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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Weltgeschichte nieder: Deutschlands Größe! – Den anderen Morgen, liebe Frau, da habe ich Gottes Strafgericht gesehen, da saß der niedergeschmetterte Imperator vor einem Häuschen und dabei standen gewaltige Gestalten, preußische Gardekürassiere: mehr zu Napoleons III. Schutz, als zu seiner Bewachung. Gottes Wege sind wunderbar!«
    Nach dem Sieg bei Sedan erfasste eine nationale Begeisterungswelle die Menschen in ganz Deutschland, selbst in Bayern und in Württemberg, wo man sich bei Kriegsausbruch doch nur zähneknirschend »unter das preußische Joch« begeben hatte. Überall war jetzt nur noch die Rede von Deutschland.
    In Württemberg folgten rasch die zwangsläufigen Konsequenzen aus diesen Ereignissen. Anfang Oktober 1870 zog sich König Karl nach Friedrichshafen zurück, im November würde Württemberg als letztes deutsches Land dem Norddeutschen Bund beitreten und damit besiegeln, was im Grunde genommen schon seit Kriegsbeginn als Tatsache galt: Württemberg hatte sich endgültig unter Preußens Führung gestellt und in der Regierung war man sich der Tatsache wohl bewusst, »dass der Preußenkönig zum Deutschen Kaiser gekrönt werden wird, wenn wir erst Paris erobert haben – was ja bekanntlich nur noch eine Frage der Zeit ist.«
    Sie konnten es kaum noch erwarten, endlich die französische Hauptstadt einzunehmen. Dazu mussten jedoch erst einmal die in aller Hast neu formierten französischen Truppen in die Knie gezwungen werden, die jetzt nicht mehr im Namen des Kaisers Napoleon, sondern im Namen der Republik auf Schritt und Tritt dem Vormarsch der Deutschen einen erbitterten Widerstand entgegen setzten und sich schließlich mit dem Mut der Verzweiflung in Paris verschanzten. Am 19. September war die Stadt vollständig von den deutschen Truppen umzingelt worden. »Da kommt keine Maus mehr heraus – und bald wird ihnen auch das Essen ausgehen, dann müssen sie kapitulieren. Das ist lediglich eine Frage der Zeit, wir brauchen nur noch abzuwarten. Bevor der Winter kommt, werden wir wieder zuhause sein!« Diese Ansicht hatte sich unter den Soldaten inzwischen zur sicheren Gewissheit verfestigt.
    Auch Isabella von Zeppelin hegte solche Hoffnungen, wurde von ihrem Ehemann jedoch mit der skeptischen Anmerkung auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, der Krieg könne seiner Meinung nach genauso drei Wochen wie noch drei Monate dauern – wirklich seriös ließe es sich einfach nicht genauer voraussagen. Denn der Widerstand der Franzosen bei der Verteidigung ihrer Hauptstadt fiel wesentlich härter aus, als es die siegestrunkenen Deutschen vermuteten. Mit dem Mut der Verzweiflung setzten sich die Pariser Bürger zur Wehr. Und außerdem war da ja noch die Sache mit den Ballonen!
    Die Belagerer vermeinten, ihren Augen nicht trauen zu können, als am 7. Oktober erstmals zwei mit Gas gefüllte Ballone kurz hintereinander über der eingekesselten Stadt aufstiegen. Und an den Ballons waren große Körbe befestigt, in denen sich Menschen befanden! »Sie wollen fliehen! Schießt sie ab!« Doch im wahrsten Sinn des Wortes in Windeseile hatten die eigenartigen Himmelsgefährte eine Höhe erreicht, in der sie keine Kugel mehr in Gefahr bringen konnte. Auch die Windrichtung passte exakt: »Der Wind trägt sie genau dorthin, wo wir keine Truppen stehen haben. Und sie sind so schnell, dass eine Verfolgung unmöglich ist!« Es dauerte nicht lange und die Ballone waren am Horizont den Blicken der ungläubig staunenden Deutschen entschwunden.
    Ferdinand von Zeppelin war einer dieser staunenden Beobachter. Was er hier zu sehen bekam, das war sozusagen die Fortentwicklung der Spähballons, die er seinerzeit schon im amerikanischen Sezessionskrieg bewundert hatte. Denn in diesem Fall hatten die Franzosen die riesigen Gaskugeln zur Flucht von Menschen benutzt. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei den Insassen nämlich nicht um Spione – was hätten die angesichts des eng gezogenen Rings um ihre Hauptstadt auch an neuen Erkenntnissen gewinnen können, sondern vielmehr um Militärstrategen, deren Aufgabe es war, die versprengten französischen Truppen neu zusammen zu stellen und dann gegen die Angreifer neuerlich in Front zu bringen. Mehr als 60 Mal stiegen solche Ballone während der Belagerung von Paris in den Himmel. Auf deutlich mehr als 200 Menschen schätzte Zeppelin die Zahl derjenigen, denen auf diese Weise die Flucht aus Paris gelang. Aber nicht nur Menschen beförderten die Ballone aus der Stadt, sondern auch

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