Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
roten Eichhörnchen
besonders
stark von den bösen schwarzen bedroht und verdrängt wurden. Eine Route, die richtig
besonders
für biologische Vorträge war. Eine richtig nervige Route eben. Tom Fichtl, Arztsohn, Medizinstudent im dritten Semester, löste sich von den anderen und stieg, beflügelt durch seine neuen Trekkingschuhe, allein voran. Außerdem hatte er sich ganz bewusst von Monas Gruppe abgesetzt. Er war sauer auf sie. So ein Herumgetue mit diesem Motte! Der Tag war gut losgegangen, doch dann war plötzlich dieser Digitalknödel aufgetaucht. Wann eigentlich? Der war doch nicht von Anfang an dabei gewesen. Der hatte sich doch den ganzen Vormittag nicht blicken lassen, die Lusche! Tom blieb stehen, drehte sich um und blickte hinunter ins Tal. Mehr als zwei Stunden hatten sie jetzt herumgesucht. Die Sonne ging schon hinter den Waxensteinen unter, man konnte ihr dabei zusehen, wie sie sich ins Höllental hineinfraß wie eine heißglühende Flex in den kühlen Marmorgrabstein. Die Suche nach den alten Herrschaften hatte länger gedauert, als sie gedacht hatten. Ein paarmal hatten sie sich verlaufen. Ein paarmal waren sie in die Büsche gesprungen, um von Wander- oder Bergwachttrupps nicht gesehen zu werden. Es sollte doch eine Art Undercovereinsatz werden. Sie wollten es dem Polizeiteam schon zeigen, wie man verlorengegangene Eltern sucht und findet! Jennerwein, das war auch so eine unsportliche Flasche. Tom hatte sich einen Kriminalhauptkommissar wesentlich größer, durchtrainierter und muskulöser vorgestellt. Und was hatte der zu ihm gesagt?
Du hast jetzt mal Sendepause.
Das war bitter. Der Satz kratzte immer noch an seinem Ego. Tom blickte hinunter auf seine Super-Speedshell-Trekkingschuhe mit extra verstärktem Fersenleder, Absprungfederung, Plastikversteifungen am Spann fürs supersofte Aufkommen auf hartem Boden und noch einigen anderen schweineteuren Extras. Voll bequem, voll sportlich, voll stylisch. Sambaschuhe. Tom verließ den Weg und legte einen Fünfzigmeterspurt talwärts ein. Von oben hatte er ein kleines Seitental gesehen, vielleicht hatte es sie ja hierher verschlagen, und sie waren dabei, ein paar der mitgeschleppten Bierchen hinunterzukippen. Nein, nichts, keine Spur von den Alten. Da klingelte sein Handy. Als er aufs Display schaute, stutzte er ungläubig. Was war denn das jetzt wieder? Mona rief ihn an!? Die supertolle Mona Gudrian, Juristentochter und Jurastudentin? Da hatte sichs wohl momentan ausgemottet. Aber nicht mit Tom Fichtl, meine Liebe! Er drückte sie weg und machte sich weiter an den Aufstieg. Die würde er schmoren lassen. Vielleicht würde er sie vom Gipfel aus zurückrufen.
»Aber ja, ich mache mir durchaus Sorgen«, sagte Mona Gudrian zu Uta Dudenhofer, die neben ihr herstapfte. »Ich mache mir sogar große Sorgen. Was dieser Jennerwein für einen erschrockenen Ausdruck in den Augen hatte, das hat mir gar nicht gefallen. So ein erfahrener Bulle, und dann so ein Blick. Und wehe – wehe! –, wenn sich herausstellt, dass das nur eine blöde Schnitzeljagd war. Wehe!«
»Mach dir keinen Kopf – die sitzen sicher an einem lauschigen Plätzchen und lachen sich einen ab. Oder die sind gar nicht raufgegangen. Und haben den Jennerwein aufs Glatteis geführt. Wahrscheinlich treffen wir hier den Kommissar noch, wie er sie verzweifelt sucht. Und dann rufen sie plötzlich aus einer Kneipe an.«
»Ja«, lachte Mona. »Aus einer von den Kneipen, wo man im Hintergrund einen Song von ABBA hört. Iiiih!«
Die Sonne war inzwischen hinter den Bergen verschwunden. Mona und Uta bückten sich über ein Rinnsal und tranken frisches, klares Quellwasser. Monas Handy klingelte. War das Tom? Sie nahm ab. Nach einigen Sekunden wurde sie kreidebleich.
»Was? Aber Herr Jennerwein! – Soll das ein Witz sein? – Geiselnahme? – Wo? – Alle im Krankenhaus? – Und wie geht es meinem – – – wirklich? – Klar, wir geben den anderen Bescheid.«
Uta hatte mitgehört. Auch sie war kreidebleich geworden.
Als Erstes ließen sich Mona Gudrian und Uta Dudenhofer mit ihren jeweiligen Vätern verbinden. Jennerwein hatte ihnen die Nummer vom Krankenhaus gegeben, die Handys lagen noch im Sack, der in der Asservatenkammer der Spurensicherung lag. Großes Aufatmen, sie lebten, und es ging ihnen gut. Heute Abend bräuchten sie noch ihre Ruhe, aber morgen würden sie sich über einen Besuch freuen. Mona und Uta riefen die anderen an. Uta erwischte schließlich auch Tom. Der Spaß war
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