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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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zurückfindet.
    Allisons Handy klingelt.
    Sie streckt den Kopf unter der Decke hervor. Einen Besen würde sie fressen, wenn das nicht Courtney war. Am liebsten würde sie es klingeln lassen, doch Courtney wird es nur immer wieder versuchen, darum angelt sie das Telefon vom Couchtisch und hält es sich ans Ohr.
    »Ja.«
    »Eine Woche ist vorbei«, sagt Courtney. »Ist das Geld von deiner Mutter gekommen?«
    »Noch nicht. Ich meine, ich war noch nicht unten, um nach der Post zu sehen. Aber ich glaube nicht, dass es da sein wird.«
    »Und warum sollte es nicht da sein, Allison?«
    »Also gut, hör mal, ich hab sie noch nicht angerufen. Ich hab mir den Kopf zerbrochen, was ich ihr erzählen könnte, und jetzt ist mir endlich was eingefallen. Ich ruf sie heute noch an. Dann sollte das Geld … also in drei, vier Tagen müsste es da sein.«
    »Du bist so ein mieses Dreckstück.«
    »Ich mein’s ernst«, sagt Allison. »Ich zahl dir alles zurück, was ich dir schulde.«
    »Es ist mir scheißegal, ob du im Mietvertrag stehst oder nicht. Wenn du deinen Anteil nicht zahlst, wirst du demnächst nach Hause kommen und deinen ganzen Krempel im Hausflur finden. Das schwöre ich. Ich schau mich schon nach einer anderen Mitbewohnerin um.«
    »Herrgott, was bist du denn für eine Freundin?«
    »Was für eine Freundin ich bin? Was würdest du denn an meiner Stelle tun?«
    »Also gut, machen wir’s so: Wenn ich dir nächste Woche um die Zeit nicht alles zurückgezahlt habe, brauchst du mich gar nicht mehr rauszuschmeißen. Dann geh ich von selbst, und du kannst dir reinnehmen, wen immer du willst.«
    »Eine Woche«, sagt Courtney skeptisch.
    »Ich schwöre. Hand aufs Herz und den ganzen Scheiß.«
    »Ich muss verrückt sein. Völlig übergeschnappt«, sagt Courtney und legt auf.
    Es hat keinen Sinn, sich noch einmal hinzulegen. Allison setzt sich auf, nimmt die Fernbedienung vom Tisch und schaltet den Fernseher ein. Auf dem Bildschirm erscheint NY1 mit den neuesten Nachrichten. Sie nimmt wieder ihr Handy und sieht nach, ob sie E-Mails oder Nachrichten auf Facebook hat.
    Heute Nachmittag wird sie ihre Mutter ganz bestimmt anrufen. Zuerst wird sie allerdings ins Internet gehen und sich zum Thema Bettwanzen schlaumachen, um die Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte mit möglichst vielen Details noch zu steigern. Gut möglich, dass ihre Mutter ahnt, dass sie sie ausnutzt. Was soll’s?, denkt Allison. Darüber regt sie sich bestimmt nicht annähernd so auf wie darüber, dass ich früher monatelang unauffindbar war. Und nicht nur einmal. Wenn Allison sie anpumpt, weiß ihre Mutter wenigstens, wo sie ist.
    Ein kurzer Blick auf den Fernseher, dann zurück aufs Telefon. Von Regenschauern am Nachmittag ist die Rede, die zum Abend hin abklingen.
    Sie startet Safari auf ihrem Smartphone und gibt »Bettwanzen« ein. Prost Mahlzeit! Schlappe zweihundertfünfzigtausend Ergebnisse. Sie grenzt die Suche ein, indem sie »New York« hinzufügt. Immer noch knapp sechzigtausend Einträge.
    Wieder ein Blick auf den Fernseher. An der Sixth Avenue hat sich jemand auf die U-Bahn-Gleise gestürzt. Zurück aufs Handy. Wäre vielleicht nicht schlecht, den Namen einer Schädlingsbekämpfungsfirma zu erwähnen, die der Vermieter engagiert hat, dann klingt die Geschichte noch überzeugender.
    Und noch ein Blick auf den Fernseher. Allison will sich schon wieder dem Bildschirm ihres Handys zuwenden, da glaubt sie, ein bekanntes Gesicht gesehen zu haben.
    Was zum Teufel?
    Ihr klappt die Kinnlade herunter. Völlig perplex hört sie, wie ein Reporter, der vor irgendeinem Bürogebäude in der Innenstadt auf dem Gehsteig steht, sagt: »Der als ernsthafter Konkurrent für den amtierenden Gouverneur gehandelte Morris Sawchuck, hier mit seiner Frau Bridget, vertritt in Sachen Recht und Ordnung eine wesentlich härtere Linie und macht kein Hehl daraus, dass er für eine Rückkehr zu traditionellen Werten steht. Diese Parole ist ein fester Bestandteil seiner Kampagne. Bis jetzt hat er sich allerdings noch nicht dazu geäußert, welche konkreten Maßnahmen er als Gouverneur zu ergreifen gedenkt, um diese Werte wiederzubeleben. Hinter den Kulissen soll eine Gruppe äußerst einflussreicher Leute für ihn arbeiten, darunter der ehemalige Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Und damit zurück zu –«
    Sie schaltet den Fernseher aus und starrt eine Weile vor sich hin. Das muss sie erst verdauen. Sie hat das Bild noch vor Augen – ein Paar, das aus einer Limousine steigt,

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