Fenster zum Tod
Ich habe ihr auch einen ganz anderen Namen genannt. Aber sie hat mich im Fernsehen gesehen, in den Nachrichten, bei einer Veranstaltung mit Morris, den Rest konnte sie sich zusammenreimen.« Bridget liefert ihm die Kurzversion der Geschichte. Wo sie einander kennengelernt und wie oft sie sich getroffen hatten. Die gemeinsame Reise.
Howard lächelt säuerlich. »Gerade eben erwähnte ich Fotos von dir mit einem Ziegenbock. Was ist mit dieser Frau? Gibt es da Fotos? Versteckte Kamera oder was in der Art? Wenn ich’s mir recht überlege, wäre ein Ziegenbock politisch vielleicht doch weniger schädlich gewesen.«
Bridgets Augen werden schmal. »Machst du dir Sorgen wegen des erpresserischen Potenzials oder hättest du gern ein paar Abzüge?«
»Dann gibt es also welche?«
»Ich glaube nicht. Allison hat jedenfalls nichts davon gesagt. Ich wüsste auch nicht, warum sie mich hätte filmen sollen. Damals wusste sie ja noch nicht, wer mein Mann ist.«
»Was für Beweise hat sie dann? Eine mögliche Strategie wäre, das Ganze auszusitzen. Es wird unschön, aber wir mauern, dementieren, deuten an, die Gegner deines Mannes hätten die ganze Geschichte inszeniert. Währenddessen schnüffeln wir in ihrer Vergangenheit herum, suchen nach etwas, das ihre Glaubwürdigkeit ruiniert, und glaub mir, wir finden was, und wenn wir’s er finden müssen. Die Presse hat was, mit dem sie sich eine Weile verlustieren kann. Dann wird’s langweilig, und wir machen weiter, als wäre nichts geschehen. Wenn’s keine Beweise gibt, brauche ich nur ein bisschen rumzutelefonieren und schon ist eine polizeiliche Ermittlung im Gange, und ehe du dich versiehst, hat sie eine Klage wegen räuberischer Erpressung am Hals. Wir machen’s wie dieser Talkshow-Mensch, wie heißt der gleich wieder, der mit den Zähnen, der von diesem Typ erpresst wurde, der drohte, wenn er nicht zahlt, würde er in die Welt hinausposaunen, dass er mit der Hälfte seiner Mitarbeiter im Bett war. Er hat die Polizei eingeschaltet, die haben dem Typ eine Falle gestellt, und schon saß er im Knast. Der Unterschied ist, dass du abstreitest, diese Frau überhaupt zu kennen. Vielleicht seid ihr euch zufällig mal irgendwo über den Weg gelaufen, im Urlaub, bei einer Veranstaltung, aber du hast keine Ahnung, wer sie ist. Wenn wir mit ihr fertig sind, wird kein Mensch ihr mehr was glauben, selbst wenn sie sagt, wenn’s regnet, wird’s nass.«
»Wir haben gesimst«, sagt Bridget.
»Sag das noch mal?«
»Fotos gibt es keine, aber SMS. Anrufe und SMS.«
»Und was steht in diesen SMS, Bridget? Welcher Art sind diese SMS?«
»Sie sind … schlüpfrig ist wahrscheinlich das richtige Wort.«
»Und die Verfasserin dieser Meldungen, bist das du, oder sind die alle von Ms. Fitch?«
»Halb und halb, würde ich sagen.«
Howard fährt sich mit der Zunge über die Zähne. »Wie viel will sie, und was beabsichtigt sie zu tun, wenn du ihre Forderungen nicht erfüllst?«
»Einhunderttausend. Oder sie geht damit an die Öffentlichkeit. Zu dem, der ihr am meisten zahlt.«
»Aha. Nicht sehr phantasievoll, die gute Frau.«
»Wie bitte?«
»Ich an ihrer Stelle hätte mindestens eine Million gefordert. Und woher wollen wir wissen, dass sie das Geld nicht nimmt und ihre Geschichte trotzdem verkauft?«
»Sie hat gesagt, das würde sie nicht tun.«
Howard lehnt sich zurück und breitet die Arme aus. »Na, dann ist ja alles bestens!«
»Ich weiß, was du denkst. Dass sie immer wieder mit neuen Forderungen kommen wird.«
»Ich halte das für sehr wahrscheinlich, Bridget. Aber mit der richtigen Portion Überzeugungskraft gibt sie sich vielleicht mit einer einmaligen, annehmbaren Summe zufrieden. Erklärt sich bereit zu verschwinden, und wir hören nie wieder etwas von ihr.«
Bridget seufzt. »Ich wusste, dass du weißt, wie man mit so was umgeht. Du bist einfach so … so souverän und gelassen bei solchen Dingen.«
»Brandbekämpfung, meine Liebe. Wir werden doch nicht zulassen, dass aus einem weggeworfenen Streichholz ein Waldbrand wird.«
»Howard, ich möchte nicht, dass Morris davon erfährt. Ich meine, Morris und ich waren sehr offen miteinander, was unsere … Eigenheiten betrifft, aber er hat nicht die leiseste Ahnung, dass ich seit unserer Hochzeit mit jemand anderem zusammen war. Du wirst es ihm doch nicht erzählen, oder?«
Er schüttelt den Kopf und greift nach ihrer Hand. »Was hätte das für einen Zweck? Ich habe euch beide viel zu gern, um so was zu tun. Du hast eine
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