Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
in scharfem Ton.
Gustav Stanjek hüstelte.
»Sie werden schon sehen, was passiert«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich melde mich wieder.«
Dann verschwand er.
»Das war wohl schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Lokalpolitik«, sagte Ursel.
»Das ist ja schlimmer als in Sizilien.«
»In Sizilien hätte sich der
muffutu
wenigstens die Schuhe geputzt. Und wenn der Weg noch so staubig gewesen wäre.«
»Wie heißt es so schön:
Offerta indecente – scarpe polite.
Unanständige Angebote, saubere Schuhe.«
»Und umgekehrt.«
»Mit solchen Angeboten werden wir uns natürlich in der Politik öfters herumschlagen müssen.«
»Aber das ist der Preis, den man zahlen muss. Für ein geordnetes Leben.«
Die beiden lehnten sich entspannt zurück. Doch Ursel war plötzlich wieder hellwach.
»Du, jetzt aber!«
»Was ist denn?«
»Jetzt sind sie stehen geblieben.«
»Wer?«
»Ja, wer wohl? Der Jennerwein und sein
ammignatu
. Schade, dass wir nicht mehr im Geschäft sind. Mit einem guten Richtmikrophon –«
Ignaz unterbrach sie.
»Und du bist dir ganz sicher, dass wir das durchziehen sollten? Das mit der Forderung nach einem Amt als Ehepaar?«
»Da bin ich mir ganz sicher« erwiderte Ursel. »Eine kleine, verrückte Außergewöhnlichkeit braucht es schon. Mit einem 08 / 15 -Wahlprogramm geht heutzutage gar nichts mehr. Das machen alle anderen auch. Immer dieselben Sprüche, immer dieselben Versprechungen. Wir dagegen fangen gleich mit einem Paukenschlag an.«
»Ja, das stimmt schon. Wenn ich sehe, wie ein paar Großkopferte schon jetzt nervös geworden sind – und noch ist es ja nichts weiter als ein Gerücht.«
Ursel bat die Bedienung um die Rechnung.
»Der Chef lädt Sie ein. Und ein Schnapserl geht aufs Haus.«
»Wenn jemand schon Schnapser-
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sagt!«, murmelte Ignaz.
»Nein, wir zahlen schon selber«, sagte Ursel. »Wir lassen uns von niemandem einladen.«
Die zwei Unbestechlichen zahlten und saßen noch eine Weile da, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Ein Gewitter war im Anzug, bald würde es über dem Talkessel losbrechen.
»Weißt du was, Ignaz, jetzt gehen wir heim und machen einen genauen Zeitplan für die nächsten Tage. Ich habe große Lust, gleich heute Nachmittag loszulegen. Ich werde ein paar Bibliotheken anrufen, einen Termin mit dem Heimatpfleger mache ich auch gleich aus. Aber zuerst gehe ich zum Pfarrer. Ich schau mir seine Kirchenbücher an.«
Ursels Wangen glühten vor Tatendurst.
Die Hundsnurscher Resi trat an den Tisch.
»Ja, wer hockt denn da! Die neuen Bürgermeister! Das ist ja ein Zufall – grade haben wir von euch geredet! Eines sage ich euch: Unsere Stimmen habt ihr ganz sicher. – Aber weil wir uns gerade treffen – darf ich mich hersetzen? Ich bin so außer Atem. – Wir haben da schon lange einen Antrag bei der Gemeinde gestellt wegen einem Neubau – und unser Nachbar, der Kleinhäusler, der ganz ausgschaamte –«
SIEGFRIED SCHÄFER
Dr. rer. forest.
Oberforstrat
Liebe Freunde!
Diesmal gibt es von mir eine naturkundliche Führung durch Afrika! Da druckts Euch die Schusser raus, oder? Ist aber so.
Der afrikanische Kontinent hat sich nämlich vor 50 Millionen Jahren über die europäische Platte
drübergeschoben
, bei der Gelegenheit haben sich auch unsere Alpen gebildet. Wo wir also geboren und aufgewachsen sind, ist Ur-Afrika, uriger gehts gar nicht mehr. Die Zugspitze ist ein echt afrikanischer Steinhaufen, der Bindestrich-Kurort ist der nördlichste Flecken von Tunesien.
Bis bald – Euer Geo-, Bio- und Öko-Sigi
18
»Das Bewegungssehen ist ein komplizierter und faszinierender Vorgang. Selbst wenn wir unsere Position schnell verändern, können wir ein bewegliches Objekt mühelos verfolgen – Kommissar! Hören Sie mir überhaupt zu?«
»Ja, Professor, natürlich. Ein bewegliches Objekt verfolgen. Aber warten Sie einen kleinen Moment, ich habe da zwei Bekannte entdeckt –«
Jennerwein waren die Graseggers sofort ins Auge gefallen. Wenn er irgendwohin kam und seinen Blick schweifen ließ, erkannte er seine Pappenheimer meist sofort. Auf der Terrasse des Bergrestaurants saßen sie, breit und fläzig, und sie bogen sich gerade vor Lachen. Die Bedienung kam und trug die Teller ab, sie schienen dort oben gebrotzeitelt zu haben. Momentan stand eine Frau in einheimischer Tracht vor ihrem Tisch. Sie nahm Platz. Sie redete auf die Graseggers ein. Eine Bittstellerin. Hielten die beiden Ganoven dort oben sogar schon Hof?
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