Ferdinand Graf Zeppelin
gesprochen und dann konnte die fröhliche Feier beginnen, zu der sie als ausgeprägte Familienmenschen, ihre Eltern, alle Geschwister, sowie deren Ehepartner und Kinder eingeladen hatten.
Der Umzug nach Ulm war damit vollzogen und nichts schien einem Leben der Zeppelins in Glück und Zufriedenheit mehr im Wege zu stehen.
Zumal sich Ferdinand als höchst beliebter Vorgesetzter erwies, dessen Leute ihn wegen seiner freundlichen und offenen Haltung, die er selbst dem rangniedrigsten Soldaten gegenüber an den Tag zu legen pflegte, geradezu verehrten. Diese Umgangsformen, die ihn so deutlich von den meisten Offizieren unterschieden, nicht nur von den bekannt schroffen Preußen, sondern sogar von den Württembergern, bildeten für Zeppelin freilich eine schiere Selbstverständlichkeit. Nichts war ihm mehr zuwider, als lautes Gebrüll oder absichtliches Erniedrigen der ihm anvertrauten Soldaten. Vor allen Dingen ein Erlebnis, das er ganz bewusst sogar in seinen Aufzeichnungen festhielt, hatte ihn geradezu in seinen Grundfesten erschüttert: »Wenn es mir zum Beispiel in diesen Tagen vorgekommen ist, dass ein im Oktober eingestellter Mann auf meine Anrede am ganzen Körper zittert und auf meine Frage, ob er denn vor mir Angst habe, antwortet: »Zu Befehl, Exzellenz!«, so klagt der Mann seine Lehrer gewaltig an – und zwar des Mangels an Verständnis für die richtige Art der Ausbildung.«
Gerade nach diesem Vorfall schien es ihm also umso wichtiger, ein klares Zeichen zu setzen, dass es auch eine andere Möglichkeit des Umgangs miteinander gab. Ein Zeichen, das den Offizierskameraden genauso gelten durfte, wie den einfachen Dienstgraden, getreu seinem Grundsatz: »Ich habe als Offizier in Wahrheit keinen Grund, mich für besser zu halten, als der Geringsten Einen!«. Ein Fazit, das bei den Kameraden so gut wie gar kein Verständnis fand. Und dennoch mussten sie zu ihrem Erstaunen erleben, wie sich Zeppelins Einheit bei Exerzierübungen auch ohne lautstark heraus gebrüllte Kommandos in exakt die gewünschte Richtung bewegte. Den Männern des Majors von Zeppelin genügte bereits eine leichte Handbewegung ihres Kommandeurs, um dessen Befehle auf der Stelle auszuführen.
Alles hätte so gut sein können – wenn da nur nicht die wachsenden Gesundheitsprobleme gewesen wären, die nun aber weniger Isabella, als vielmehr ihren Ehemann betrafen. Ob es sich um Spätfolgen des Sturzes oder gar der gleich danach ausgebrochenen Diphtherie handeln mochte? Kein Arzt vermochte es zu sagen. Auch die homöopathischen Medikamente entfalteten oft nicht die gewünschte Wirkung, einzig die Sommeraufenthalte auf Schloss Girsberg schienen Balsam für den geschwächten Körper ihres doch erst 40 Jahren alten Ehemannes zu sein, mit dessen militärischer Karriere es nicht so recht voran gehen wollte. Und das angesichts seiner umfassenden technischen Kenntnisse und der internationalen Erfahrungen, die er doch schon in jungen Jahren hatte sammeln können. Dahinter steckten sicherlich die Preußen, die ihm sein angeblich tollkühnes Verhalten beim Schirlenhof anscheinend immer noch nicht vergessen hatten. Das war natürlich eine zusätzliche psychische Belastung, die er seiner Bella gegenüber niemals ins Spiel bringen würde. Bella plagten bekanntlich eigene Sorgen, denn noch immer war sie nicht schwanger geworden. Wann endlich würden sie ein Kind bekommen? Von Monat zu Monat zehrte ihre Kinderlosigkeit stärker an Bellas Nerven. Umso wichtiger war für sie aus diesem Grund das harmonische Verhältnis, das die beiden Eheleute untereinander pflegten – eine viel innigere und liebevollere Partnerschaft war das, als bei den anderen Ehepaaren in ihrer näheren Bekanntschaft. Besonders innig genossen Bella und Ferdi zudem ihre ausgedehnten »Wallfahrten« in die herrliche Umgebung des Bodensees. Zweibis dreimal während einer solchen Sommerfrische führte der Weg des Ehepaars Zeppelin auch ins Schloss nach Friedrichshafen, wo sich König Karl samt Gefolge aufhielt – und zu Ferdinands besonders großer Freude manchmal auch der Thronfolger, mit dem er sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in Berlin ja auf das prächtigste verstand.
Als besondere Höhepunkte während Ferdinands Aufenthalt »in der alten Heimat« galten zudem die Tage, in denen seine Schwester Ely mit ihrer Familie zu Besuch nach Girsberg kam. Gleich nach Elys Ankunft fuhr man gemeinsam nach Konstanz, um dort den »kleinen Bruder« Eberhard zu besuchen, der mittlerweile aus dem Bankhaus
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