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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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die paar Klamotten, die sie hatte, in ihren Rucksack stopfen und zusehen, dass sie hier wegkam.
    Auf der Stelle.
    Sie stürzte ins Büro, riss die Tür zum Hinterzimmer auf und kniete sich hin, um ihre Handtasche und den Rucksack unter dem Bett hervorzuziehen.
    Unvermittelt spürte sie einen stechenden Schmerz in der Seite.
    Als Doris Fitch an diesem Nachmittag ankam, war der Parkplatz des Motels mit gelbem Polizeiband abgesperrt.

Siebenundvierzig
    J ulie erwartete mich vor dem Haus. Sie stand neben ihrem Wagen, als ich in die Einfahrt bog.
    »Noch mal von vorn«, sagte ich gleich beim Aussteigen.
    Sie wiederholte, was sie mir schon am Telefon erzählt hatte. Dass Kyle Billings, ein Mitarbeiter von Whirl360, und seine Frau in ihrem gemeinsamen Haus ermordet worden waren. Die Frau war mit einer Tüte erstickt worden. Dazu war mir natürlich sofort das Bild eingefallen, das Thomas im Internet gefunden hatte.
    Es gab mir auch zu denken, dass Billings der Entwickler des Programms war, mit dem bei Whirl360 Gesichter unkenntlich gemacht wurden.
    »Jemand wie er könnte dieses Foto bearbeitet haben«, sagte ich.
    »Ja«, meinte Julie. »So was hab ich mir auch gedacht.«
    »Keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen«, sagte ich. »Du hast doch hoffentlich Thomas nichts davon gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Himmel, nein. Ich weiß nicht mal, ob er registriert hat, dass ich hier bin. Ich glaube, diese Neuigkeit würde ihn ziemlich beunruhigen.«
    »Da wäre er bestimmt nicht der Einzige«, sagte ich. »Hast du sonst noch was erfahren?«
    »Ich werde jetzt gleich wegen Allison Fitch herumtelefonieren. Mal sehen, ob sie noch als vermisst gilt.«
    »Gut.« Ich legte ihr die Hände auf die Schultern. »Du weißt, du musst das nicht tun. Du musst dich da wirklich nicht mit hineinziehen lassen.«
    »Aha. Ja gut«, sagte sie mit ausdrucksloser Miene. »Dann fahr ich jetzt. Meld dich mal wieder.«
    Ich lächelte. »Warum tust du das?«
    »Keine Ahnung. Weil’s Spaß macht?«
    Ich lachte. »Dir vielleicht. Ich könnte gut drauf verzichten. Ist das dein einziger Grund?«
    Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht mag ich dich ja. Ich dachte, ich helfe dir, und vielleicht passiert da ja noch was, und es fängt an zu knistern, und es fliegen die Funken.«
    »Wirklich.«
    »Ja. Und von dem vielen Gefunke wird uns dann so heiß, dass es womöglich sogar noch zum Vollzug kommt.«
    »Vollzug«, sagte ich. »Für mich klingt das immer wie Knast.«
    Sie lächelte. »Ich mag dich, Ray. Und ich mag auch deinen Bruder. Ich helfe euch gerne. Und noch was muss ich dir sagen: Wenn Thomas wirklich etwas entdeckt hat, dann ist das eine Bombenstory.«
    »Dann benutzt du mich also«, sagte ich.
    »Ganz genau«, sagte sie. »Ich hab’s drauf angelegt, dich auszunutzen – sexuell und beruflich.«
    »Damit kann ich leben. Aber ich weiß trotzdem nicht, was ich jetzt tun soll. Das mit der Polizei war ja nicht so der Hit.«
    »Stimmt, das war nix. Aber, Menschenskind, das hier? Was da in Chicago passiert ist? Das muss doch jemanden interessieren.«
    »Das Problem ist nur: Wie kriegst du diesen Jemand dazu, lange genug zuzuhören?«
    Ich legte ihr einen Arm um die Schultern. Auf dem Weg ins Haus klingelte mein Handy. Es war die Kanzlei von Harry Peyton.
    »Hi, Ray«, sagte Alice. »Ich bin gerade auf der Suche nach den Unterlagen zur Lebensversicherung Ihres Vaters. Kann es sein, dass Sie sie haben?«
    Für so etwas hatte ich gerade gar keinen Kopf. »Hat das auch bis morgen Zeit?«
    »Ja, normalerweise schon, aber ich habe morgen frei, und Harry hat einen Gerichtstermin.«
    Mir fiel etwas ein. »Ist Harry da?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Also gut. Ich bin gleich da.« Ich legte auf und sagte zu Julie: »Ich hab eine Idee. Wartest du, bis ich wieder da bin?«
    »Klar doch«, sagte sie. »Ich hab ja sonst nichts zu tun.«

    Zehn Minuten später war ich mit der Versicherungspolice meines Vaters in Harrys Kanzlei. Ich hatte sie in einer der Küchenschubladen gefunden. Es war eigentlich gar nicht meine Absicht, aber vor lauter Anspannung knallte ich sie ihm förmlich auf den Tisch.
    »Ray! Was ist denn los mit dir?«
    »Das hier wollten Sie doch, oder?«
    »Ja, das wollte ich. Aber was ist denn los? Es ist wegen Thomas, oder?«
    Ich zwang mich, mich zu setzen. Ich hatte ein Gefühl, als hätte mir jemand Kaffee direkt in die Blutbahn gespritzt.
    »Ja und nein. Also eigentlich nicht. Ich meine, es hat mit Thomas angefangen, aber inzwischen hat das Ganze eine

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