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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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nicht. Seit drei Monaten zahlt sie nur die Hälfte ihres Anteils an der Miete, ersetzt nicht, was sie sich aus dem Kühlschrank nimmt, verspricht Courtney, alles zurückzuzahlen, wenn sie wieder bei Kasse ist.
    Courtney kauft ihr das nicht ab. Das glaub ich erst, wenn ich’s sehe.
    Miststück.
    Sie bekommt viel mehr Geld als Allison, und wofür? Dafür, dass sie den ganzen Tag vor dem Computer eine ruhige Kugel schiebt, kauft und verkauft, für andere Leute Geld scheffelt. Allison hat nicht den blassesten Schimmer, was ihre Mitbewohnerin eigentlich macht.
    Richtig schlimm wurde es vor zwei Monaten, nach einem Anruf bei ihrer Mutter zu Hause in Dayton. Allison hatte ihr erzählt, dass der Big Apple nicht ganz das war, was sie sich erhofft hatte.
    »Ach, Kind, dann komm doch heim«, hatte ihre Mutter gesagt.
    »Mom, ich komme nicht zurück.«
    »Also bei Target suchen sie Personal. Da stand was in der Zeitung, dass sie neue Leute einstellen.«
    »Ich komme bestimmt nicht nach Dayton zurück, um in einem Kaufhaus zu arbeiten«, hatte Allison geantwortet.
    »Hast du jemanden kennengelernt?«
    »Mom.«
    »Ich denke mir halt, du arbeitest in einem Restaurant, da hast du doch jede Menge Gelegenheit, einen jungen Mann kennenzulernen.«
    »Bitte, Mom.« Warum läuft es immer darauf hinaus? Was denkt ihre Mutter denn, warum Allison überhaupt aus Dayton weggegangen ist? Um genau solchen Fragen zu entkommen. Darum.
    »Du kannst es mir doch nicht verübeln, wenn ich hoffe, dass meine Kleine einen Mann findet, der sie glücklich macht. Dein Vater und ich waren nämlich sehr glücklich. Wir hatten ein schönes Leben miteinander. Und denk dran, du bist einunddreißig. Du wirst auch nicht jünger.«
    Sie musste ihrer Mutter einen Köder hinwerfen. »Ich habe tatsächlich jemand kennengelernt.« Und das war nicht einmal gelogen. Es ist immer einfacher, sich eine Geschichte auszudenken, wenn es da ein Körnchen Wahrheit gibt, ganz besonders, wenn es eine Geschichte für ihre Mutter ist. Allison hat jemanden kennengelernt, und sie war auch eine Zeitlang mit diesem Jemand zusammen. Eine ziemlich heiße Zeit sogar. Mit einem einzigen Blick hatte alles begonnen.
    Manchmal sehen zwei Menschen einander in die Augen, und alles ist klar.
    Allison spürte, wie ihre Mutter am anderen Ende der Leitung zu strahlen begann. »Wen?«, fragte sie aufgeregt. »Erzähl mir von ihm.«
    »Es ist noch zu früh«, wehrte Allison ab. »Ich muss erst sehen, wie sich’s entwickelt. Ich sag dir Bescheid, wenn’s was Ernstes ist. In Ordnung? Kein Kreuzverhör. Im Augenblick macht mir ganz was anderes Kopfschmerzen.« Den Haken eintreiben.
    »Nämlich?«
    »Na ja, die Gäste geben nicht mehr so viel Trinkgeld wie früher. Und auch so läuft’s nicht besonders. Die Leute essen und trinken zu Hause. Und dann noch die Sache mit dem abgeschlagenen Zahn.«
    »Was denn für ein abgeschlagener Zahn? Wovon redest du?«
    »Hab ich dir das nicht erzählt?« Natürlich hatte sie nicht, sie hatte es sich ja eben erst ausgedacht. Es gab keinen abgeschlagenen Zahn.
    »Kein Wort hast du gesagt. Wann ist denn das passiert? Und wie?«
    »Also ich hab da eine Kollegin. Elaine. Die ist dumm wie Bohnenstroh. Sie muss mit einem Tablett voller Gläser mitten durch einen Haufen Leute, die an der Bar stehen. Sie schlängelt sich also zwischen diesen Scheiß-Bankern durch –«
    »Ally.«
    »’tschuldigung. Diesen Idioten von Bankern, und gerade, als ich ihr aus der anderen Richtung entgegenkomme, hebt sie das Tablett in die Höhe, und eine Ecke trifft mich am Mund, und die Gläser fliegen in alle Richtungen, und ich geh in die Damentoilette, um in den Spiegel zu sehen, und da fehlt mir doch tatsächlich ein Stück Schneidezahn.«
    »Du meine Güte«, sagte Allisons Mutter. »Das ist ja furchtbar.«
    »Es war ja nicht groß, aber jedes Mal, wenn ich mit der Zunge drüberfuhr, war da halt so was Spitzes. Na, jedenfalls war ich bei einem Zahnarzt in der Madison Avenue, der hat das wieder in Ordnung gebracht, und ich schwör dir, du kannst es dir mit der Lupe angucken, du würdest es nicht sehen.«
    Dessen war Allison sich ganz sicher.
    »Das muss dich ein Vermögen gekostet haben«, meinte ihre Mutter.
    »Tja, leider gilt das nicht als Arbeitsunfall«, sagte Allison und lachte. »Aber mach dir deswegen keine Gedanken, ich schaff das schon irgendwie. Courtney versteht das schon, wenn sie mal auf meinen Teil der Miete warten muss.«
    »Nein, Liebes, das kannst du deiner Mitbewohnerin

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