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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Schreiben auf die Tischplatte. »Hat der Kerl denn noch nie etwas von Gottlieb Daimler und seinem Reitwagen gehört, in den sie schon vor über zwei Jahren einen leichten, schnelllaufenden Motor eingebaut haben? Oder von Benz mit seiner dreirädrigen Motorkutsche? Die Technik ist doch längst vorhanden – und sogar schon entscheidend verbessert worden. Diese Motoren bringen inzwischen deutlich mehr als eine Pferdestärke an Leistung hervor!« So einfach würde er sich von dem arroganten Preußen nicht abspeisen lassen. Nicht, ohne dem Herrn einmal persönlich die Meinung gesagt zu haben. Zum guten Glück verfügte Zeppelin als württembergischer Gesandter über die entsprechenden Kontakte zu den höchsten preußischen Stellen und so gelang es ihm dank der Vermittlung des stellvertretenden Generalstabschefs Alfred von Schlieffen, ein Zusammentreffen mit Tschudi zu vereinbaren. Schön! Der Kerl würde sein blaues Wunder erleben!
    Das Gegenteil war der Fall! Nicht Tschudi, sondern sein württembergischer Kontrahent sollte den Raum als Geschlagener verlassen. Zeppelin, der gerade eben drauf und dran gewesen war, den Preußen über die Tatsache ins Bild zu setzen, dass man sowohl in Württemberg wie auch in Baden über geniale Erfinder verfügte, die längst mit ihren leichten und bemerkenswert leistungsfähigen Benzinmotoren zwei-, drei- und sogar vierrädrige Fahrzeuge bewegten, wurde mitten im schönsten Redeschwall von seinem Gegenüber recht rüde unterbrochen. »Exzellenz, das alles ist mir selbstverständlich auch bekannt. Sie erzählen mir nichts Neues. Der Herr Daimler aus Cannstatt hat uns schon vor beinahe drei Jahren seinen Motor andienen wollen, um damit einen Ballon zu steuern. Doch unsere Verwaltung hat abgelehnt. Aus guten Gründen, wie ich meine.«
    Zeppelin vermeinte, sich verhört zu haben. »Habe ich Sie richtig verstanden? Der Herr Daimler hat Ihnen schon 1885 seinen Motor für die Zwecke der Luftfahrt angeboten – und Sie haben einfach abgelehnt?! Das … das ist ja unfassbar …«
    Dem anderen schien das fassungslose Erstaunen seines Gesprächspartners sichtlich Freude zu bereiten, doch davon bekam der völlig verdatterte Zeppelin nicht das geringste mit. »Ja, so ist es!« reckte Tschudi sein Kinn stolz in die Höhe. »Ich war damals zwar persönlich nicht damit betraut, hätte die Anfrage aber ganz genauso entschieden.« »Aber … aber selbst wenn man damals diesen Fehler gemacht hat: inzwischen ist doch längst bewiesen, dass diese Motoren leicht und vor allem leistungsfähig sind. Es gibt bekanntlich schon einige Dutzend Fahrzeuge, die von solchen Explosionsmotoren angetrieben werden. Das war doch genau die Argumentation, mit der Sie mein Schreiben abschlägig beschieden haben: die Motoren seien zu schwer, haben sie argumentiert. Dabei wussten Sie längst, dass es solche Motoren gibt. Das verstehe ich nicht. Beim besten Willen nicht!« Verdrossen schüttelte Zeppelin den Kopf und war vor lauter Aufregung drauf und dran, die Contenance zu verlieren.
    »Selbst wenn diese Motoren inzwischen einiges an Gewicht verloren haben, so sind sie dennoch noch längst nicht leistungsfähig genug, um einen Ballon gegen die Windrichtung zu bewegen. Bedenken Sie doch den enormen Luftwiderstand. Solche Motoren gibt es nicht, die in der Lage sind, diesen Widerstand zu überwinden.«
    So! Jetzt wurde also plötzlich mit dem Luftwiderstand argumentiert – dazu noch mit absolut falschen Zahlen! Aber es war nichts zu machen. Selbst die geduldige Darlegung seiner Berechnungsart, zu der sich der innerlich bebende Zeppelin mit Mühe zwang, konnte den starrköpfigen Preußen nicht überzeugen. »Es tut mir leid, aber das sehe ich anders als Sie, Exzellenz. Der Luftwiderstand ist in Wahrheit viel höher, als Sie annehmen. Viel zu groß für die Motoren, die bisher entwickelt worden sind. Es wird noch geraume Zeit dauern, bis die Technik in dieser Beziehung so weit ist – falls es den Konstrukteuren überhaupt gelingen sollte, woran ich im übrigen ernsthafte Zweifel hege.« Damit hatte die Unterredung ihr Ende gefunden.
    Noch nicht einmal einen richtigen Blick hatte der unverschämte Kerl auf seine Berechnungen geworfen, sondern einfach irgendwelche Behauptungen in den Raum gestellt. Erst waren es die Motoren gewesen, dann plötzlich wollte man die Probleme beim Luftwiderstand gesehen haben. Die reine Willkür! Sie wollten sich einfach nicht auf Zeppelins Vorschläge einlassen. Das war das bittere Fazit, zu dem er

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