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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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    »Die was?«, fragte Lewis. Er hatte keine Berührungsängste mit dem Internet, las aber noch immer lieber eine richtige Zeitung aus Papier.
    Tarek zuckte die Achseln. »Sie wissen schon, die von dieser Frau mit dem Akzent. Man sieht sie immer wieder mal in der Show von Bill Maher.«
    Lewis konnte den Typen nicht ausstehen. Scheiß Linker.
    »Aber nicht für genau diese Zeitung, sondern für eine andere?«
    Tarek zuckte die Achseln. »Mehr weiß ich nicht. Viel Glück.«
    Lewis setzte sich in ein Café um die Ecke, bestellte sich ein Corned-Beef-Sandwich mit Dillgurke und einen Kaffee. Dann rief er Howard Talliman an.
    »Kennst du die Huffington Post? «, fragte er.
    »Klar«, antwortete Howard. »Wieso?«
    »Weißt du was über eine ähnliche Online-Zeitung, die demnächst herauskommen soll?«
    »Ich könnte mich umhören«, sagte Howard. »Warum?«
    »Hör dich um und sag mir Bescheid, so schnell du kannst.«
    Lewis trank gerade seinen Kaffee aus, als sein Handy klingelte. »Kathleen Ford gründet gerade eine«, sagte Howard.
    »Sollte ich die kennen?«
    »Ja.«
    »Also ich halte es für möglich, dass sie unseren Mann engagiert hat.«
    »Hast du einen Namen?«
    »Noch nicht, aber bald. Hast du irgendwelche Kontaktnummern von dieser Ford?« Lewis zückte seinen Stift und seinen Notizblock und schrieb zwei Nummern auf, die Howard ihm diktierte. »Kennst du sie?«
    »Wir sind uns nicht ganz unbekannt«, sagte Howard. »Aber ich würde meinen Namen nicht erwähnen. Sie hält mich für ein Reptil.«
    Lewis beendete das Gespräch. Diese Kathleen Ford musste eine gute Menschenkennerin sein. Er machte sich allerdings keine Illusionen, dass sie ihn einer höheren Spezies zuordnen würde, sollte sie ihn jemals kennenlernen.

Dreiundvierzig
    S ie sehnte sich so sehr danach, ihre Mutter anzurufen. Es war wie ein körperlicher Schmerz.
    Neun Monate war es jetzt her. Allison Fitch konnte kaum glauben, dass sie sich so lange hatte zurückhalten können. Nicht, dass sie nicht Dutzende Male nahe dran gewesen wäre. Mehr als einmal war sie an ein Telefon gegangen – nicht ihr eigenes Handy, das hatte sie Minuten nach der Flucht aus ihrer Wohnung weggeworfen – und hatte zu wählen begonnen. Einmal hatte sie ein Handy in einer Kabine der Damentoilette in dem Restaurant in Lubbock gefunden, in dem sie kurz gearbeitet hatte, und alle Ziffern der Telefonnummer ihrer Mutter eingetippt, bis auf die letzte. Da hatte sie sich eines Besseren besonnen, und das Handy wieder dort hingeworfen, wo sie es gefunden hatte. Es war durchaus möglich, dass der Anschluss ihrer Mutter abgehört, ihre Wohnung überwacht wurde. Ihre Mutter besaß kein Handy, und selbst wenn sie eines gehabt hätte, Allison hielt es für sehr wahrscheinlich, dass es Abhörmöglichkeiten auch dafür gab. Kam das nicht in dieser Fernsehserie über den Drogenhandel in Baltimore vor?
    Sie wusste natürlich nicht, ob das Telefon ihrer Mutter tatsächlich abgehört wurde. Aber angenommen, es wäre so, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch jetzt noch der Fall war, nach so vielen Monaten? Früher oder später würden die doch aufgeben, oder?
    Was ihre Mutter durchmachte, darüber konnte Allison nur spekulieren. Obwohl es beileibe nicht das erste Mal war, dass sie ihrer Mutter so etwas antat. Als sie neunzehn war, hatte sie sie nur Stunden, bevor sie das Flugzeug bestieg, davon in Kenntnis gesetzt, dass sie mit ihrem Freund – na dem, der da in dieser Band E-Piano spielte – einen Monat in Uruguay zu verbringen gedachte. Und sie waren bereits zehn Tage unterwegs, ehe ihr dämmerte, dass sie in Paraguay gelandet waren. Zwei Jahre später, mit einundzwanzig, bekam sie von ihrem Onkel Bert väterlicherseits ein Auto geschenkt, einen rostigen alten Chrysler Neon, aber besser als gar nichts. Da hatte sie die glorreiche Idee, eine Spritztour nach Malibu zu machen, schlappe dreitausendfünfhundert Kilometer. Sie packte ein paar Klamotten zusammen und fuhr los. Allein. Am fünften Tag der Reise fiel ihr ein, sie könne doch auf einen Sprung bei ihrer Cousine Portia in Albuquerque vorbeischauen, das lag ja auf dem Weg. Als Portia ihr öffnete, schrie sie: »Lieber Gott, du musst sofort deine Mutter anrufen, sie hat schon die ganze Familie durchtelefoniert und glaubt, du bist tot!«
    Doch neun Monate lang zu verschwinden war selbst für Allisons Verhältnisse ein bisschen unverantwortlich.
    Es war unmöglich, ihrer Mutter mitzuteilen, dass es diesmal anders war,

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