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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Nächstes kennenlernen würde, wenigstens eine kleine Ablenkung.
    Ich hörte ein leises Klappern, als Lewis eine Tür öffnete. Gedämpfte Worte, dann näherten sich die Schritte von zwei Personen. Ich hörte, wie ein Mann Lewis fragte: »Was ist das hier eigentlich?«
    »Gehört einem von den Leuten, die mir beim Transport von Bridgets Leiche geholfen haben. Der totale Spielzeugnarr.«
    Bridget?
    Dann tauchte Lewis wieder auf und hielt den Vorhang zur Seite. Ein korpulenter Mann mit beginnender Glatze kam herein. Er trug einen Mantel, der aussah, als sei er aus Kamelhaar oder Kaschmir, und darunter einen teuren Anzug. Ich schätzte den Dicken auf Mitte fünfzig.
    Der Blick, mit dem er Thomas und mich musterte, wirkte auf mich eher entgeistert als drohend.
    »Das sind also die Typen«, sagte er zu Lewis.
    »Ja.«
    Dann fiel der Blick des Mannes auf Nicole. Sie hatte die Puppe weggelegt und lehnte an einem der mit Büchern vollgestopften Regale, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Sie«, sagte er voller Verachtung. »Sie haben das verbockt.«
    »Ich freue mich auch, Sie endlich kennenzulernen, Howard«, sagte sie. Sie erwiderte seinen Blick und sah ihn so lange an, bis er wegsah.
    Thomas und ich lieferten Howard den Vorwand, sich von Nicole abzuwenden. »Wer sind Sie?«, fragte er mich.
    »Ray Kilbride. Das ist Thomas. Mein Bruder.«
    Thomas sagte: »Sagen Sie diesem Mann – Lewis – er soll die Finger von meinem Computer lassen.«
    Howard wandte sich Lewis zu. »Du hast ihn schon angeschlossen?«
    »Ja. Da ist nur kranker Scheiß drauf. Lauter E-Mails.«
    Howard holte aus seiner Sakkotasche ein schmales Etui und entnahm ihm eine Lesebrille. »Mach mal ein paar auf.«
    Lewis klickte herum. Howard überflog die Mails. »Sind die alle so?«
    »Ja.«
    »Alle an Bill Clinton, über die Adresse der CIA?«
    »Ganz genau.«
    Howard sah zuerst uns, dann Lewis an. »Erzähl mir noch mal von dem Anruf.«
    »Wie gesagt: Da hat einer angerufen, nach dem da gefragt und gesagt, er sei Bill Clinton.«
    »Aber du hast auch gesagt, er klang nicht wie er.«
    Lewis zuckte mit den Achseln. »Ich meine, ich habe nie mit dem Mann gesprochen, aber ich würde sagen, nein, klang nicht wie er.«
    »Am Telefon hören Stimmen sich anders an«, bemerkte Thomas.
    Howard blickte noch immer auf den Bildschirm. »Diese E-Mails sind alle im Postausgang?«
    »So ist es«, sagte Lewis.
    »Und was ist mit dem Posteingang? Und dem Papierkorb? Gibt’s da irgendwelche Nachrichten von Bill Clinton oder jemandem bei der CIA?«
    Lewis klickte wieder. »Nichts.«
    »Hmm«, machte Howard. Er ging in den Vorderraum und kam mit einem Stuhl zurück. Er setzte sich vor Thomas und mich. Mich sah er zuerst an.
    »Ray, ich habe eine Reihe von Fragen, auf die ich vernünftige Antworten will. Ich nehme an, Ihnen ist klar, was passiert, wenn ich die nicht bekomme?«
    »Ich habe eine recht plastische Vorstellung davon.«
    Er nickte langsam, als wären wir auf derselben Wellenlänge. »Zu der Clinton-Sache kommen wir noch. Aber wir fangen am besten am Anfang an. Für wen arbeiten Sie?«
    »Ich bin selbständiger Illustrator. Ich arbeite freiberuflich.«
    »Aha. Machen Sie im Rahmen Ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch etwas anderes als Illustrationen?«
    »Nein.«
    »Und wie ist es mit Ihnen?«, fragte er Thomas. »Für wen arbeiten Sie? «
    »Ich bin mehr oder weniger auch selbständig«, antwortete Thomas. »Aber ich arbeite für die CIA.«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich. »Thomas –«
    Howard hob eine Hand, damit ich schwieg. »Thomas, erzählen Sie mir, was Sie für die CIA machen.«
    »Das darf ich Ihnen nicht erzählen. Es sind Black Ops.«
    Howards Augenbrauen schossen in die Höhe. »Black Ops?«
    »So hat Präsident Clinton sie bezeichnet. Aber das ist nicht alles.«
    »Wenn Sie’s mir nicht sagen, Thomas, dann werde ich Ihrem Bruder den ersten Finger brechen lassen.«
    »Tun Sie ihm nichts«, sagte Thomas, aber ich sah, dass er hin- und hergerissen war, ob er eher mich oder seine Mission verraten sollte.
    »Tu’s«, sagte ich. »Erzähl’s Ihnen. Und ich sage das nicht, weil ich nicht will, dass sie mir was tun, Thomas.« Ich hatte beschlossen, mir seine Sicht der Dinge zu eigen zu machen. »Ich gehe davon aus, dass sie das meiste eh schon wissen.«
    Thomas nickte langsam. Ich wusste nicht, ob er mir das abnahm oder nur erleichtert war, eine Möglichkeit gefunden zu haben, Howard alles zu berichten, was er wusste, ohne ein allzu schlechtes

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