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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Ich half ihm, sich aufzusetzen, und strich ihm über den Rücken.
    Er sah zur Steckerleiste hinüber. »Ich steck sie wieder an.«
    »Lass nur, ich mach das.« Ich kroch zum Schreibtisch und schob den Stecker in die Dose. Der Computerturm fing an zu brummen. Ehe Thomas sich erheben konnte, sagte ich zu ihm: »Aber wir müssen uns auf ein paar Regeln einigen, ja? Bevor du dich wieder auf Entdeckungsreisen begibst.«
    Er nickte langsam.
    »Als Erstes brauchen wir einen Eisbeutel für deinen Kopf. Einverstanden?«
    Er überlegte. »Einverstanden«, sagte er.
    Ich streckte ihm eine Hand hin und war froh, als er sie ergriff. Mir fiel auf, dass auch seine Hände ganz blau waren. »Mensch, du hast dich ja ganz schön zugerichtet.«
    Er sah mich an. »Wie geht’s deinem Hals?«
    Er tat weh. »Gut«, sagte ich.
    »Es tut mir leid, dass ich versucht habe, dich umzubringen«, sagte er.
    »Du hast nicht versucht, mich umzubringen. Du warst nur wütend. Ich war ein Arschloch.«
    Er nickte. »Stimmt. Ein Wichser.«
    Er saß am Küchentisch, während ich in der Kühltruhe einen Eisbeutel suchte. Dad hatte immer irgendeine Verspannung oder Muskelzerrung, und es gab genügend Eisbeutel, um eine ganze Pinguinkolonie glücklich zu machen. »Halt dir das an den Kopf«, sagte ich und reichte Thomas einen davon.
    Ich nahm mir einen Stuhl, setzte mich zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schulter.
    »Das hätte ich nicht tun dürfen«, sagte ich.
    »Nein«, sagte Thomas.
    »Es ist irgendwie mit mir durchgegangen.«
    »Hast du deine Tabletten genommen?«, fragte er mich.
    Ich hatte kein einziges M&M genommen, seit wir bei Dr. Grigorin gewesen waren. »Nein, die hab ich ganz vergessen.«
    »Du bekommst Probleme, wenn du deine Tabletten nicht nimmst«, sagte er.
    Den Arm noch immer um seine Schulter gelegt sagte ich: »Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Ich weiß … ich weiß, du bist, wie du bist, und wenn ich dich anschreie, bringt das gar nichts.«
    »Wie lauten die Regeln?«, fragte er.
    »Ich möchte … ich will nur, dass du mir Bescheid sagst, bevor du irgendwelche Mails verschickst oder Leute anrufst. Aber du kannst so viele Städte abklappern, wie du willst. Kannst du damit leben?«
    Er überlegte. Den Eisbeutel hielt er an die Stirn gepresst. »Ich weiß nicht.«
    »Thomas, nicht alle in der Regierung verstehen, dass du nur helfen willst. Sie kapieren nicht, dass du ein anständiger Kerl bist. Ich will nur sichergehen, dass es keine Missverständnisse gibt. Dann würden wir nämlich alle beide Ärger bekommen, nicht nur du.«
    »Wahrscheinlich«, sagte er. Er nahm den Eisbeutel von der Stirn. »Der ist ganz schön kalt.«
    »Sieh zu, dass du’s noch ein bisschen aushältst. Das hilft gegen die Schwellung.«
    »Na gut.«
    »Ich hab dich noch nie so wütend gesehen«, sagte ich. »Ich meine, geschieht mir ja recht, aber ich wusste nicht, dass du so ausrasten kannst.«
    Der Eisbeutel, den Thomas sich jetzt wieder an die Stirn hielt, verdeckte seine Augen.
    »Ich mach mich wieder an die Arbeit«, sagte er, duckte sich unter meinem Arm durch und ging zur Treppe. Den Beutel ließ er auf dem Tisch zurück.
    Mit dem Rücken zu mir fragte er: »Muss ich noch immer Abendessen machen?«
    Das hatte ich ganz vergessen. »Nein«, sagte ich. »Mach dir darüber keine Gedanken.«

Achtzehn
    B ridget kommt aus dem Gebäude an der 35. Straße, wo die PR-Firma, für die sie arbeitet, ihren Sitz hat. Sie sieht, dass er auf sie gewartet hat.
    Er packt sie am Ellbogen und dirigiert sie den Bürgersteig entlang.
    »Howard!«, sagt sie mit einem Blick auf seine Hand. »Lass meinen Arm los. Du tust mir weh.«
    Howard Talliman sagt nichts. Er schiebt Bridget, die auf ihren hohen Absätzen Schwierigkeiten hat, das Gleichgewicht zu halten, nur flink voran, hinein in die Eingangshalle des erstbesten Gebäudes, in dem er unbelauscht mit ihr reden kann.
    »Was weiß sie?«, fragt Howard, sobald sie im Haus sind. Er hat Bridget an eine Marmorwand gedrängt und seinen Griff noch immer nicht gelockert.
    »Howard, was in aller Welt –«
    »Sie sagt, sie hat was gehört«, zischt er, beinahe wie eine Schlange.
    »Was? Wovon redest du?«
    »Ich hab mich mit ihr getroffen. Beim Gehen sagte sie, sie hätte so einiges gehört.«
    »Gehört? Was denn? Was will sie denn gehört haben?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Aber sie hat angedeutet, es sei etwas Kompromittierendes. Dinge, die du gesagt hast, und die jetzt, wo sie weiß, wer du bist,

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