Fennelly, Tony
passendem Handtuch um den Kopf. „Hallo? Ich komme gerade aus der Dusche.“ Dann blinzelte er, um mich schärfer in den Blick zu kriegen. „Sie sind Matt Sinclair. Ich habe Sie schon mal getroffen.“
„Wie schön, dass Sie sich erinnern. Darf ich reinkommen?“
„Klar.“ Er trat beiseite, um mich in das viel zu vollgestopfte Wohnzimmer zu lassen. „Erst mal werde ich Ihnen einen Drink zusammenbauen.“ Er wackelte auf ein Buffet mit Marmor-Aufsatz und so vielen Schnapsflaschen zu, dass es die gesamte IRA zufriedengestellt hätte. „Dann können Sie mir erzählen, warum Sie hier sind.“ Er schien anzunehmen, ich sei vorbeigekommen, um eine Spende für die Schwulenparade zu sammeln oder so was.
„Das erzähle ich Ihnen lieber vorher. Dann können Sie sich vielleicht den Schnaps sparen.“ Ich nahm einen Stuhl, der mit dem Rücken zur Wand stand, um den Rest des Hauses im Blick zu haben. Es war ein Schlauch, und ich konnte daher bis zur Küche jeden Raum sehen. Zwei waren Schlafzimmer. „Ich recherchiere den Mord an Ihrem Wohngenossen.“
„Ja, der arme Rico. Ich habe mich betrunken, als ich davon erfuhr, und ich bin immer noch nicht ganz nüchtern. Konnte nicht mal zur Arbeit gehen.“ Ich ließ ihn mir einen Bourbon und Kentwood eingießen, und er verordnete sich das Gleiche in doppelter Dosis, bevor er sich setzte. „Ich helfe Ihnen in jeder nur möglichen Weise.“
„Lieben Sie dieses Handtuch sehr?“ Er hatte noch immer nicht seine Kopfbedeckung abgenommen. Jetzt lachte er verlegen und nahm sie ab.
„Was sol1's. Ich wollte es vertuschen. Ich kriege gerade eine Haartransplantation. Hier.“ Es gab einige rührend aussehende Löckchen, die in der blanken Kopfhaut steckten. „Vor der Kamera trage ich eine Baseball-Mütze.“
„Kann ich Ihnen nicht übelnehmen. Es sieht schrecklich aus.“
„Ich arbeite in einer eitlen Branche. Muss mit der Mode gehen.“ Er schluckte fast den ganzen Drink herunter. „Wie lange kannten Sie Rico Spiotti ?“
„Wir wohnen seit neun Jahren zusammen. Erst fünf Jahre als Liebhaber. Dann“ - er zuckte die Achseln - „wurde es einfach angenehm.“
„Er hatte also andere Liebhaber?“
„Klar, er hatte ja die beste Gelegenheit, allen Sex zu kriegen, den er nur wollte. Obwohl, soweit ich weiß, stand er gerade zwischen zwei ernsthaften Beziehungen. Warum?“
„Irgendjemand war so wütend auf ihn, dass er ihn umbrachte. Wer kommt da eher in Frage als ein eifersüchtiger Liebhaber oder eine eifersüchtige Frau?“
Green grinste. „Das wäre dann ich, stimmt's? Nur funktioniert es nicht. Zwischen Rico und mir gab es keine Spur von Leidenschaft mehr.“
„Zwischen meinen achtzigjährigen Großeltern auch nicht. Aber trotzdem wäre Pa-Père doch nicht wenig verärgert, wenn er Afa - Mère unter dem Briefträger erwischen würde.“
Er leerte sein Glas. „Alles Gute für Ihre Großeltern.“
„Also gut. Sie schließen wir mal aus.“
„Danke.“
„Wer spielt also noch mit? Hat Rico Feinde gehabt? Jemanden, dem er ständig auf die Füße getreten hat?“
„Sprechen Sie im Ernst? Er hatte immerhin eine Schwulenbar, mein Gott. Meinen Sie, er ließ mal die falschen Obstscheiben in ein Getränk fallen, und daraufhin geriet ein Kunde so in Rage, dass er ihn umbrachte?“
„Spontan würde ich sagen, das ist unwahrscheinlich. Rico hat mir von Ihnen und Dave Eddis erzählt.“
Green zuckte zusammen. „Er hat mir versprochen, es niemandem zu erzählen. Ich kann's ihm trotzdem nicht übelnehmen. Ein blöder Fehler von mir hat uns beide alle unsere Ersparnisse gekostet. Zehntausend ihn, dreißig mich ... Wollen Sie noch was zu trinken?“
„Nein, danke, es reicht.“
„Ich glaube, ich brauche noch einen.“ Er hangelte sich aus dem Stuhl und hinkte zu seinem Arrangement verschiedener Whiskeys hinüber. Wie viele Ex-Hockey-Spieler hatte er schlechte Knie. „Das Makabre ist, wie wir gefeiert haben, als wir das mit Eddis gehört haben. Ich meine, wir sind zu Chef Paul gegangen, haben eine Flasche Champagner geköpft und alles. Wir dachten, dieser) Klappenlochmörder-, wer immer es ist, wäre ein Racheengel. Zorro oder so.“ Er hielt sich am Buffet fest und beugte sich darüber. Seine Schultern zuckten. „Und dann kriegte er den armen Rico. Als ob Gott uns strafen wollte.“
„Und ein paar andere dazu. Kannten Sie H. R. Loomis?“
„Darauf können Sie wetten. Ich habe ihn auf einer Wohltätigkeitssache drüben im Sender getroffen - und echt, er war
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