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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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gegnerischen Suchtrupps, die inzwischen sicherlich schon längst nach ihnen fahndeten, überrumpelt zu werden. Apropos: es konnte sicherlich nichts schaden, einmal den Posten zu kontrollieren, der gerade Wache hielt. Nicht, dass der Mann womöglich eingeschlafen war.
    Gleich bei Tagesanbruch ging es weiter in Richtung Woerth. Schon bald war zu erkennen, dass die Truppenbewegungen deutlich zugenommen hatten. Wie leicht konnte man auf eine französische Einheit treffen! Keinesfalls durften sie jetzt noch die größeren Wege benutzen. Das bedeutete anstrengende Umwege, die teilweise mitten durch das Unterholz führten. Und das stundenlang! Zu allem Übel brachte sie der Zickzackkurs, den sie zwangsläufig einschlagen mussten, ihrem eigentlichen Ziel kaum näher. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigte Zeppelins Vermutung. Und das trotz der vielen Stunden, die sie in der schwülen Sommerhitze schon unterwegs waren. Die Uniform klebte inzwischen förmlich an ihren schweißnassen Körpern. Doch das war längst nicht das schlimmste. Zeppelins Sorge galt den Pferden. Vor allem seinem Tier, das zusehends matter wurde und vor lauter Erschöpfung immer wieder ins Stolpern geriet! Das Pferd benötigte dringend eine Rast – und ganz besonders brauchte es Wasser. In der Ferne erblickte er ein größeres Gehöft. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Keine Reiter, keine Patrouillen. Das könnte folglich passen.
    »Dort werden wir Rast machen. Ich denke, dort sind wir sicher. Denn selbst wenn uns jemand entdeckt haben sollte und Meldung gemacht hat, dauert es mehr als eine Stunde, bis der Feind da sein kann. In weniger als einer Stunde sind wir aber längst wieder weg. Und falls eine kleinere Einheit zufällig vorbei kommen sollte: gegen die acht Mann, aus der sie nach unserer bisherigen Beobachtung maximal bestehen, können wir uns erfolgreich zur Wehr setzen. Also Männer: dort drüben wird gerastet!«
    Kurze Zeit später hatten sie das stattliche Gehöft, den sogenannten »Schirlenhof«, erreicht, dessen Bewohner sich den gegnerischen Soldaten gegenüber friedlich verhielten. Ohne jegliche Diskussion wurden Futter und Wasser für die Pferde herbei geschafft, während man im Wirtshaus rasch ein Essen für die hungrigen Männer auftrug. Schon stand eine Schüssel mit dampfenden Kartoffeln auf dem Tisch. Dazu wurden gekochte Eier und Sauermilch serviert. Voller Freude griffen sie zu den Gabeln als urplötzlich ein Alarmschrei ertönte. »Raus!« Kaum hatte der Wachtposten seinen Warnruf ausgestoßen, da brach es auch schon über sie herein. Nicht nur eine, sondern gleich mehrere feindliche Reiterabteilungen jagten durch das Gehöft – ganz offenkundig waren sie ihnen schon länger auf der Fährte gewesen und nutzten jetzt die Rastpause der Deutschen im Schirlenhof zum Überraschungsangriff aus. Fatalerweise waren die Franzosen bestens bewaffnet. Schon fielen die ersten Schüsse.
    Zeppelin und seine Männer erwiderten das Feuer. Irgendwie musste es ihnen gelingen, ihre Pferde zu erreichen, die dem Wirtshaus gegenüber an der Scheune standen. Es handelte sich zwar nur um eine Entfernung von zehn Schritt, aber sie mussten dazu über den offenen Hof, der vom Gegner umzingelt war. Allein wenn sie versuchten, aus der Eingangstür zu spähen, knallten bereits die Schüsse. »Wir schaffen es nicht nach vorne!« brüllte Zeppelin durch den Kugelhagel. »Winsloe! Kommen Sie zurück! Winsloe!« Doch sein Befehl kam zu spät. Von einer Kugel tödlich getroffen, sackte der Leutnant in sich zusammen. Es war der erste Tote in diesem Krieg.
    »Wir müssen den vorderen Hauseingang sichern und dann versuchen, nach hinten heraus zu kommen! Es ist die einzige Möglichkeit. Feuert, sobald sich vorne etwas bewegt. Ich werde versuchen, am hinteren Eingang die Lage zu erkunden.«
    Er stürzte zur Hintertür und spähte vorsichtig hinaus. Die Luft schien rein zu sein. Noch waren hier keine Soldaten auszumachen. Nur wenige Meter vom Eingang entfernt stand eine Bauersfrau und hielt ein französisches Kavalleriepferd am Zügel. Das war die Gelegenheit, die sie unbedingt beim Schopfe packen mussten. Der einzig mögliche Fluchtweg, wollten sie nicht in Gefangenschaft geraten. Es musste ganz rasch gehen. »Rückzug! Nach hinten! Sofort!« Obwohl die ganze Aktion innerhalb von Sekunden ablief, schien es Zeppelin wie eine halbe Ewigkeit. Während sich seine Männer von der Vordertür zurück zogen und dabei beständig weiter nach draußen in den Hof

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