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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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dieser Nummer an. Das ist mein Handy. Alles klar?«
    »Alles klar.«
    Sie blieb an dem Lieferwagen dran.

    Am anderen Ende des Lincoln-Tunnels gab es einen Unfall. Immer nur ein einzelner Wagen kam aus dem Tunnel heraus und an der Unfallstelle vorbei. Der weiße Kastenwagen war etwa fünf Wagenlängen vor ihr. Als er die Unfallstelle passiert hatte, preschte er davon.
    Als auch Julie daran vorbei war und Manhattan erreichte, war der Wagen über alle Berge.
    »Verdammtes Arschloch!«, brüllte sie und hieb mit der Faust aufs Lenkrad.

Sechzig
    J emand zog die Decke herunter, zerrte mich aus dem Wagen und befreite mich von den Beinfesseln. Die Skimaske blieb, wo sie war. Ich passierte einen Eingang, dann streifte ich eine Wand und hörte Holzdielen unter meinen Füßen knarren. Anscheinend wurde ich durch einen Flur geführt. Der musste ziemlich kurz sein, denn schon nach wenigen Schritten dirigierten mich Hände, die mir jemand von hinten auf beide Schultern gelegt hatte, durch etwas, das sich wie ein Türrahmen anfühlte.
    Die Hände stoppten mich und drehten mich um hundertachtzig Grad.
    »Hinsetzen«, sagte Lewis, wobei er meine gefesselten Arme über eine Stuhllehne bugsierte. Es fühlte sich an wie die Rückenlehne eines gewöhnlichen Holzstuhls. Dann drückte er mich auf die Sitzfläche und fesselte mich an den Stuhl, indem er Klebeband mehrmals um meine Taille und die Lehne wickelte. Die Knöchel fixierte er nicht an den Stuhlbeinen, und so konnte ich die Füße ein wenig kreisen lassen, damit das Blut wieder zirkulierte. Plötzlich packte jemand die Skimaske und riss sie mir, zusammen mit ein paar Haaren, vom Kopf.
    Ich blinzelte, um mich an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen, obwohl von Helligkeit nicht wirklich die Rede sein konnte. Lewis stand direkt vor mir. Dann machte er Platz für Nicole, die gerade Thomas hereinbrachte. Er wurde auf einen zweiten Stuhl gesetzt, der vielleicht einen halben Meter von meinem entfernt stand, und ebenfalls mit Klebeband dort fixiert. Als Nicole ihm die Maske vom Kopf gerissen hatte, blinzelte auch Thomas ein paarmal, dann sah er mich verängstigt an.
    »Ich hol den Computer«, sagte Lewis. »Und sag Howard Bescheid, dass wir da sind.«
    Wir befanden uns in einem fensterlosen Raum, etwa vier mal vier Meter groß, möglicherweise das Hinterzimmer eines Ladens. In einer Ecke stand ein schwerer antiker Rollschreibtisch. Die Abdeckung war hochgeschoben, um einem Computerbildschirm Platz zu bieten. Die verschiedenen Fächer waren vollgestopft mit Papier, allem Anschein nach Rechnungen, Quittungen, Zeitungsausschnitte. Fast überall an den Wänden befanden sich Regale. Sie waren aus den gleichen Brettern wie der abgetretene Holzfußboden. In den Regalen drängten sich halbvermoderte alte Bücher, antike Uhren, Royal-Doulton-Figürchen, altmodische Kameras mit akkordeonähnlich ausziehbarem Objektiv, hauptsächlich jedoch Unmengen von Spielzeug. Uralte Blechautos und -lastwagen, die Farbe abgegriffen von Kindern, die höchstwahrscheinlich schon an Altersschwäche gestorben waren. Zinnsoldaten. Modellautos, wie auch ich sie als Kind gehabt hatte. Ich entdeckte einen Esso-Tankwagen ähnlich dem, den ich von meinem Vater bekommen hatte, als ich ungefähr drei war. Batmobil-Modelle verschiedener Größe aus Metall und Plastik. Ein Rasen-Darts-Set. So eines hatten wir auch einmal gehabt und eifrig im Garten hinter dem Haus benutzt, bis Thomas eines Tages beinahe den Nachbarhund aufgespießt hätte. Ein roter Kinderfeuerwehrhelm mit der Aufschrift Texaco. Schachteln mit alten Brettspielen, inspiriert von längst abgesetzten Fernsehserien wie Columbo, Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann, Drei Mädchen und drei Jungen oder Solo für O.N.C.L.E. Und natürlich jede Menge Puppen. Barbies, Raggedy Anns, Cabbage Patch Kids und lebensgroße Babypuppen, deren Augen zufielen, wenn man sie hinlegte. Manche hatten keine Arme und Beine, andere waren kopflos. Ein Regal beherbergte eine Metallroboter-Kollektion, ein anderes einen Haufen Blechzüge, die aussahen wie Relikte einer Eisenbahnkatastrophe. Drei schwarze Bälle, etwa so groß wie Squash-Bälle entdeckte ich ebenfalls. Die berühmten Wham-O Super Balls aus den sechziger Jahren, die sogar über Haushöhe springen konnten.
    Doch es war nicht Nostalgie, die mich beim Anblick dieser Schätze aus längst vergangenen Tagen befiel. Es war Angst. Scheißangst.
    Lewis kam mit Thomas’ Computer zurück und stellte ihn auf den Schreibtisch. Er zog

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