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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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noch schlimmer: im Frühjahr 1887 wurde ihm von der württembergischen Regierung das förmliche Angebot unterbreitet, den Posten des Gesandten in Berlin im Rang eines Ministers nun ganz offiziell zu übernehmen. Eine Anfrage, die ihm arge Seelenqualen verursachte. Natürlich handelte es sich um eine ehrenvolle Würdigung seiner Person und seiner bislang geleisteten Dienste. Aber … im Grunde seines Herzens fühlte er sich nicht wohl in der Diplomatie. Weshalb konnte er nicht einfach sein Kommando übernehmen und als Offizier seinen Pflichten nachkommen? Nach einer wochenlangen Bedenkzeit und vielen Unterredungen mit der Regierung, die einfach keine Alternative zu Zeppelin erkennen mochte, willigte er schließlich unter der Bedingung ein, eines (hoffentlich nicht allzu fernen) Tages als Brigadekommandeur wieder in den Militärdienst eintreten zu können. Schweren Herzens, »denn immerhin bin ich jetzt schon 49 Jahre alt. Wenn ich irgendwann noch eine Verwendung als kommandierender General erreichen will, bleibt mir nicht mehr viel Zeit dafür«, resümierte er achselzuckend und bedachte Bella dabei mit einem ernsten Blick. »Maximal zwei Jahre werde ich dieses Amt bekleiden, danach ist aber endgültig Schluss. Das haben sie mir fest versprochen in der Regierung – und wenn sie vor Ablauf dieser Frist einen geeigneten Mann finden, dann werde ich schon früher meinen Abschied aus Berlin nehmen dürfen. Woran ich freilich nicht glaube. Sie werden mich hier behalten, bis zum Schluss, also mindestens bis in den Herbst 1889. Darüber müssen wir uns im klaren sein, Bella. Noch einmal zwei Jahre in der preußischen Hauptstadt! Umso wichtiger werden mir die Aufenthalte in unserer herrlichen Sommerfrische in Girsberg sein – und das Zusammensein mit dir, meine liebe Frau und mit unserer kleinen Hella!«
    »Ganz meine Meinung, liebster Männi!« lächelte Bella und drückte ihrem Mann einen innigen Kuss auf die Wange. »Und jetzt schauen wir, ob dich unsere Köchin mit einem deiner Lieblingsessen wenigstens ein kleines bisschen mit den Umständen wieder versöhnen kann. Was meinst du? Ob es ihr wohl gelingen wird?«
    »Kommt ganz darauf an, was sie auf dem Herd stehen hat«, brummelte Ferdinand.
    Bella schnupperte vorsichtig in Richtung Küche. »Also, wenn ich nicht ganz falsch liege, dann sind das saure Nierle. Das wäre doch was Feines, nicht wahr?«
    »Und ob das etwas Feines ist«, strahlte der Genießer nun plötzlich mit der Sonne um die Wette. »Saure Nierle mit Bratkartoffeln – etwas Besseres kann ich mir kaum vorstellen!«
    »Und das kann man sogar in Berlin kochen, wenn man das richtige Rezept dafür hat. Also dann: marsch mit dir ins Esszimmer!«
    So sehr er sich auch nach Ulm und zu einer anderen Verwendung zurück sehnte, so viel Zeit blieb Ferdinand von Zeppelin während seiner ungeliebten Tätigkeit als württembergischer Gesandter in Berlin, um sich wieder intensiver mit der Technik von lenkbaren Gasballonen und deren militärstrategischen Vorteilen zu beschäftigen. Das wäre ihm als Regimentskommandeur von der zeitlichen Beanspruchung her nicht möglich gewesen. Insofern hatte jedes Ding seine zwei Seiten. Im Lauf des Jahres 1887 fertigte er schließlich eine Denkschrift über die »Notwendigkeit der Lenkballone« an, die er an König Karl persönlich abschickte, um den König ein weiteres Mal mit eindringlichen Beschreibungen darüber zu informieren, welche entscheidenden Vorteile der Besitz von Luftschiffen bei der Kriegsführung bieten konnte. Doch zu seiner großen Enttäuschung stieß seine Analyse auch jetzt auf keinerlei positives Echo. Und als er sich im darauf folgenden Jahr mit seiner Anregung an das preußische Militär wandte (irgendwann musste doch jemand im Deutschen Reich begreifen, welche einmaligen Chancen diese neuartige Technik eröffnen konnte!), stieß er auf genau dasselbe, in seinen Augen völlig unfassbare, Desinteresse. Zunächst einmal müsse, so beschied ihn ein Offizier namens Tschudi in einem kühl gehaltenen Schreiben, ein leichter Antriebsmotor erfunden sein, der den Gasballon mit seinem Gewicht nicht über Gebühr belaste. Und nachdem sich die Elektromotoren der Franzosen auf Dauer als nicht sonderlich geeignet erwiesen hätten, käme dafür ja wohl nur ein Explosionsmotor in Frage. Doch ein solcher sei, was das erforderliche Gewicht beträfe, weit und breit nicht in Sicht.
    »Was ist das nur für ein fürchterlicher Ignorant?!« Wutentbrannt donnerte Zeppelin das

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