Fenster zum Tod
Morris Sawchuck und Leute in seinem engeren Umfeld, ihre Ermordung in Auftrag gegeben zu haben. Nicht genug damit, erhebt sie auch Vorwürfe gegen den Justizminister des Staates New York, beteiligt gewesen zu sein an den schändlichen Plänen des ehemaligen CIA-Direktors, nicht gerichtlich gegen –«
Das war der Moment, in dem Howard sich vorstellte, wie er den Fernseher ausschaltete, sich eine Waffe holte und sich das Gehirn aus dem Schädel pustete.
In etwa das, wofür auch Barton Goldsmith sich letzten Endes entschieden hatte.
Denn während Howard und Morris sich größte Sorgen machten, dass die Rolle des Justizministers bei den dubiosen Abmachungen zwischen Terroristen und dem Direktor der CIA bekannt wurde, hatte dieser den Tag gefürchtet, an dem er vor dem Kongressausschuss aussagen musste. Dort wäre alles ans Tageslicht gekommen.
Also stand Barton Goldsmith eines Morgens auf, stellte sich im Garten seines Hauses in Georgetown in die Blumen, steckte sich den Lauf einer Pistole in den Mund und betätigte den Abzug.
Gott segne ihn, dachte Howard. Morris war, seiner Natur gemäß, ein wenig zurückhaltender. »Eine schreckliche Sache«, sagte er in einem Interview. »Ein schwerer Verlust.« Innerlich, davon war Howard überzeugt, führte er Freudentänze auf.
Nach Goldsmiths Abtreten sah Morris keine Bedrohung mehr für sich und seine Ambitionen. Doch Howard wusste, dass eine noch größere sich keineswegs in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Sollte Fitch auftauchen und reden, würde alles herauskommen. Er wusste nicht, was genau Fitch Bridget am Telefon hatte sagen hören oder glaubte, gehört zu haben. Jedenfalls hatte sie angedeutet, sie habe während des Urlaubs in Barbados gewisse Kenntnisse erlangt.
Früher oder später würde sie ihre Angst vor den Behörden überwinden. Wenn ein Justizminister, oder zumindest einer seiner Mitarbeiter, einem einen Auftragskiller auf den Hals hetzte, dann überlegte man es sich zweimal, bevor man zur Polizei ging. Aber eines Tages, davon war Howard überzeugt, würde sie all ihren Mut zusammennehmen.
Er konnte nicht zulassen, dass Morris seine Pläne wieder aufgriff, solange diese Möglichkeit bestand. Worauf es jetzt ankam, war, den Mann in Schach zu halten, ohne ihm zu sagen, warum er sich noch zurückhalten sollte.
Die Wahrheit konnte Howard ihm nicht sagen.
Die würde er ihm nie sagen können.
Howard saß am Schreibtisch, als das Telefon summte. Es war Agatha, seine Sekretärin. »Er ist da«, sagte sie und hatte noch nicht ausgesprochen, da ging die Tür schon auf, und er kam herein.
Howard war bereits aufgestanden und ging ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. »Hey«, sagte er. Morris ergriff die dargebotene Hand und drückte sie fest. Er ging zur Bar, die Howard in einer Ecke des Büros eingerichtet hatte, und schenkte zwei Gläser Scotch ein.
»Ich hatte heute Morgen ein sehr interessantes Gespräch«, sagte Morris und reichte Howard ein Glas.
»Mit wem denn?«
»Mit Bridget.«
»Tatsächlich«, sagte Howard und setzte sich, als Morris sich setzte. »Und worüber habt ihr gesprochen?«
Morris grinste. »Über vieles. Wir sind nämlich ständig im Gespräch.«
»Natürlich.«
»Aber heute war es irgendwie besonders. Sie hat mir gesagt, es ist Zeit.«
Howard trank. »Tatsächlich.«
Morris nickte. »Sie hat gesagt, ich soll meinem Traum folgen. Sie hat gesagt, ich soll es wagen. Sie hat gesagt, ich habe lang genug gewartet. Sie hat mir gesagt, ich soll ihretwegen nicht länger warten.«
»Tja.«
»Sie ist nämlich der einzige Grund, warum ich noch warte. Die Sache mit Goldsmith hat sich erledigt. Wann hast du das letzte Mal in der Times was darüber gelesen? Der Mann hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen.«
»Es gibt noch andere, die Bescheid wissen. Bei der CIA.«
»Die werden nicht reden, Howard. Die halten zusammen.«
»Da können wir uns nie sicher sein.«
»Dann meinst du also, wir rühren uns überhaupt nicht mehr? Streichen endgültig die Segel?«
»Das meine ich nicht, Morris. Aber wir müssen noch immer behutsam vorgehen. Wir dürfen unsere langfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren, Morris. Du kannst es bis ganz nach oben schaffen. Und das weißt du auch, oder? Bis in die Pennsylvania Avenue. Ich weiß es. Ich glaube daran. Aber es wird nicht so weit kommen, wenn wir zu kurz denken. Wir müssen unsere Entscheidungen jetzt treffen und an die Zukunft denken.«
Morris trank sein Glas in einem Zug leer, stellte es auf
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