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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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– weder heute, noch morgen. Noch nicht einmal übermorgen! Keiner dieser ausgewiesenen Fachleute mochte sich vorstellen, dass aufgrund der physikalischen Gegebenheiten jemals ein Luftschiff mit einer nennenswerten Nutzlast gegen die Windrichtung ankommen könnte. Wenn überhaupt, dann sei die Luftfahrt eines Tages überhaupt nur mit einem motorgetriebenen Flugzeug möglich. Das Prinzip »Schwerer als Luft« sei demjenigen »Leichter als Luft« eindeutig überlegen – so seltsam diese Argumentation aufs erste Hinhören vielleicht auch klingen möge.
    Was für ein fürchterlicher Abend! Niedergeschlagen und am Ende seiner Hoffnungen machte sich der Graf auf den Rückweg in sein Stuttgarter Domizil, wo er eine schlaflose Nacht verbrachte. Das Aus für die Idee der lenkbaren Luftschiffe! Was für eine ernüchternde Erkenntnis! Aber daran gab es wohl nichts zu deuteln, denn wenn sich gleich drei Experten, zumal Persönlichkeiten, die sich im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitgenossen sehr offen mit Zeppelins Luftschiffideen beschäftigt hatten, die Machbarkeit der lenkbaren Starrluftschiffe verneinten – und dieses Urteil ohne den geringsten Zweifel sowohl mit ihrer umfangreichen Erfahrung als Ballonfahrer, wie auch durch nachvollziehbare Berechnungen, stichhaltig begründen konnten, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als dieses ernüchternde Fazit zur Kenntnis zu nehmen. Es handelte sich schlichtweg um Tatsachen, die er, das verlangte schon seine Offiziersehre, mit Fassung akzeptieren musste. Und genau das machte er: ohne lange zu fackeln zog Ferdinand von Zeppelin gleich am darauf folgenden Morgen seinen Patentantrag für ein lenkbares Luftschiff zurück. Und auch dem Hauptmann Tschudi würde er demnächst abschreiben. Denn unter den gegebenen Umständen machte dessen Besuch nun ja keinerlei Sinn mehr! Der Narr vom Bodensee war mit seinem Luftschiff hart auf dem Boden der Wirklichkeit gelandet.
    Alles war Aus! Der Traum eines Lebens – an einem einzigen Abend zerplatzt!
    Doch Ferdinand von Zeppelin wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich so ohne weiteres in dieses jähe Ende hätte fügen wollen. Bald meldeten sich tief in seinem Innersten die ersten, noch ganz zaghaften Zweifel. Da musste es doch noch etwas geben … Konnte es wirklich sein? Wenn womöglich eines der Rechenexempel von einer falschen Annahme ausgegangen war? Was dann? Sollte er sich nicht besser doch noch einmal mit der Materie befassen? Punkt für Punkt? Durfte er so einfach akzeptieren, dass innerhalb von wenigen Stunden ein jahrzehntelanger Traum einfach ausgeträumt war? Und jetzt … jetzt gesellte sich der Beharrungswille eines Grafen Zeppelin, der später als eine seiner herausragenden Charaktereigenschaften gelten sollte, ganz allmählich zu seinen Fragen und Zweifeln. Es brauchten keine 24 Stunden mehr zu vergehen, und schon war die Ernüchterung überwunden: Zeppelin nahm seine Berechnungen ein weiteres Mal zur Hand, er überflog die Notizen mit den möglichen Reibungswiderständen, die Zahlen zum Auftrieb des Gases, die Größenverhältnisse des Luftschiffs, die Skizzen zur Form des Flugkörpers, wie er möglichst wenig Luftwiderstand bieten konnte, die neuesten Berichte über die nächste Generation der Verbrennungsmotoren, die leistungsfähiger und vor allen Dingen viel leichter waren, als die ganzen bisherigen Konstruktionen.
    Na also! Es war ihm, als durchzucke seinen Körper plötzlich ein eiskalter Wasserstrahl. »Das ist es doch! Riedinger und die anderen haben unrecht! Mit diesen Motoren und mit der neuen Berechnung sieht die Sache ganz anders aus. Es muss funktionieren – und: es wird funktionieren! Ich werde dem Tschudi nicht abschreiben. Er wird kommen und staunen!«
    Er würde die Sache also nicht abblasen. Tschudi konnte zum vereinbarten Termin erscheinen. Und er würde dem Preußenhauptmann den Beweis liefern, dass die starren, lenkbaren Luftschiffe kein Traum eines hoffnungslosen Phantasten waren. Sondern dass sie sich verwirklichen ließen. Dumm nur, dass der Brief an das Patentamt schon abgeschickt war. Obwohl … aufgrund der neuen Berechnungen würde sowieso eine neue Patenteinreichung notwendig werden. Wenn sich jetzt noch die Sache mit den Luftschrauben perfektionieren ließe, mit denen er sich in den vergangenen Tagen beschäftigt hatte, bevor ihm die folgenreiche Unterredung mit Riedinger, Parseval und Sigsfeld dazwischen gekommen war.
    Natürlich!

Bis zu Tschudis Ankunft in Stuttgart waren noch gut zwei

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