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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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für einen Flug nach Hause zu verpfeifen bereit war.
    Goldsmith rief Morris an.
    Anfangs weigerte Morris sich. Er würde das Schwein anklagen. Erklärte Goldsmith, er habe kein Interesse daran, Geschäfte mit Terroristen zu machen. Goldsmith sagte: »Wissen Sie, Terrorverdächtige sind nicht die Einzigen, über die wir eine Menge Hintergrundinformationen haben, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Es gibt keinen lebenden Politiker, der nicht irgendeine Leiche im Keller hat, von der er hofft, sie möge nie gefunden werden. Morris Sawchuck hätte nur raten können, was Goldsmith gegen ihn in der Hand hatte. Vielleicht wusste er von dem einen oder anderen schmutzigen Trick, dessen Howard sich seinetwillen bedient hatte. Wahlkampfspenden, die ihm nicht durch die offiziellen Kanäle zugeflossen waren. Vielleicht sogar etwas über Bridgets sexuelle Vergangenheit. Oder seine eigene.
    Sawchuck ließ sich umstimmen.
    Der Attentäter flog nach Hause.
    Als die Times die Geschichte veröffentlichte, warteten Howard und Morris stündlich auf die nächste Hiobsbotschaft. Die Times würde weitergraben und herausfinden, dass Morris den Schwanz eingezogen hatte. Sie sahen schon die Schlagzeilen: »Justizminister von New York lässt Guggenheim-Bomber entkommen.«
    Das wäre sein Ende gewesen.
    Niemand, der Terroristen freiließ, schaffte es auf den Stuhl des Gouverneurs, geschweige denn ins Weiße Haus. Mit viel Glück hätte Morris vielleicht noch Chancen auf einen Platz im Verwaltungsrat einer Volkshochschule, sollte diese Bombe eines Tages platzen.
    Und genau das ist es, was Howard befürchtet: dass Allison Fitch mitangehört hat, als Bridget mit Morris am Telefon über diese Affäre gesprochen hat.
    »Herrgott noch mal, Bridget, wie blöd kann man denn sein?« Howard schüttelt den Kopf.
    »Er hat nie etwas Bestimmtes erwähnt. Nur ganz allgemein davon gesprochen, dass er sich Sorgen macht und hofft, das alles bald Schnee von gestern ist.«
    »Das ist genau der Punkt, Bridget. Wir glauben, das alles ist bald Schnee von gestern. Die Chancen stehen sehr gut, dass die Sache bald ausgestanden ist.« Er spricht sehr leise. »Aber nicht, wenn ihr euch am Telefon darüber ausquatscht, während so ein lesbisches Luder alles mithört und euch dann erpresst.«
    »Howard, glaub mir, sie blufft. Sie kann nichts gehört haben. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Er wendet sich ab, entfernt sich zwei Schritte von ihr, dreht sich wieder um und sieht sie an. Er kommt zurück und sagt: »Das mit der Erpressung – aus der Nummer können wir rauskommen. Aber wenn dieses Weib tatsächlich etwas aufgeschnappt hat, dann hat sie was in der Hand, dagegen ist euer Frauenturnen der reinste Kinderkram. Das ist Dynamit. Verstehst du, was das heißt, Bridget? Dynamit. Die hat die Atombombe.«
    »Howard, wirklich, ich bin sicher, selbst wenn sie jedes einzelne Wort gehört hat, das ich gesagt habe, sie hat bestimmt nichts –«
    »Genug«, sagt er. »Genug.« Er schüttelt den Kopf. Langsam. Nachdenklich. Er zeigt mit dem Finger auf sie und sagt: »Nicht ein Wort zu Morris. Kein Sterbenswörtchen.«
    Dann lässt er sie von einer Sekunde auf die andere stehen, geht hinaus auf die Straße und wendet sich Richtung Osten.
    Bridget lehnt sich an die Wand, ringt um Fassung. Howard muss sich keine Sorgen machen, dass sie Morris etwas sagt. Ihn fürchtet sie weit mehr als ihren Ehemann.

Neunzehn
    J emand vom FBI war bei mir, Herr Präsident.«
    »Ja natürlich, das ist ja auch naheliegend.«
    »Haben Sie die geschickt?«
    »Das ist das normale Prozedere.«
    »Na gut. Sie waren nämlich nicht nett. Sie haben gefragt, ob ich schon mal Ärger hatte.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Sie wussten von der Sache mit Mrs. Hitchens. Als ich sie nackt sah. Aber von der anderen Sache wussten sie nichts.«
    »Und Sie haben ihnen auch nichts erzählt.«
    »Nein. Und ich glaube, die meinten auch was anderes. Ärger, an dem ich schuld war. Aber das, das war nicht meine Schuld. Ich will nicht darüber reden. Dad wollte darüber reden, kurz bevor er gestorben ist. Er wollte, dass ich darüber rede. Ich habe das nicht verstanden, denn zuerst durfte ich jahrelang überhaupt nicht darüber reden. Mit niemandem. Und ich hab’s auch nicht getan. Nicht einmal Dr. Grigorin weiß Bescheid.«
    »Ich weiß.«
    »Aber Ihnen kann ich es erzählen.«
    »Und Ihrem Bruder? Sollten Sie es ihm erzählen?«
    »Nein. Nein, ich glaube nicht.«

Zwanzig
    A uf dem Heimweg überkommt es Michael

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