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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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in dessen Entschluss nachdrücklich bestärkt. Mit dem dadurch erlösten Geld würde es ihm möglich sein, die wertvollsten Teile aus der Liquidationsmasse zu erwerben. Beispielsweise die Reste der abmontierten, riesigen Schwimmhalle. »Die werden wir nun eben an Land in Manzell wieder aufbauen, als feste Halle. Für die ersten Arbeiten mag das genügen – und später, wenn ich dann hoffentlich wieder liquide bin und die nötige Unterstützung von der Regierung erfahre, werden wir eine neue Schwimmhalle bauen.«
    Ludwig Dürr würde als Leiter dieses Umbaus fungieren – bei ihm lag das Vorhaben in den allerbesten Händen.
    »Die Mittel für meine Unfallversicherung können sie sich übrigens gerne sparen, Exzellenz. Mir ist es lieber, das ganze Geld fließt in den Umbau und nicht in sündhaft teure Versicherungen.«
    »Das geht aber nicht, Dürr. Wenn etwas passiert …«
    »… das geht freilich, Exzellenz!« entgegnete der hagere junge Mann mit fester Stimme und sah seinem alten und neuen Arbeitgeber ernst in die Augen. »Wir brauchen das Geld jetzt dringender für die Bezahlung unserer Helfer. Später können wir dann ja darüber reden, wenn Sie wieder genug Mittel beisammen haben, Exzellenz. Ich habe ohnehin mehr als genug zu tun. Denn sobald die Halle wieder steht, müssen wir uns unbedingt ganz intensiv um die Fragen der Festigkeit unserer Aluminiumstreben kümmern, vielleicht können wir sogar die eine oder andere Legierung finden, die ebenfalls weniger Gewicht bringt, die dann jedoch wiederum im Hinblick auf die Bruchfestigkeit des Materials sorgfältig untersucht werden muss. Und eventuell stoßen wir ja auch noch auf einen anderen Stoff für die Hülle, der leichter ist und gleichzeitig besser und reibungsfreier durch die Luft gleitet, als die bisherige Haut. Außerdem ist der Wirkungsgrad der verschiedenen Luftschrauben noch längst nicht zu Ende erforscht … Sie sehen also, Exzellenz: ich habe gar keine Zeit, mir Sorgen um die Zukunft und um irgendwelche Versicherungen zu machen, denn ich habe wirklich alle Hände voll zu tun!«
    Tränen der Rührung glitzerten in Zeppelins Augen, als er seinem jungen Ingenieur hinterher blickte, der sich mit einem wahren Feuereifer auf die neuen Herausforderungen stürzte – auch wenn diese für Dürr zunächst darin bestanden, die Reste der demontierten Luftschiffhalle zu sichern, zu inventarisieren und danach den Wiederaufbau auf festem Boden zu organisieren. Arbeiten, mit denen sich ein Ingenieur normalerweise nicht herumplagen musste. Aber dem pflichtbewussten Dürr kam kein Wort der Klage über die Lippen – ganz im Gegenteil: denn nur so gab es überhaupt noch einen Weg in die Zukunft. »Wenn doch nur alle meine Partner vom Schlage eines Ludwig Dürr gewesen wären«, murmelte der Graf und schüttelte betrübt seinen Kopf. Aber das war Vergangenheit: er durfte nicht zulassen, dass dieses »hätte, »könnte« und »wäre doch« seine Konzentration störte. Schon Sekunden später ballte Zeppelin energisch die Hände zu Fäusten. »Was nicht war, das kann man nicht mehr ändern. Wir werden es ihnen allen zeigen. So kurz vor dem Ziel wird die Flinte nicht ins Korn geworfen. Koste es, was es wolle!«
    Und diese Kosten waren nach wie vor enorm. Der Erwerb der abgewrackten Halle und der bis auf das Aluminium weitgehend wertlos gewordenen Luftschiffteile war noch das Wenigste. Aber der Arbeitslohn für den Wiederaufbau, dazu die Einrichtung der von Dürr zurecht geforderten Versuchsvorrichtung: das verschlang eine ordentliche Summe. Seit der Entscheidung, sich mit aller Konsequenz dem Bau von Luftschiffen zu verschreiben, schien Geld zum alles bestimmenden Stichwort in seinem Leben geworden zu sein! Dieses Geld fehlte an allen Ecken und Enden – zumal sich die Behörden weiterhin standhaft weigerten, ihm wenigstens mit einigen tausend Mark unter die Arme zu greifen.
    Nach wie vor sah er sich gezwungen, alles aus eigener Tasche zu bezahlen. Sogar die im Grunde genommen erfreuliche Tatsache, dass er am 7. Januar 1901 aus der Hand von Kaiser Wilhelm II. persönlich den Roten Adlerorden 1. Klasse empfangen durfte, was als Anerkennung für Zeppelins verdienstvolle Bemühungen um die Luftfahrt gelten sollte, war wenig hilfreich. Auch wenn es sich dabei um eine der höchsten preußischen Auszeichnungen handelte und ihm der Kaiser eine eventuelle Unterstützung in Person eines Offiziers der Luftschiffabteilung zusicherte. Ausgerechnet von jener Abteilung, die seinen Plänen

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