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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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erste Mal; aus einem Sieg wurde mindestens eine unentschiedene Schlacht.«
    Voller Empörung klopfte Zeppelin mit dem Zeigefinger der linken Hand auf den Artikel. »Es ist unglaublich, was dieser Kerl sich einbildet. Da, Bella: Lies selbst!«
    Isabella griff nach der Zeitung, die ihr Mann ihr entgegenstreckte. Schon nach wenigen Sätzen runzelte auch sie die Stirn und las dann mit halblauter Stimme weiter: »Sicherlich: das »Luftschiff« erwies sich als lenkbar. Es stieg unter den Hurrarufen des vollzählig am Ufer versammelten Friedrichshafen majestätisch und ruhig in die Lüfte, schwebte sinnig und hübsch über dem See. (…) Vollführte unzählige leichte Drehungen und blieb sicher und friedlich stets ungefähr in derselben Höhe und über demselben Flecken schweben. Von einem ausgedehnteren Hin- und Herfahren zu größeren und geringeren Höhen war freilich nicht merklich die Rede. Man hatte das Gefühl, als ob das Luftschiff sich sehr freute, dass es so nett da oben balancierte, und man freute sich mit darüber: denn ohne Zweifel ist die schöne Ausbalancierung des Fahrzeugs das Gelungenste an der Sache«. Was für eine arrogante Schreibweise! Du hattest recht, Ferdi. Das ist ja geradezu unverschämt, wie dieser Mensch da von oben herab formuliert.«
    »Es geht noch weiter«, kommentierte Ferdinand trocken. »Da, hier steht es: »Aber unter welchen Umständen wurden denn die geschilderten bescheidenen Resultate erreicht? Unter den allergünstigsten: es herrschte fast absolute Windstille! (…) Eine Luftbewegung von nur Stärke 1 nach der Beaufortschen Skala hätte es lustig in die Weite entführt.« Das stimmt doch nun aber wahrhaftig nicht! Was will der Mann denn eigentlich bezwecken? Glaubt dieser Eckener denn tatsächlich, man würde die Testfahrt einer völlig neuen Technik gleich zu Beginn unter den widrigsten Bedingungen durchführen?! Auf diese abstruse Idee kommt doch kein ernstzunehmender Erfinder! Nirgendwo auf der Welt!«
    »Natürlich nicht!« schüttelte Isabella ihren Kopf. »Ich frage mich, was das soll. Ist es Besserwisserei, nur um der Besserwisserei willen – oder möchte er sich einfach von den anderen Berichtertattern deutlich absetzen – aus welchem Grund auch immer.«
    »Das ist noch nicht alles: am Schluss von diesem Pamphlet will er mir tatsächlich Empfehlungen geben: »Mag also vielleicht die Form dieses Luftfahrzeuges genial und richtig ersonnen sein – eines scheint festzustehen: entweder müssen die vier Windflügel erheblich vergrößert und leistungsfähiger, oder ihre Umdrehungsgeschwindigkeit muss durch einen stärkeren Motor erhöht werden. Nach alledem ist es klar, dass weiter versucht werden wird, und wenn dies auch sonst weiter keinen Nutzen bringen sollte, so jedenfalls einen: dem Orte Friedrichshafen.« Unwirsch ließ Zeppelin die Zeitung sinken und richtete seinen ratlosen Blick auf Isabella. »Was sind das nur für Leute, Bella, die so etwas daher schreiben? Als wenn ich nicht selber wüsste, dass wir stärkere Motoren brauchen. Aber woher nehmen, und nicht stehlen? Und vor allen Dingen: diese Motoren sind noch viel zu schwer. Sie werden leichter werden, das ist gewiss. Aber es wird noch eine Zeitlang dauern, bis es soweit ist. Und dennoch haben wir doch bereits spätestens mit dieser zweiten Fahrt über 80 Minuten bewiesen, dass mein System als solches funktioniert. Mit welchem Recht kann dieser Mensch in seinem Artikel dann einfach alles in Frage stellen?«
    Der Artikel in der »Frankfurter Zeitung« verfehlte seine Wirkung nicht. Vor allem die Skeptiker im preußischen Generalstab sahen sich dadurch genauso bestätigt, wie die ewigen Zweifler, die selbst unter den Mitgliedern der »Gesellschaft zu Luftschifffahrt« zu finden waren.
    Schon präsentierte ihm der Sekretär die ersten, besorgten Telegramme, die Zeppelin um eine baldige und ausführliche Stellungnahme zu den konkreten Vorhaltungen des Dr. Hugo Eckener baten. »Was sollen wir den Herrschaften antworten, Exzellenz? Sie drängen auf eine rasche Antwort.«
    »Lassen Sie mich damit in Ruhe, Uhland«, knurrte der Graf. »Ich muss mich jetzt in erster Linie auf die Erkenntnisse konzentrieren, die wir für weitere Verbesserungen gewonnen haben und kann mich nicht auch noch mit den Bedenkenträgern auseinandersetzen.«
    Eine Konsequenz war dennoch klar: »Ich muss so rasch wie möglich ein drittes Mal aufsteigen, um diesen Heckenschützen zu beweisen, dass der Betrieb des Luftschiffes zur Alltagsroutine werden

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