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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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mehr, das nötige Geld für die Lieferung von neuem Gas und für die Löhne der Arbeiter nachzuschießen. Nachdem sich auch die Militärverwaltung hartnäckig weigerte, der Gesellschaft finanziell unter die Arme zu greifen, bedeutete dies … das Aus!
    Die Konsequenzen waren niederschmetternd – doch es führte kein Weg daran vorbei: Ferdinand von Zeppelin sah sich gezwungen, persönlich den Liquidierungsantrag für die »Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt« zu stellen!
    Aber die Kette der demütigenden Erlebnisse hatte damit erst begonnen: Ein Nackenschlag folgte dem anderen! Die Schwimmhalle musste abgewrackt, das stolze Luftschiff demontiert und in seine tausend Einzelteile zerlegt werden!
    Auseinandergebaut, abgesägt, zerstört!
    Es war die letzte Möglichkeit, überhaupt noch an Geld zu kommen, um die von Tag zu Tag steigenden Verbindlichkeiten noch begleichen zu können, für die Zeppelin persönlich mit seinem Vermögen haftete. Zumindest für das Aluminium der Träger und Stangen sollten ein paar tausend Mark als Erlös heraus springen. Carl Berg, dessen Unternehmen das Aluminium lieferte und auch sein Schwiegersohn Alfred Colsman, der Zeppelin schon lange mit Rat und Tat unterstützte, hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt, für die Rücknahme des »Aluminiumschrottes« (was für eine grässliche Bezeichnung!) einen guten Preis zu bezahlen, um damit zu verhindern, dass die roten Zahlen ins Uferlose wucherten. Wenigstens die Abbruchkosten sollten mit diesem Erlös beglichen werden können! Wenigstens das! Es war fürchterlich genug, mit ansehen zu müssen, wie die letzten Männer unter Anleitung von Ludwig Dürr das Schiff und die Halle systematisch in ihre Einzelteile zerlegten. Es war alles andere als übertrieben, die Stimmung, die in diesen trüben Novembertagen auf dem ehemaligen Luftschiffgelände herrschte, mit einer hoffnungslosen Niedergeschlagenheit zu beschreiben. Es war eine beinahe schon gespenstische Atmosphäre. Kaum ein Wort wurde zwischen den Arbeitern gewechselt, erst recht ertönte nirgendwo ein Lachen: der krasse Gegensatz zu der fröhlichen, geradezu euphorischen Aufbruchsstimmung, die noch vor zwei Jahren exakt am selben Ort geherrscht hatte!
    Der 15. November 1900 markierte auch notariell das bittere Ende: mit diesem Datum war die »Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt« aufgelöst. Von den letztendlich mehr als 900.000 Mark, die sie an Kapital in das Unternehmen eingebracht hatten, war nichts mehr übrig. Nun gut: zumindest blieben keine Schulden zurück, doch führte nichts an der bitteren Wahrheit vorbei, dass sich das ganze Geld der Aktionäre innerhalb kürzester Zeit buchstäblich in Luft aufgelöst hatte.
    Und schon tauchten sie wieder auf, all die hässlichen Sprüche: »Der Narr vom Bodensee!«
    »Der Geldvernichter!«
    »Der Luftgraf und seine wirren Träume!«
    Dass auch Ferdinand von Zeppelin persönlich, als Hauptaktionär der liquidierten Gesellschaft, dabei mehr als 500.000 Mark verloren hatte, schien für keines dieser Lästermäuler eine Rolle zu spielen.

Noch Jahre später schauderte es den Grafen in der Rückschau, wenn er an die allerschlimmste Zumutung in diesen Tagen zurück dachte: als er sich gezwungen sah, alle seine Leute zu entlassen. Er konnte sie einfach nicht mehr bezahlen! Einem nach dem anderen überreichte er persönlich die Entlassungspapiere und drückte ihm ein letztes Mal die Hand. Es war eine fürchterliche Situation, in der es Zeppelin beinahe das Herz brach, als er in die ernsten Mienen dieser Männer blicken musste, bei denen es sich doch durchweg um fleißige und weit über das normale Maß hinaus pflichtbewusste Arbeiter handelte. Und nun hatte also ausgerechnet er eigenhändig ihre Kündigungen unterschrieben. Aber was war ihm übrig geblieben? Genauso wenig, wie ihnen: denn schließlich mussten sie mit dem Lohn aus ihrer Hände Arbeit ja ihre Familien ernähren. Und dafür konnte Zeppelin nicht mehr garantieren. So hatten also inzwischen die meisten von ihnen schon ihre Sachen gepackt und waren gegangen – alle diese wunderbaren Mitarbeiter, die ihn über so viele Monate treu begleitet hatten! Vom einfachen Hilfsarbeiter bis hin zu Theodor Kober, dem es ebenfalls beinahe das Herz brach, die Bucht von Manzell verlassen zu müssen.
    »Aber Sie haben eine junge Familie, Kober. Und damit eine Verantwortung. Gehen Sie zurück zum Riedinger nach Augsburg, er wird so einen fähigen Mann wie Sie ganz sicher mit

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