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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Gewissen haben zu müssen.
    »Also gut«, sagte Thomas. »Ich helfe ihnen, wenn eines Tages alle Online-Landkarten verschwinden, das wird nämlich früher oder später passieren, und ich stehe bereit, wenn ein Agent Unterstützung braucht. Also wenn er zum Beispiel in Bombay auf der Flucht ist und nicht weiß, wo er hinmuss, dann ruft er mich an, und ich kann’s ihm sagen.« Er sagte das alles mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes, das über seine Zeitungstour spricht.
    »Erklären Sie mir das ein bisschen ausführlicher«, sagte Howard.
    »Was genau?«
    »Alles.«
    »Ich präge mir Landkarten ein. Ich präge mir Städte ein. Ich präge mir die Straßen ein. Und wenn es dann keine Karten mehr gibt, dann kann ich einspringen.«
    »In der Chronik gibt’s nur Whirl360«, sagte Lewis.
    »Sie prägen sich Straßen ein, indem Sie sie sich auf Whirl360 ansehen?«, fragte Howard.
    Thomas nickte. »Genau.«
    Howard lächelte und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Und Sie behalten das alles hier drin?«
    »Genau.«
    »Wie würde das funktionieren? Ich sage Ihnen eine Adresse, und Sie können mir beschreiben, wie’s dort aussieht?«
    Thomas nickte.
    Howard betrachtete ihn skeptisch. »Gut«, sagte er dann. »Meine Mutter wohnt in der Atlantic Avenue in Boston. Sie hat da eine Wohnung.«
    Thomas schloss die Augen. »In der Nähe der Beacon Street? Hübsche Gegend. Wohnt sie in dem Haus mit dem Immobilienbüro im Erdgeschoss? Die Bürgersteige dort sind alle aus roten Ziegeln. Die sehen wirklich hübsch aus.« Er öffnete die Augen.
    Howard wirkte ein wenig irritiert. Er sah zu mir, und ich sagte: »Er war noch nie in Boston.«
    »Ich hab auch was«, sagte Lewis. »California Street, Denver, Block 2700, zwischen der 27. und 28. Straße.« Zu Howard sagte er. »Da bin ich aufgewachsen.«
    Thomas schloss wieder die Augen. »War das in einem von den blauen Häusern, die nur ein Erdgeschoss haben, oder in dem Wohnhaus gegenüber mit Erdgeschoss und fünf Stockwerken, das mit den weißen Mauern, die dann ziegelrot werden, und dann wieder weiß, und –«
    »Ich werd verrückt«, sagte Lewis. »Hat der einen Computer im Schädel, oder was?«
    »Was für eins war’s, Lewis? Eins von den kleinen blauen oder das hohe?«
    »Das hohe«, sagte der leise.
    Howard holte ganz tief Luft, verschränkte die Finger und legte die Unterarme auf die Knie. »Wie viele Städte lernen Sie auswendig, Thomas?«
    »Alle.«
    Howard zog überrascht den Kopf ein wenig zurück. »Alle in den Vereinigten Staaten?«
    »Auf der Welt«, sagte Thomas. »Ich bin noch nicht ganz durch. Die Welt ist sehr groß. Wenn Sie mich, sagen wir mal, nach Gomez Palacio in Mexiko fragen, so weit bin ich noch nicht. Ich will erst die großen Städte komplett lernen. Dann kommen die kleineren. Wahrscheinlich gibt es mehr Städte, die ich noch nicht kenne als solche, die ich kenne.«
    »Also gut, Thomas,«, sagte Howard und sah hinüber zu Nicole, die sich keinen Millimeter gerührt hatte, seit er mit ihr gesprochen hatte. »Wir haben uns also davon überzeugt, dass Sie eine wirkliche Begabung haben. Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt.«
    »Danke«, sagte Thomas. Selbst angesichts unserer momentanen Lage freute er sich über das Lob.
    »Das ist also Ihre Beschäftigung«, sagte Howard. »Sie prägen sich diese Straßen ein.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Und diese ganzen E-Mails? Was ist das?«
    »Berichte«, erwiderte Thomas. Sein Ton deutete an, dass er die Frage für ziemlich dumm hielt. So als hätte er gesagt: Ja, was denn sonst?
    »Berichte über?«
    »Über den Verlauf des Projekts. Wenn ich eine neue Stadt lerne, dann informiere ich den Präsidenten über meine Fortschritte.«
    »Und das andere, von dem Sie vorhin gesprochen haben? Das mit den Online-Landkarten, die verschwinden?«
    Thomas sah Howard argwöhnisch an. »Ich wette, das wissen Sie auch alles.«
    »Nun, wenn ich es schon weiß, dann schadet’s ja nicht, wenn Sie es mir noch mal erzählen.«
    »Es wird ein katastrophales Ereignis geben, bei dem alle Online-Karten vernichtet werden. Auslöser kann ein Virus sein oder so was. Vielleicht auch ein Feind der Vereinigten Staaten. Das wird dann passieren, wenn alle ihre Landkarten aus Papier weggeworfen haben, weil wir jetzt alles auf Computern haben. Es ist wie mit den Fotos. Früher haben sich alle von ihren Fotos Papierabzüge machen lassen, heute geht alles übers Internet. Wenn alles zusammenbricht, werden auch alle ihre

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