Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
»Dann …«
    »Ich habe schon mal ein Sondierungsgespräch geführt, jemandem unsere Situation geschildert«, sagt Lewis ruhig. »Ich weiß, wie sie arbeitet, und sie kann das für uns erledigen.«
    »Lewis, um Himmels willen!« Howard atmet tief ein und langsam wieder aus. »Sie?«
    Lewis nickt.
    Howard schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Du musst dich nur fragen, wie lange du dich mit diesem Problem herumschlagen willst. Wenn du damit leben kannst, dass diese Frau bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag mit immer neuen Forderungen kommt und herumerzählt, woher sie die Kohle hat. Wenn du das Risiko eingehen willst, dass sie etwas weiß, das Morris äußerst gefährlich werden könnte, dann lass dich nicht aufhalten: Gib ihr jetzt die hunderttausend.«
    Einen Augenblick legt Howard das Gesicht in die Hände, dann richtet er sich auf und sagt: »Tu, was getan werden muss.«

Dreiundzwanzig
    D er Staubsauger hat den Rand geschluckt«, sagte Thomas, als ich ins Haus kam. Dads Laptop hatte ich auf der Veranda gelassen. Allem Anschein nach hatte die Elektrobürste den halben Läufer inhaliert, der zwischen der Haustür und der Küche lag. Durch die Verstopfung hatte sich das Gerät ausgeschaltet.
    »Zieh den Teppich halt raus, Thomas.«
    »Mit der Hand?«
    »Ja.«
    »Und wenn er sich wieder einschaltet und meine Finger einsaugt?«
    »Das wird nicht –«
    Das Telefon klingelte.
    »Verdammt noch mal.« Ich hob ab. »Ja.«
    »Spreche ich mit Ray Kilbride?« Eine Frauenstimme.
    »Ja.«
    »Ray, hier ist Alice. Kanzlei Harry Peyton. Wir wollten fragen, ob Sie Zeit hätten, kurz vorbeizukommen und ein paar Papiere zu unterschreiben. Es geht um den Nachlass Ihres Vaters.«
    »Äh, ja, klar«, sagte ich und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. »Selbstverständlich. Wann soll ich denn kommen?«
    »Also, im Moment ist es ziemlich ruhig. Wenn es Ihnen nicht ganz ungelegen kommt, dann wäre jetzt –«
    »Ist gut. Ich bin gleich da.«
    Ich legte auf. Als ich mich umdrehte, wäre ich fast mit Thomas zusammengestoßen, der mit dem außer Gefecht gesetzten Staubsauger dicht hinter mir stand und auf Anweisungen wartete.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich muss zum Anwalt und ein paar Papiere unterschreiben.«
    »Ich mach mich wieder an die Arbeit«, sagte Thomas mit einem Blick nach oben. »Ich bin ganz schön im Rückstand.«
    »Gut. Ich kümmere mich nachher um den Staubsauger.«

    Auf der Fahrt in die Stadt zerbrach ich mir den Kopf, warum in aller Welt mein Vater das Netz nach Informationen über Kinderprostitution durchforstet hatte. Die ersten beiden Suchbegriffe leuchteten mir ja noch ein. Er hatte davon gesprochen, sich ein neues Handy zuzulegen, mit dem er ins Internet gehen und fotografieren und sonst alles Mögliche tun konnte. Und nach dem, was ich von Harry und Len aufgeschnappt hatte, war es gut möglich, dass Dad unter Depressionen litt. Durchaus denkbar, dass er selbst auch zu dieser Diagnose gekommen war.
    Aber Kinderprostitution?
    Mir fiel einiges dazu ein, doch nichts, womit ich mich beschäftigen wollte.
    Ich bemühte mich, einen plausiblen Grund zu finden, warum Dad darüber recherchiert hatte. Es musste einen geben.
    Denk nach.
    Also gut. Vielleicht hatte er etwas im Fernsehen gesehen, irgendwas in den Nachrichten, über die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Und er war so entsetzt über das, was er gesehen hatte, dass er mehr darüber wissen wollte. Und was wäre der Grund dafür? Vielleicht wollte er eine Wohltätigkeitsorganisation unterstützen, deren Ziel es war, Kinder in aller Welt aus dieser Versklavung zu befreien.
    Klang das nach meinem Vater? Hat er sich je für Organisationen interessiert, denen er etwas spenden konnte?
    Nein.
    Er war ein guter Mensch, daran bestand kein Zweifel. Wenn jemand Hilfe brauchte, half er. Ich erinnerte mich, als ich ein Kind war, brach bei unseren Nachbarn ein Feuer aus. Nicht bei den Hitchens, sondern im Haus der Nachbarn auf der anderen Seite. Die Feuerwehr war schnell genug da, um den größten Teil des Hauses zu retten, doch die Küche war verwüstet. Unsere Nachbarn waren nicht versichert und hatten auch kein Geld, um jemanden kommen zu lassen, der die Küche instand setzte. Also wollten sie es selbst machen. Leider stand ihre Kompetenz in keinem Verhältnis zu ihrer Entschlossenheit. Auch mein Vater war kein gelernter Installateur oder Zimmermann, aber ein ziemlich guter Heimwerker, das hatte er wiederum von seinem Vater gelernt. Einen

Weitere Kostenlose Bücher