Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
alles Mögliche zu erledigen, dann ist es nur gerecht, dass du das auch tust.«
    Thomas sah sich nervös und ängstlich um. »Ich weiß gar nicht, wo der Staubsauger ist.«
    Ich zeigte auf den Schrank neben der Hintertür. »Da drin ist er.«
    »Wann wolltest du denn, dass ich das für dich tu?«, fragte er.
    »Damit wir uns recht verstehen, Thomas. Du tust das nicht für mich. Hier geht’s um Hausarbeit. Die wird gemeinsam erledigt. Jeder trägt seinen Teil bei. Jeder tut das für den anderen und für sich selbst. Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
    »Ja. Ich glaube schon. Also, wann soll ich das tun?«
    Ich hob die Hände. »Wir wär’s mit jetzt gleich? Wenn du’s hinter dich bringst, hast du den Rest des Tages frei. Mehr verlange ich heute nicht von dir.«
    »Wie viele Zimmer muss ich saugen?«
    »Alle.«
    »Auch den Keller?«
    »Na gut, der Keller muss nicht sein.«
    »Und die Treppe?«
    »Die schon.« Seine Schultern spürten bereits die Last der übertragenen Aufgabe und sackten herunter. »Hol den Staubsauger aus dem Schrank, ich zeig dir das Nötigste.«
    Er schob seinen Stuhl zurück, schlurfte zum Schrank und zerrte das Gerät heraus, anmutig und routiniert wie ein Yak beim Schwingen eines Golfschlägers.
    »Wie macht man den an?«, fragte er. »Das Kabel kommt gerade mal ein paar Zentimeter raus. Das reicht nicht bis zur Wand.«
    »Steig auf den Fußschalter da – nein, den rechts daneben –, dann kannst du’s rausziehen. Zieh, bis es nicht mehr geht.« Ich stand auf. »Jetzt zeig ich dir ein paar Handgriffe.«
    Ich gab ihm eine kurze Einweisung. Wie man den Staubsauger ein- und ausschaltete, wann die Elektrobürste zugeschaltet wurde und wozu die verschiedenen Aufsätze dienten. »Der ist für Teppiche«, sagte ich, »und der ist für glatte Böden.«
    »Und für Fliesen?«, fragte er.
    »Derselbe wie für glatte Böden. Schieb ihn einfach über den Boden. Da ist gar nichts dabei.«
    Hätte mich jemand ins Cockpit des Space Shuttle gesetzt, hätte ich wahrscheinlich genauso dreingesehen wie Thomas jetzt. Auf mein Drängen drückte er auf den Schalter, und dröhnend erwachte der Staubsauger zum Leben. »Ich hab Post zu erledigen und anderen Kram«, brüllte ich. »Ich überlass dich jetzt deinem Schicksal.«
    Ich war so überstürzt nach Promise Falls abgereist, dass ich mein Laptop nicht eingepackt hatte. Also benutzte ich die E-Mail-Funktion meines Handys und musste jede Nachricht, die aus mehr als ein paar Worten bestand, mühsam über die Handy-Tastatur eingeben. Außerdem waren ein paar Rechnungen zu bezahlen, was ich ebenfalls online tun konnte.
    Dad hatte ein Laptop. Es war schon sein zweites. »Das hier ist leichter und schneller«, hatte er mir vor ein paar Monaten geschrieben. Er hatte angefangen, Zeitungen online zu lesen, kaufte aber trotzdem jeden Tag die Druckausgabe, angeblich wegen des örtlichen Anzeigenteils, doch eigentlich ging es ihm um das Ritual des sich ins Auto Setzens und in die Stadt Fahrens, um dort eine im Laden zu kaufen. Das war sein tägliches Morgenabenteuer. Er kaufte sich auch stets einen Kaffee, und war dennoch rechtzeitig wieder zu Hause, um Thomas sein Frühstück zu machen.
    Das Laptop stand in der Küche. Ich nahm es mit hinaus auf die Veranda. Dort hatte ich auch Internetempfang, konnte aber dem Staubsaugerlärm entfliehen. Auf dem Weg hinaus, bekam ich einen Eindruck von Thomas’ Arbeitsmethode. Mit gebeugtem Rücken, als sei er tatsächlich auf der Pirsch nach dem Staub, den er zu saugen hatte, wanderte er auf und ab. Allem Anschein nach glaubte er, die Elektrobürste müsse ein paar Sekunden auf jedem Stück Teppich verharren, um ihre Arbeit zu tun. Bei diesem Tempo würde er es nicht vor Mittag bis nach oben in sein Zimmer schaffen.
    Ich setzte mich in einen der Korbsessel, klappte den Computer auf und drückte auf den Schalter. Ein Pullover wäre hier draußen nicht schlecht gewesen, doch um jetzt noch mal aufzustehen, hineinzugehen und einen zu suchen, dazu war es wieder nicht kalt genug.
    Ich gab das Passwort für mein E-Mail-Programm ein. Junk, ein paar Nachrichten von Jeremy Chandler, eine von einem Redakteur der Washington Post, voll des Lobes über meine letzte Illustration, die den Kongress als einen Sandkasten voller Kinder darstellte.
    Von drinnen kam ein Geräusch, als hätte der Staubsauger gerade ein Eichhörnchen verschluckt. Offensichtlich hatte Thomas gerade die Teppichfransen erwischt. Er würde schon zurechtkommen.
    Ich klickte

Weitere Kostenlose Bücher