Ferdinand Graf Zeppelin
dauern sollte, bis der offizielle Friedensvertrag zustande kam. Und so wurde es schließlich Juni, bis Ferdinand mit seiner Einheit nach Stuttgart zurück kehren und seine überglückliche Isabella wieder in die Arme schließen konnte.
In Württemberg galt der Hauptmann Zeppelin seit seinem berühmten Schirlenhofritt nach wie vor als Volksheld, während eine aussichtsreiche Militärkarriere unter dem preußischen Oberkommando ausgerechnet wegen dieses Rittes eher skeptisch beurteilt wurde. Von dieser Warte aus betrachtet durfte die Familie zufrieden sein, als er im Januar 1872 seine Abkommandierung an das in Straßburg stationierte 15. Schleswig-Holsteinische Ulanenregiment erhielt, dessen 5. Schwadron er künftig befehligen würde – unter Beibehaltung seines Adjudantenstatus beim König von Württemberg. So zogen Ferdinand und Isabella also nach Straßburg, wo sie die folgenden Jahre verbrachten. Es war eine weithin unbeschwerte Zeit für das junge Ehepaar, die freilich immer wieder von Ferdinands Sorge über die schwache Gesundheit seiner geliebten Bella bestimmt wurde, mit der er aus diesem Grund auch ausgiebige Reisen zur Stärkung ihrer Kräfte unternahm und sich in den Sommermonaten auf Schloss Girsberg in geradezu rührender Weise um sie kümmerte. Bellas Sorgen waren ganz anderer Art: nun waren sie schon seit mehreren Jahren verheiratet, doch Nachwuchs wollte und wollte sich einfach nicht einstellen. Es war zum Verzweifeln! Freilich wollte sie ihrem Ferdi von diesem Kummer, der sie plagte, nicht berichten. Sie mochte ihn nicht noch zusätzlich mit weiteren Befindlichkeiten beunruhigen, zumal er im zeitigen Frühjahr des Jahres 1874 einen schlimmen Unfall erlitt, der ihn wochenlang auf das Krankenlager warf.
Am 18. März war es passiert. Am Morgen gegen 8 Uhr war Ferdinand mit seinen Männern auf einem Fuchshengst zu einem Ausritt aufgebrochen. Das Pferd erwies sich als äußerst widerspenstig, so dass sogar Zeppelin als vorzüglicher Reiter alle Hände voll zu tun hatte, um das Tier unter Kontrolle zu halten. Und dennoch: plötzlich war es geschehen. Unvermittelt stieg der Hengst dreimal hintereinander in die Höhe, buckelte und stürzte mitsamt seinem Reiter hart auf den Boden. Der Sattel zerbrach und während das panisch gewordene Pferd wieder auf die Beine zu kommen versuchte, wälzte es sich dabei über Ferdinands rechten Schenkel, den es dabei übel zerquetschte.
Doch trotz seiner schweren Verletzung, zu der sich durch den Sturz noch Hautabschürfungen und Blessuren am ganzen Körper gesellten, mochte der Hauptmann Zeppelin, der sich vor Schmerzen kaum noch bewegen konnte, vor seinen Leuten nicht so einfach klein beigeben. »Setzt mich wieder auf das Pferd. Ich muss ihm zeigen, wer hier das Kommando hat!« presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Wenig später hatten sie ihn hinauf gehievt und es gelang ihm tatsächlich, trotz der höllischen Qualen, die ihn peinigten, im langsamen Schritt auf dem Rücken des Pferdes nach Hause zurück zu kehren. Auch das Absitzen gelang ihm nur mit Hilfe seiner Männer, wie stark die Schmerzen dabei waren, das konnte man an seinem Gesichtsausdruck unschwer ablesen. Doch er hatte vor seinen Leuten Haltung bewiesen – so, wie das seiner Überzeugung nach von einem Offizier der Kavallerie erwartet werden durfte. Aber das war noch nicht alles: keinesfalls mochte er nämlich seiner Isabella in der verdreckten Uniform gegenüber treten. Unbedingt musste zuvor noch der andere Rock aus dem Schlafzimmerschrank geholt werden. Von den eigentümlichen Klagelauten aufgeschreckt, die während dieser Prozedur durch das Haus drangen, näherte sich Bella dem Schlafzimmer, dessen Türe sich gerade eben öffnete. »Oh mein Gott, Ferdi! Wie siehst du denn nur aus?! Was um Himmels Willen ist mit dir geschehen?!«
Der von Kopf bis Fuß mit blauen Flecken übersäte Zeppelin schwankte bedrohlich und schaffte es gerade noch, krampfhaft die Türklinke zu umklammern, um nicht auf den Boden zu stürzen.
»Bella«, flüsterte er mit schwacher Stimme. »Ich … ich bin … vom Pferd gestürzt … das heißt … das Pferd … der Fuchs … der Fuchs hat mich … hat mich unter sich …« »Jetzt erst einmal langsam. Das kannst du mir nachher erzählen. Komm mit. Gib mir deine Hand und stütze dich mit der anderen auf meine Schulter«, fackelte Bella trotz ihres Schreckens nicht lange. »Du musst dich sofort aufs Bett legen und dann werden wir den Arzt holen. Er muss dich
Weitere Kostenlose Bücher