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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Scheiß«, sagte ich.
    Thomas gab mir ein Blatt Papier, das auf dem Tisch gelegen hatte. Ein Ausdruck des Originalfotos. Wie der, mit dem er mich nach New York geschickt hatte. »Es ist genau gleich, siehst du?«
    Ich betrachtete den Ausdruck. »Es ist wirklich dasselbe, Thomas, absolut gleich.«
    Julie schlich sich vorsichtig näher, nahm mir den Zettel aus der Hand und betrachtete ihn, ohne etwas zu sagen.
    »Warum, Ray?«, fragte Thomas. »Warum ist er weg? Warum ist er ausgerechnet jetzt verschwunden, nachdem du in der Stadt warst, um dir das anzusehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte mir das selbst nicht erklären. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte jemand dieses Bild bearbeitet und den Kopf verschwinden lassen. Nach meinem Besuch. Nachdem ich dort geklopft und ein paar Worte mit der Nachbarin gewechselt hatte.
    Mich fröstelte. Und nicht nur, weil ich so gut wie nackt war.
    Julie berührte meinen Bruder leicht am Arm. »Also, Thomas, weißt du was? Jetzt fang noch mal ganz von vorne an. Erzähl mir genau, was du gesehen hast, und was es deiner Meinung nach zu bedeuten hat.«

Neununddreißig
    A m Montagmorgen rief Lewis Blocker Howard Talliman an.
    »Erledigt.«
    »Bleib mal dran«, sagte Howard und legte sein Handy auf die Granittheke in der Küche seines Stadthauses an der Upper East Side. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf die Theke. Er hatte seit Tagen kein Auge mehr zugetan und das Gefühl, als sei sein Körper eine einzige schlotternde Hülle, die in einer von ständigen leichten Erdstößen erschütterten Welt wandelte.
    Auf diesen Anruf hatte er die ganze Zeit gewartet, und nun, da er ihn erhalten hatte, musste er sich irgendwo festhalten und verschnaufen. Er nahm das Telefon wieder in die Hand und sagte: »Da bin ich wieder.«
    »Geh an deinen Computer.«
    Mühsam setzte Howard sich auf einen der Barhocker und klappte das Laptop auf, das auf der Theke stand. Er tippte Whirl360 in den Web-Browser und klickte sich durch bis zu diesem Fenster in der Orchard Street.
    Der Kopf war weg.
    »Lewis«, sagte er.
    »Ja.«
    »Ich habe nachgesehen. Er ist weg.«
    »Ja. Sie hat das erledigt.«
    Howard war froh, sah aber keinen Anlass, die Leistung der Frau mit Lobpreisungen zu überhäufen, der sie dieses Fiasko überhaupt erst zu verdanken hatten. »Gab’s Komplikationen?«
    »Ein paar.«
    »Welche, die uns um die Ohren fliegen könnten?«
    »Nein.«
    »Gut. Und was tut sich sonst?«
    »Sie ist nach Dayton zurückgefahren und passt auf die Mutter auf. Wartet noch immer. Und ich bin noch immer auf der Suche nach unserem Besucher.«
    »Schön, auch mal eine gute Nachricht zu hören«, sagte Howard. »Aber wir sind noch lange nicht aus dem Schneider.«
    »Ja«, sagte Lewis. Und dann: »Ich halte dich auf dem Laufenden.«
    Howard legte auf, schob das Handy von sich und legte den Kopf in seine Hände. Er brauchte unbedingt etwas zu trinken. Dabei war es erst acht Uhr morgens. Er brauchte all seine Kraft. Heute Vormittag hatte er einen Termin mit Morris Sawchuck.

    Der Mann wurde immer unruhiger. Er wollte seiner Kampagne wieder neues Leben einhauchen. Offiziell verkünden, dass er sich nach neunmonatiger Pause entschlossen habe, für das Amt des Gouverneurs des Staates New York zu kandidieren.
    Letzten August war es angebracht gewesen, seine Pläne auf Eis zu legen. Dafür hatte es zwei Gründe gegeben. Einen sehr persönlichen, der für großes öffentliches Interesse gesorgt hatte, und einen anderen – seine Verstrickung in die Mauscheleien zwischen dem CIA-Direktor und verschiedenen Terroristen –, von dem er hoffte und betete, dass er nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen würde.
    Und einen dritten Grund, von dem er nichts wusste.
    In Unkenntnis dieses dritten Grundes sah Morris nicht ein, warum er seine Karriere noch länger auf Sparflamme köcheln lassen sollte. Es war genug Zeit vergangen. Hätte er gewusst, dass eine Frau namens Allison Fitch noch immer herumlief – und ihn vernichten konnte –, hätte er seine Meinung vielleicht geändert.
    Howard Talliman lebte in der ständigen Angst, diese Frau könne auftauchen. Noch vor dem Aufstehen ging er mit seinem Handy ins Internet, nahm die Fernbedienung und schaltete in seinem Schlafzimmer CNN ein. Dazwischen wechselte er immer zu Today. Stellte sich vor, wie Wolf Blitzer sagte: »Und nun sprechen wir exklusiv auf CNN mit einer Frau, die sich bis jetzt versteckt hielt, weil sie Angst um ihr Leben hatte. Sie beschuldigt

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