Fenster zum Tod
nehme an, dass wir was zu trinken brauchen werden«, sagt er. »Was möchtest du?«
»Hm, eine Weißweinschorle«, antwortet sie.
Howards Augenbrauen schnellen in die Höhe. »Dann kann es ja nicht ganz so schlimm sein, oder? Weinschorle? So was trinkst du, wenn deine Times eine Viertelstunde zu spät vor der Tür liegt.« Er dreht sich auf seinem Stuhl um und macht einen vorbeigehenden Kellner auf sich aufmerksam. »Eine Weißweinschorle für die Dame. Einen Scotch pur für mich. Also, was hast du auf dem Herzen, Bridget? Ich gehe mal davon aus, dass du mich nicht hergebeten hast, um ein Verhältnis mit mir anzufangen. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass in meinem Terminkalender noch eins Platz hätte.« Howard war nie verheiratet, und sollte er so etwas wie ein Liebesleben haben – abgesehen von seiner Liebe für politische Intrigen –, hat jedenfalls niemand etwas davon mitbekommen.
Allerdings hat jeder so seine Geheimnisse.
Bridget schluckt. »Du weißt, ich würde nie wissentlich etwas tun, um Morris in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Meine Güte«, sagt Howard.
»Ich würde ihn nie in Verlegenheit bringen. Niemals.«
Howard betrachtet sie. »Also, mal sehen …« Er sieht sie prüfend an, als versuche er zu erraten, wie viel Morris sich ihre Diamantohrringe hat kosten lassen. Hätte er auf zwanzigtausend getippt, hätte er richtig gelegen, doch es war nicht diese Frage, die ihn beschäftigte. Es war die Frage, in welche Kalamitäten Bridget sich gebracht hatte.
»Entweder geht’s um Geld oder um Sex«, sagte er. »Oder um beides. Was anderes gibt’s eigentlich gar nicht. Egal, was du getan hast, es wird auf das eine oder das andere hinauslaufen.«
»Es geht um beides«, sagt sie.
»Verstehe«, sagt Howard. »Und wie schlimm ist es?«
Bridget senkt den Blick auf ihren Schoß, dann sieht sie wieder Howard an. »Schlimm.« Sie wappnet sich. »Ich werde erpresst, Howard.«
»Dann ist das also der Teil mit dem Geld. Und was der Erpresser gegen dich in der Hand hat, das ist der Teil mit dem Sex. Es sei denn, ich bin total auf dem Holzweg, und du hast jemand umgebracht.«
»Ich habe niemanden umgebracht.«
»Ja, dann«, sagt Howard, als die Getränke vor ihnen auf den Tisch gestellt werden, »haben wir ja einen Grund zu feiern. Ich habe allerdings auch schon Leute erlebt, die nach einer Verurteilung wegen Mord wieder auf die Beine gekommen sind.«
Er trinkt einen Schluck von seinem Scotch und wartet, bis der Kellner sich entfernt hat. Bis zu einem gewissen Punkt, so vermutet Bridget, genießt Howard die Situation wahrscheinlich sogar, denn er lebt auf, wenn es Probleme zu lösen gilt. Aber wenn er sie tatsächlich genießt, denkt Bridget, dann nicht mehr lange.
»Und es gibt keine Fotos, die dich beim Koitus mit einem Ziegenbock zeigen, oder so?«
»Nein.«
»Na, alles andere sollte im Handumdrehen erledigt sein. Heraus damit.«
»Ich hatte eine Affäre.«
Howard nickt weise, als habe er damit bereits gerechnet. »Wir reden hier von etwas, das nicht allzu lange zurückliegt, das geschah, als du und Morris schon den heiligen Bund der Ehe eingegangen wart?«
»Ja.«
»Ist sie vorbei? Diese Affäre?«
»Ja.«
»Kenne ich ihn?«
Bridget antwortet nicht gleich. »Nein.«
Howard legt den Kopf ein wenig schief. »Dieses Zögern ist besorgniserregend, Bridget. Es bedeutet, dass ich ihn vielleicht kenne, und dass du lügst, oder dass du die Wahrheit sagst, sie aber bewusst verschleierst. Mal sehen, ob ich errate, was von beiden zutrifft.« Sein Blick bohrt sich in ihren. »Ich glaube, Letzteres.«
Bridget schweigt. Aus einer gewissen Distanz betrachtet, die Bridget im Moment allerdings fehlt, bietet Howard einen ungewöhnlichen Anblick.
Er lässt seinen Blick noch kurz auf ihr ruhen, dann fragt er: »Wer ist sie?«
Er ist wirklich unglaublich. »Sie heißt Allison Fitch.«
Howards Lider flattern. Ein Zeichen, dass er seine geistige Datenbank durchforstet. »Du hast recht, ich kenne sie nicht.« Er trinkt wieder von seinem Scotch. »Weißt du, Bridget, nachdem ich dich und Morris zusammengebracht und dich diskret gefragt habe, ob es in deiner Vergangenheit etwas gäbe, das dich kompromittieren könnte, wäre es nicht unsportlich von dir gewesen zu erwähnen, dass du eine Leckschwester bist.«
Bridget sitzt stocksteif da und sagt kein Wort.
»Hast du diese Allison Fitch davon in Kenntnis gesetzt, dass du die Frau eines angehenden Gouverneurs und jetzigen Justizministers bist?«
»Nein.
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