unser Gespräch wird nirgends protokolliert.«
»Ja und?«, sagte Ursel frostig.
»Eine positive Entscheidung soll Ihr Schaden nicht sein.«
»Jetzt wird es Zeit, dass du dich schleichst!«, sagte Ignaz
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