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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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General im Ruhestand. Und als einen noch recht jungen Mann dazu, dem das Leben nach wie vor offen steht und der eine liebende Frau und dazu noch eine wunderbare Tochter an seiner Seite weiß. Du hättest es wahrhaft schlechter treffen können. Männi«, schenkte Bella ihrem Mann ein strahlendes Lächeln.
    In Zeppelins Augen begann es feucht zu glitzern. »Du hast ja recht, meine liebe Bella. Ich darf nicht undankbar sein und mich nicht von den Preußen derart herunter ziehen lassen. Obwohl mich diese perfide Demütigung beim Herbstmanöver nach wie vor gewaltig wurmt … Aber es stimmt: ich habe eine liebe Frau und eine nicht minder liebenswerte kleine Tochter, dazu einen schönen Besitz hier in dieser herrlichen Bodenseelandschaft. Was will ich also mehr?! Ich habe tatsächlich keinerlei Anlass, niedergeschlagen zu sein. Ganz im Gegenteil sogar.«
    »Und außerdem, auch das sollten wir nicht vergessen, hast du nun mehr Zeit, dich um die Sache mit den Luftschiffen zu kümmern.«
    »Das sagst ausgerechnet du, wo dich doch immer leise Zweifel bewegt haben, wenn ich über die Ballone und die Luftschiffe geredet habe?!«
    »Ja, das sage ausgerechnet ich«, bekräftigte Bella mit fester Stimme. »Mache es jetzt. Denn jetzt hast du nach deinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst die Zeit und die Gelegenheit dazu – finanzielle Sorgen müssen wir uns gottlob ja auch nicht machen.«
    »Nun denn, wenn es also wirklich dein Wunsch ist«, schmunzelte Ferdinand, »dann werde ich deinem Wunsch natürlich gerne nachkommen und mich am besten wohl gleich einmal ans Werk machen.«
    »Heute wird daraus wohl nichts mehr werden«, deutete Bella zur Tür des Salons, durch die gerade ihre elfjährige Tochter Helene herein geschlüpft war und ihren Vater nun leicht am Ellbogen anstupste.
    »Papa, kommst du mit mir spielen?«
    Ein strahlendes Lächeln huschte über Zeppelins Gesicht. »Ja sicher, meine liebe kleine Hella. Ich komme gleich, ich muss nur noch rasch deiner Mama einen kleinen Kuss geben.« Damit erhob er sich rasch aus dem Sessel und drückte seiner Ehefrau einen innigen Kuss auf die Stirn. »Danke Bella, dass du in den letzten Wochen so nachsichtig mit mir altem Griesgram gewesen bist – und du hast ja recht mit dem, was du gerade gesagt hast: ich sollte diese ganze leidige Angelegenheit als Chance betrachten. Als einmalige Gelegenheit, denn endlich habe ich nun die Zeit, meinen schon so lange gehegten Ideen gründlich nach gehen zu können – und dann habe ich dazu auch noch das große Glück, genügend Zeit für unseren kleinen Liebling aufzubringen. Das ist wirklich etwas Wunderbares. So – und nun, meine liebe Hella«, er streckte seinen rechten Arm weit aus, »jetzt gib mir deine Hand und dann gehen wir zusammen hinüber ins Kinderzimmer. Was wollen wir denn eigentlich spielen?«
    »Mit den Puppen natürlich!«
    »Mit den Puppen«, rollte der glückliche Papa schicksalsergeben mit den Augen. »Na klar, womit denn sonst: mit den Puppen natürlich!«
    Lächelnd betrachtete Bella, wie die beiden Hand in Hand den Salon verließen. Ihr Ferdi schien sich wieder gefangen zu haben. So unbeschwert hatte er schon seit vielen Tagen nicht mehr auf sie gewirkt. Auf den Vorschlag mit den Luftschiffen hätte sie eigentlich schon viel früher kommen können … aber gut. Endlich war die Depression vorbei – endlich hatte er wieder eine Aufgabe! Und was für eine!
    Mit Feuereifer stürzte sich Ferdinand von Zeppelin seit Beginn des Jahres 1891 auf seine neue Aufgabe: die Entwicklung eines lenkbaren Luftschiffs. Alle Niedergeschlagenheit war wie weggewischt – auch wenn ihn die Erinnerung an das schmachvolle Herbstmanöver noch so manches Mal ganz unvermittelt wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Zum Glück versetzte es ihm nur einen kurzen Stich in die Magengrube, dann war es schon wieder vorbei. Denn die technischen Anforderungen an die Luftschiffe bedurften schließlich seiner ganzen Konzentration. Und zeitgleich musste er daran gehen, mögliche Auftraggeber zu gewinnen. Eine Erkenntnis war ihm dabei rasch deutlich geworden: den Bau von Luftschiffen würde er ohne die Unterstützung des preußischen Militärs kaum bewerkstelligen können. Viel schöner wäre es natürlich, wenn es auch in Württemberg Unterstützer gäbe. Aber bei aller Verbundenheit mit König Karl: der Monarch ließ sich partout nicht für die Luftfahrt begeistern. Und selbst von Seiten der württembergischen Regierung wurde keinerlei Bereitschaft

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