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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Driscoll.
    »Nichts, weswegen sich irgendjemand Sorgen machen müsste«, sagte ich. »Er hat seine Macken, aber er stört niemanden. Im Grunde ist er sehr … gutmütig.«
    »Aber er verschickt gerne E-Mails«, sagte Parker.
    Das klang nicht gut. »Was denn für E-Mails?«
    »Überwachen Sie die Kommunikationstätigkeit Ihres Bruders?«, fragte Driscoll.
    »Was? Nein. Wieso denn? Ich weiß nicht mal, dass er mit jemandem kommuniziert. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er gern für sich bleibt.«
    »Ist Ihnen bekannt, dass Thomas Kilbride regelmäßig E-Mails an den amerikanischen Nachrichtendienst schickt?«
    »Großer Gott, nein«, sagte ich.
    »Und dass viele seiner Nachrichten an den früheren Präsidenten Bill Clinton adressiert sind?«
    Ich spürte, wie sich einige meiner Organe verflüssigten. »Bitte sagen Sie mir, dass das keine Drohbriefe waren. Dass Sie nicht hier sind, um ihn zu verhaften, oder so was.«
    Die beiden wechselten einen Blick, trafen eine unausgesprochene Entscheidung, dann sagte Parker: »Nein, bedrohlich sind sie nicht. Aber … besorgniserregend. Holen Sie ihn herunter, oder sollen wir hinaufgehen und ihn holen?«
    Ich senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Warten Sie hier.«
    Ich ging nach oben und öffnete Thomas’ Tür, ohne anzuklopfen.
    »Es ist noch zu früh fürs Abendessen«, sagte er. »Lass mich in Ruhe.«
    »Du musst runterkommen, Thomas«, sagte ich.
    »Was gibt’s denn?«
    »Du hast Besuch.«
    Ich erwartete, dass er fragen würde, wer da sei, doch er sagte nur. »Oh.« Er stand auf, und als er auf den Flur hinaustreten wollte, hielt ich ihn sanft am Arm fest.
    »Es sind Leute von der Regierung«, warnte ich ihn.
    Jetzt blieb er stehen. Es dauerte eine Sekunde, bis diese Information bei ihm ankam, dann nickte er rasch ein paarmal hintereinander, als habe er damit gerechnet, dass das früher oder später geschehen würde. »Oh«, sagte er. »Das ist großartig.«
    »Thomas, das ist alles andere als großartig. Was sind denn das für Nachrichten, die du ständig an die CIA schickst?«
    »Tätigkeitsberichte«, sagte er, schlüpfte an mir vorbei und ging die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer angekommen ging er direkt auf die beiden Agenten zu und schüttelte zuerst der Frau, dann dem Mann die Hand.
    »Ich bin Thomas Kilbride«, sagte er. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Der Präsident hat gar nicht erwähnt, dass Sie vorbeikommen würden.«
    »Der Präsident«, sagte Agentin Parker.
    »Ja gut, der frühere Präsident«, räumte Thomas ein. »Aber Mr. Clinton hat gesagt, man darf ihn noch immer so nennen. Aber ich glaube kaum, dass ich Ihnen das sagen muss, wenn er Sie geschickt hat.«
    »Warum hätte er uns schicken sollen?«, fragte Driscoll mit unbeweglicher Miene.
    Jetzt sah Thomas zum ersten Mal beunruhigt drein. »Sind Sie denn nicht von der CIA?«
    »Nein«, sagte Parker. »Agent Driscoll und ich sind vom FBI.«
    Thomas konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. »FBI?«, wiederholte er. »Ich dachte, Sie kämen von der CIA.« Er erinnerte mich an ein Kind, das ein Weihnachtsgeschenk auspackt und statt des erwarteten Videospiels Socken findet. »Mit denen stehe ich doch in Verbindung.«
    »Wissen Sie«, sagte Parker, »sie haben sich an uns gewandt. Wir helfen ihnen heute aus.«
    »Geht es darum, wo ich arbeiten werde? Ich möchte nämlich von zu Hause aus arbeiten. Ich will nicht nach Washington ziehen. Sag’s ihnen, Ray. Ich bin gern hier.«
    »Mr. Kilbride«, sagte Driscoll, »setzen wir uns doch alle mal hin.« Die Agenten nahmen die Sessel auf der einen Seite des Couchtisches, Thomas und ich setzten uns ihnen gegenüber auf die Couch.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Thomas. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Auch das FBI macht seine Sache gut. Aber ich habe halt die CIA erwartet.«
    »Wir arbeiten ja alle zusammen«, sagte Driscoll. »Wir stehen alle auf derselben Seite.«
    Sein Ton hatte sich eine Winzigkeit verändert. Er war einen Hauch freundlicher. Jetzt, wo er Thomas gesehen hatte, war ihm – hoffentlich – klar, dass er keine Gefahr darstellte.
    »Sie haben der CIA von einem Computervirus berichtet, das kommen soll«, sagte Parker. Möglich, dass Driscolls Ton etwas von seiner Schärfe verloren hatte, Parkers jedenfalls nicht.
    »Also«, begann Thomas, »ich habe das schon in meinen Nachrichten an die CIA erklärt, und Präsident Clinton und ich haben auch darüber gesprochen.«
    Erst kürzlich, dachte ich.
    »Aber es macht mir nichts aus,

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