Ferdinand Graf Zeppelin
mochte. Trotz all dieser Unzulänglichkeiten war damit der Beweis erbracht, dass der Betrieb von lenkbaren Luftschiffen alles andere als ein Hirngespinst bleiben würde.
Grund genug also für Ferdinand von Zeppelin, um sich nur wenige Tage später in einem weiteren Schreiben an den König zu wenden, in dem er dem Monarchen mitteilte, dass er die feste Absicht habe, über kurz oder lang ebenfalls ein Luftschiff zu bauen. Es musste doch gelingen, dem König Karl zu verdeutlichen, wie groß inzwischen die Gefahr war, dass die Franzosen einen uneinholbaren Vorsprung in der Luftfahrt bekommen würden. Was gerade aus militärstrategischer Sicht unbedingt zu vermeiden war. Folglich müsste sich König Karl dieses Mal doch relativ rasch von der Notwendigkeit eines deutschen Luftschiffs überzeugen lassen! Zeppelins Hoffnung trog, denn der König, der schon seit einiger Zeit seine Amtsgeschäfte immer lustloser und ohne jede Eigeninitiative erledigte, mochte auch dieser Initiative, die ihm doch immerhin von einem seiner Adjudanten, also einer höchst vertrauenswürdigen Person, unterbreitet wurde, wieder einmal kein sonderliches Interesse entgegen bringen. Jedenfalls blieb die von Zeppelin erhoffte Reaktion komplett aus: zu seinem großen Bedauern kam es noch nicht einmal zu einer Einladung, der württembergischen Regierung seine Pläne für einen lenkbaren Ballon persönlich und umfassend zu erläutern.
Auf anderen Gebieten schien man seine Gedanken dafür umso mehr zu schätzen. Oberst Ferdinand von Zeppelin erfreute sich nämlich nicht nur des königlichen Wohlwollens, sondern er galt auch der württembergischen Regierung als besonnener Ratgeber, dessen Lagebeurteilung vor wichtigen innenpolitischen Entscheidungen regelmäßig eingeholt wurde. Genau diese Wertschätzung wurde ihm unversehens zum Problem. Denn angesichts der nach wie vor recht krisenanfälligen Beziehung zwischen Preußen und dem Königreich Württemberg, das sich gerade in militärischen Belangen in einem ständigen Abwehrkampf gegen die anmaßenden Alleinvertretungsansprüche der Preußen befand, bedurfte es unbedingt eines kenntnisreichen und fähigen Militärbevollmächtigten bei der württembergischen Gesandtschaft in Berlin. Der Mann war rasch gefunden: kein anderer, als der Oberst von Zeppelin eigne sich für diese diffizile Aufgabe – und so wurde Zeppelin im September 1885 also nach Berlin versetzt. So ehrenvoll dieser Vertrauensbeweis auch sein mochte, so mäßig war Ferdinands Begeisterung, sein Regiment verlassen zu müssen und nun das diplomatische Parkett mit all seinen Tücken und Fallstricken zu betreten. Aber wenn es das Interesse des Landes nun einmal verlangte, dann hatte er sich zu fügen und seine eigenen Befindlichkeiten hinten an zu stellen. Immerhin bot sein neuer Verwendungsort Berlin für Bella den Vorteil, ihre Familie wieder häufiger sehen zu können.
Und nach einigen Jahren der treuen Pflichterfüllung würde man ihm den Wunsch nicht abschlagen können, endlich wieder ein militärisches Kommando zu übernehmen.
Nur ein Jahr später wähnte er sich bereits am Ziel, als er die erfreuliche Nachricht entgegennehmen konnte, man habe ihn zum Kommandeur der 2. Württembergischen Kavalleriebrigade in Ulm ernannt. »Das ist ja wunderbar! Dann geht es also endlich wieder zurück zu meiner Truppe. Ich kann es nämlich drehen und wenden, wie ich will, Bella: in aller erster Linie fühle ich mich nun einmal als Soldat. Und auf die Rückkehr in unser schönes Haus freue ich mich auch ganz besonders!«
Die Freude beruhte auf Gegenseitigkeit. Denn kaum war die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr Zeppelins in die Stadt an der Donau gelangt, da erhielt er auch schon einen ganzen Stapel von Briefen, in denen die Kameraden, Freunde und viele Bürger von Ulm ihrer Begeisterung darüber Ausdruck gaben, ihn schon in Bälde wiedersehen zu dürfen. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, denn während er damit beschäftigt war, sich auf seine neue Aufgabe vorzubereiten, verstarb überraschend der württembergische Gesandte in Berlin. Und der Einzige, dem die Regierung zutraute, diese Lücke auszufüllen, war – zumindest vorübergehend – niemand anderer als Graf Zeppelin. »Nun ja, im Interesse des Landes bleibt mir keine Wahl – und es ist ja auch nur eine kurze Zeit des Übergangs. Ein paar Monate hin oder her, das muss ich wohl oder übel in Kauf nehmen«, fügte er sich voller Ernüchterung ins Unvermeidliche.
Es kam freilich
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