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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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feuerten, überstürzten sich jetzt auch auf der Rückseite die Ereignisse. Gerade hatten die Ersten von ihnen den Ausgang erreicht, da tauchten auch schon die Franzosen auf. »Halt! Stehenbleiben! Waffen niederlegen! Ergebt Euch!«
    Jetzt half nur noch kaltblütiges Handeln. Mit einem kühnen Satz stürzte sich Zeppelin ins Freie und schwang sich in den Sattel des Pferdes. Während die überrumpelte Bauersfrau einen Schreckenslaut ausstieß, stieß er dem nicht minder erschrockenen Pferd hart die Sporen in die Weichen und galoppierte davon, verfolgt von den wütenden Schusssalven der Franzosen. Gott sei Dank traf keine der Kugeln ins Ziel. Und Gott sei Dank war das Pferd in einer guten Verfassung. Während er weiter im Galopp über die Ebene jagte und danach trachtete, so schnell wie möglich das Waldstück zu erreichen, das sich am Horizont vor ihm abzeichnete, konnte er bei einem ersten hastigen Rückblick erkennen, dass nun auch die gegnerischen Reiter die Verfolgung aufgenommen hatten. Doch sein Vorsprung war groß genug und so erreichte er schließlich den Wald, ohne dass es seinen Häschern gelungen wäre, ihm auch nur einen Meter näher zu kommen. Hier im Unterholz würden sie seine Spur bald verlieren. Er war gerettet. Zumindest fürs Erste.
    Auf alle Fälle musste er danach trachten, eine noch größere Distanz zwischen sich und dem Schirlenhof bringen. Denn die Suchtrupps würden bald aus allen Himmelsrichtungen auf das Waldstück zujagen. Einige Zeit später erreichte er das Ende des Waldes. Am Waldsaum zügelte Zeppelin sein Pferd, um sich erst einmal einen vorsichtigen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Sein gutes Glück, denn nur wenige Meter entfernt von ihm preschten plötzlich mehrere französische Gendarmen an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken. Auch in der Ferne waren Berittene zu erkennen, die ganz eindeutig auf den Wald zuhielten. Sie schienen sich aber auf den Waldrand zu konzentrieren, anstatt das Gehölz sorgfältig zu durchkämmen. Offenbar rechneten sie damit, dass er versuchen würde, so rasch wie möglich weiter nach Westen zu gelangen. Das hatte er zunächst ja auch vorgehabt. Aber damit würde er über kurz oder lang in ihre Hände fallen. Also würde er genau das Gegenteil von dem machen, was die Franzosen vermuteten. Am besten, er blieb in ihrer unmittelbaren Nähe und zog sich nun doch wieder in den Wald zurück, aus dem sie seinen Ausbruch erwarteten. Natürlich war es ein waghalsiges Manöver, in unmittelbarer Nähe des Feindes zu bleiben. Ein einziges erschrockenes Wiehern seines Pferdes, ein knackender Ast, ein zufällig vorbei streifender gegnerischer Soldat … Aber es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als dieses Risiko einzugehen. Ruhe bewahren. Auf der Hut bleiben. Wenn er es schaffte, ein paar Stunden unentdeckt zu bleiben, würden sie davon ausgehen, dass er ihnen entkommen war. Niemand würde ihn dann mehr in dem Waldstück vermuten.
    Sein Kalkül ging auf. Einige Stunden später zogen auch die letzten Patrouillen ab. Der deutsche Offizier war ihnen entkommen. Wenn sie wüssten, wie nahe er ihnen in Wahrheit die ganze Zeit über gewesen war …
    Natürlich war die Gefahr noch längst nicht gebannt. Denn bei der überstürzten Flucht vom Schirlenhof hatte er auch seine Karten zurück lassen müssen. Ausgerechnet in dieser Situation, wo er unbedingt jede Straße, jeden Pfad und jede Siedlung vermeiden musste und einzig auf sein Gespür hoffen konnte, das ihn sicher über die Grenze bringen würde. Ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen, zumal der Weg durch Dornengestrüpp und Unterholz in einer ihm völlig unbekannten Gegend ganz besonders beschwerlich war.
    Aber wieder kamen Ferdinand von Zeppelin die Erfahrungen, die er damals in der amerikanischen Wildnis gemacht hatte, nun durchaus zugute. Zu allem Übel war auch noch ein Gewitter aufgezogen und es begann zu schütten, wie aus Kübeln. Dazu brach die Nacht herein. Im letzten Licht des Tages entdeckte der todmüde Offizier eine einsam im Wald gelegene Hütte. Es handelte sich aber um eine ständig bewohnte Behausung, das war deutlich zu erkennen. Sollte er das Wagnis dennoch eingehen?
    Da war nicht viel zu überlegen, denn was blieb ihm schon anderes übrig! Völlig durchnässt und am Ende seiner Kräfte. Er brauchte unbedingt ein Dach über dem Kopf – und ein Feuer, um die nassen Sachen zu trocknen. Also musste er es riskieren.
    Das Glück war ihm hold. Denn der einzige Bewohner der Holzhütte erwies sich

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