Ferdinand Graf Zeppelin
offenen Armen aufnehmen«, hatte ihm Zeppelin bei ihrem letzten Gespräch vor Kobers Ausscheiden noch mit auf den Weg gegeben. »Und falls es mir eines Tages gelingen sollte, die Arbeit am Luftschiff mit den notwendigen Finanzen im Rücken doch wieder aufzunehmen, dann werden Sie der erste sein, der es erfährt und den ich bitten werde, wieder bei mir als Ingenieur dort weiterzumachen, wo Sie Ende des Jahres 1900 gezwungenermaßen haben aufhören müssen! Vorausgesetzt natürlich, dass Sie das dann noch wollen …«
»Und ob ich das wollen werde!« Mit diesem festen Versprechen, das Kober wie aus der Pistole geschossen abgab, waren sie auseinander gegangen. Fürs Erste …
Aus dem engen Kreis der Konstrukteure und Wissenschaftler war Zeppelin am Ende nur ein Einziger geblieben: Ludwig Dürr. Zwar hatte natürlich auch dessen Entlassung angestanden, doch Dürr verweigerte die Entgegennahme der Kündigung kategorisch: »Ich werde bei Ihnen bleiben, Exzellenz, jetzt eben als einziger technischer Mitarbeiter und zur Not auch ganz ohne Gehalt. Denn ich glaube genauso wie Sie an ihre Konstruktion – und dass wir es eines Tages schaffen werden!«
»Aber ich bin nicht in der Lage, Ihnen den Lohn zu zahlen, den Sie verdient haben.«
»Das ist mir gleich!« antwortete Dürr postwendend.
»Bedenken Sie aber bitte, Dürr, dass Sie mit ihrer Qualifikation und mit dem gewaltigen Schatz an Erfahrung, den Sie sich trotz ihres noch immer jugendlichen Alters bereits angeeignet haben, in vielen Firmen in ganz Deutschland mit offenen Armen aufgenommen würden. Und das bei einer sehr guten Bezahlung, die ich Ihnen angesichts der derzeitigen Verhältnisse sowieso nicht geben kann!«
»Das macht mir nichts. Dieses ganze Geld ist für mich nicht das Entscheidende. Es geht mir um die Sache: um unser Luftschiff! Und deswegen verzichte ich sogar auf die Unfallversicherung!«
»Das kommt ja gar nicht in Frage!« protestierte der Graf.
»Für diese werde ich selbstverständlich aufkommen. Wenn Sie also unbedingt meinen, bleiben zu müssen …«
»Ja, das meine ich«, bekräftigte der 22-jährige Dürr mit fester Stimme.
»Und ich meine das auch«, krächzte plötzlich eine Stimme hinter dem jungen Mann. »Ich bleibe auch bei Ihnen, Exzellenz. Als Ihr persönlicher Bootsführer. Ganz egal, wie viel sie mir bezahlen können oder eben auch nicht. Das ist doch Ehrensache, Exzellenz!« Es war die Stimme von Ludwig Marx, der sich damit nicht minder eindeutig zu Wort meldete. Und jeder, der den guten Marx kannte, wusste, dass auch bei ihm jeglicher Widerspruch zwecklos war, wenn sein Entschluss einmal fest stand.
»Nun gut. Dann bin ich also wenigstens nicht ganz alleine mit meinen Luftfahrtspinnereien …« Der tief gerührte Zeppelin bedachte die beiden Männer mit einem dankbaren Blick. »Bei so viel Hilfe muss ein neuer Anfang ja gelingen! Ich will also versuchen, wieder auf die Beine zu kommen mit unserem Luftschiffbau.«
Trotz aller ratlosen Niedergeschlagenheit der zurückliegenden Tage und der immer noch ungeklärten Frage, woher er die für einen Neuanfang notwendigen Geldmittel zusammen bekommen sollte, war es doch ein gutes Gefühl, sich auf einen engen Kreis ihm treu ergebener Leute verlassen zu können. Denn da war ja auch noch der kaufmännische Leiter Ernst Uhland, der sich nicht minder spontan bereit erklärt hatte, die erste Zeit des Wiederaufbaus nun eben auch als Sekretär fungieren zu wollen, »bis der Laden wieder läuft« und den Zeppelin – wenn auch mit deutlich verminderten Bezügen – aus seiner privaten Schatulle bezahlte.
Sie alle glaubten fest an ihn und seinen Traum von einer glanzvollen Zukunft der Luftschiffe. Für diese Männer war es alles andere als die spleenige Idee eines zunehmend senilen Ruheständlers, wie die Lästermäuler hämisch behaupteten, die nun wieder überall aus ihren Löchern krochen. »Wir sind noch lange nicht am Ende. Das spüre ich genau. Das darf schlichtweg nicht sein – und deshalb wird es auch nicht sein, das schwöre ich, so wahr ich Ferdinand von Zeppelin heiße!«
Da war er plötzlich wieder erwacht: sein legendärer Durchhaltewillen!
Innerhalb weniger Stunden waren die Pläne für einen bescheidenen Neubeginn geschmiedet: er würde noch einmal Mittel aus seinem Privatvermögen locker machen, was im übrigen auch im Sinne von Isabella war: »Dann verkaufen wir halt eines von den Waldstücken – es bleibt uns trotzdem noch genug Grundbesitz übrig«, hatte sie ihren Mann
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