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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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nicht antun. Das gehört sich einfach nicht. Ich hol jetzt gleich mein Scheckbuch.«
    Noch am selben Tag schickte sie einen Scheck über tausend Dollar auf die Reise.
    Als er bei Allison ankam, zahlte sie den Betrag sofort auf ihr Girokonto ein, womit sich ihr Guthaben auf 1421,87 Dollar erhöhte. Nicht genug, um Courtney alles zurückzuzahlen, was sie ihr schuldete, aber zumindest ein Anfang. Doch je länger Allison den Saldo auf ihrem Einzahlbeleg betrachtet hatte, desto weiter hatte sie sich von der Absicht entfernt, mit diesem Geld einen Teil ihrer Schulden bei Courtney abzutragen.
    Dieser Jemand, den sie ihrer Mutter gegenüber am Telefon erwähnt hatte, hatte vorgehabt, zwei Wochen später auf die Bahamas zu fliegen, und hatte Allison aufgefordert, mitzukommen. Von einer Einladung war allerdings nicht die Rede gewesen, also hatte Allison gesagt, tut mir leid, kann ich mir nicht leisten.
    Das Geld für die Zahnbehandlung änderte die Sache natürlich.
    Sie hatte eine Woche auf den Bahamas gebucht.
    Als Courtney sie beim Kofferpacken gesehen hatte, hatte sie gesagt: »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Scheiße, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist. Bei mir bist du mit über zweitausend in den Miesen, aber das Geld für einen Urlaub hast du? Das musst du mir erklären.«
    »Es ist ja nicht mein Geld«, sagte Allison. »Meine Mom hat mir diese Reise geschenkt.«
    »Wie bitte?«, fragte Courtney.
    »Ich hab noch nicht genug beisammen, um dir dein Geld zurückzugeben. Das zahl ich dir nämlich von dem zurück, was ich verdiene. Dieses Geld, das von meiner Mom, für meinen Urlaub, hat damit überhaupt nichts zu tun.« Allison schien das nur logisch. Manchmal hatte Courtney eine echt lange Leitung. Kaum zu glauben, dass sie in der Finanzbranche arbeitete. Da müsste sie so was doch kapieren.
    »Das glaub ich dir nicht«, sagte Courtney. »Du verarscht mich doch.«
    »Hör mal, ich brauch diesen Urlaub. Ganz dringend«, erwiderte Allison. »Überleg doch, wo du in den letzten drei Jahren überall warst? Na? In München, zum Beispiel. Dann hast du diese Mexikoreise gemacht. Und London? Das ist noch keine fünf Monate her, dass du dort warst. Und ich? Wo war ich in dieser Zeit?«
    »Was haben denn jetzt meine Reisen damit zu tun?«
    »Es ist einfach unfair, dass du ständig irgendwo hinfliegst und ich nicht. Du kannst manchmal so kleinlich sein, echt. Ich muss jetzt los. Mein Flug geht in drei Stunden.«
    Courtney hatte Allison mindestens hundert SMS und E-Mails geschickt, während diese auf den Bahamas war. Beschwerte sich darüber, was Allison für ein undankbares, egoistisches Miststück war. Das ewige Piep-Piep und Ding-Dong ihres Handys hätte Allison fast den Urlaub verdorben.
    Aber nur fast.
    Bei ihrer Rückkehr wurde Allison von Courtney mit der Ankündigung ihres Rausschmisses empfangen, doch Allison riet ihr, sich das gut zu überlegen, denn auf dem Mietvertrag ständen ihrer beider Namen. Allison schwor Stein und Bein, dass sie wirklich, wirklich, wirklich ihre Schulden bezahlen würde. Sie würde ihre Mutter um Geld bitten. Sie sei ganz sicher, dass ihr eine gute Geschichte einfallen würde, die ihre Mutter zu Tränen rühren und damit enden würde, dass noch diese Woche ein Scheck ins Haus flatterte.
    Das war vor einer Woche gewesen. Dass heute ein Scheck in der Post sein wird, ist äußerst unwahrscheinlich, denn Allison hat ihre Mutter noch gar nicht angepumpt. Sie hat sie noch nicht einmal angerufen. So bald nach der erfundenen Zahnbehandlung hält sie es für unklug, ihrer Mutter ein neues Märchen aufzutischen. Eine Woche würde sie auf jeden Fall warten, besser vielleicht zwei. Außerdem muss sie sich erst etwas ausdenken, das genauso plausibel klingt.
    Bettwanzen wären eine Möglichkeit. Vor Bettwanzen haben alle einen Riesenbammel. Sie wird ihrer Mutter erzählen, im Haus gebe es welche, und sie und Courtney müssten eine Woche ins Hotel ziehen, während die Kammerjäger überall Gift versprühten, um die Viecher loszuwerden. Und außerdem habe man Allison gesagt, sie solle ihre Klamotten wegwerfen, könnte sein, dass da welche überlebt haben.
    In letzter Zeit hat ihre Mutter ihr jeden Artikel über Bettwanzen, der ihr unterkam, per E-Mail geschickt. Diese Geschichte würde wunderbar mit ihren Ängsten spielen.
    Ihre Mutter wird Geld schicken. Da ist Allison sich ganz sicher. Sie muss nur zusehen, dass sie es nicht für andere Dinge verjubelt, bevor es seinen Weg zu Courtney

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