Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
letzten Mal.«
    Harry zuckte mit den Achseln und sah mich teilnahmsvoll an. »Sieh mal, ich will nicht behaupten, dass es so ist, aber was ist, wenn du dich in Thomas irrst? Was ist – und bitte verzeih mir, wenn ich das jetzt sage –, aber was ist, wenn ihm das, was er da gesehen hat, bei einem seiner Gespräche mit Präsident Clinton in den Sinn gekommen ist?«
    Ich strich mir über die Stirn. Eine Gewitterfront war im Anmarsch und würde mir bald die heftigsten Kopfschmerzen bescheren. Einen Migränemonsun. »Ich weiß Ihre Einwände zu schätzen, Harry. Aber an dieser Sache ist definitiv was dran. Es muss einen Weg geben, diese Information an die Polizei weiterzuleiten. Die müssen sich die ganze Geschichte erst einmal anhören, bevor sie sie beiseiteschieben.«
    Harry überlegte. »Ich habe einen Freund. Barry Duckworth, ein Detective hier in Promise Falls. Vielleicht sollte ich mich an ihn wenden, als Vermittler sozusagen. Barry kennt mich, und er vertraut mir. Ich könnte ihm alles erklären, und wenn er glaubt, dass mehr hinter der ganzen Geschichte steckt, dann kann er sich ja bei dir melden, und ihr könnt dem nachgehen. Oder er kann sich mit den Kollegen in New York in Verbindung setzen. Ihm wird schon jemand zuhören.«
    Der Vorschlag gefiel mir. Harry war ein vertrauenswürdiges, angesehenes Mitglied der Gemeinde. Mir würde Duckworth vielleicht nicht lange genug zuhören, aber Harry konnte die Geschichte vielleicht zu Ende erzählen, ohne dass Duckworth auflegte oder ihn hinauswarf. Und Duckworth wiederum würde bei einer anderen Polizeibehörde glaubwürdig wirken.
    »Ja«, sagte ich. »Gut.« Ich nickte. Plötzlich war ich ganz begeistert. Eine schwere Last war mir von den Schultern genommen worden. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, Harry.«
    »Kein Problem.«
    Ich stand auf, doch etwas hielt mich noch zurück.
    »Hast du noch etwas auf dem Herzen?«, fragte Harry.
    »Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich es erwähnen soll«, sagte ich. »Aber vielleicht hat Dad ja mal mit Ihnen darüber gesprochen.«
    »Worüber?«
    »Thomas hat zu mir gesagt – ich versuche mich an den genauen Wortlaut zu erinnern –, er sagte was von ›Dingen, die an Fenstern passieren‹. Und später, als er sauer auf mich war, weil ich mich seiner Meinung nach in New York nicht genug bemüht hatte, der Sache auf den Grund zu gehen, warf er mir vor, mich genauso zu verhalten wie früher einmal, als jemand hilflos an einem Fenster stand.«
    Harry presste die Lippen zusammen. Dann sagte er: »Klingt, als hätte er von sich selbst gesprochen.«
    »Den Eindruck hatte ich auch«, sagte ich. »Und da ist noch was. Len Prentice hat mir das erzählt.«
    »Und zwar?«
    »Len kam vorbei, während ich in New York war. Thomas hat sich schrecklich über ihn aufgeregt, weil Len ihn zum Mittagessen ausführen wollte, er aber nicht mit ihm gehen wollte. Und da hat er Len praktisch eine gescheuert.«
    Harry riss die Augen auf. »O nein.«
    »Es ist eigentlich nichts passiert, und Len macht da jetzt auch keine Affäre draus. Aber er meinte, Dad habe ihm erzählt, Thomas hätte ihn die Treppe hinuntergestoßen. Und als ich Thomas darauf ansprach, hat er es mehr oder weniger zugegeben.«
    »Davon hat dein Vater mir nie etwas erzählt«, sagte Harry.
    »Thomas hat gesagt, Dad habe sich entschuldigen wollen für etwas, das geschehen ist, als Thomas dreizehn war. Aber er habe nicht darüber reden wollen, und da habe er Dad gestoßen. Dad sei auf den Rücken gefallen.«
    »Lieber Gott«, sagte Harry.
    »Aber Dad war nicht böse. Sagt Thomas wenigstens. Anscheinend sagte Dad sogar, er würde es verstehen, wenn Thomas ihm nicht verzeihen könne.«
    »Hast du Thomas gefragt, was das damals war?«
    »Ja, aber er wollte es mir nicht sagen. Ich werde es ein andermal versuchen. Was kann Dad denn getan haben, dass er nach so langer Zeit das Bedürfnis hatte, sich bei Thomas zu entschuldigen?«
    Harry sah verstohlen auf die Uhr.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich klinge wie aus einer Seifenoper. Danke für alles, Harry.«

    Ich war schon auf dem Weg zum Auto, da klingelte mein Handy.
    »Ich bin’s«, sagte Julie.
    »Bist du noch bei uns?«
    »Ja.«
    »Mit Thomas alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich war bei ihm oben und hab ihn gebeten, mir auf Whirl360 zu zeigen, wo meine Schwester Candace ihren Laden hat. Ich hab ihm nur den Namen gesagt, und dass er in New York ist, und er hat ihn gleich gefunden.«
    »Was für einen Laden?«
    »Sie hat eine

Weitere Kostenlose Bücher