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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Wochen Zeit. Lange genug, um die verschiedenen Formen von Luftschrauben einer ausführlichen Prüfung in der Praxis zu unterziehen. Am besten auf dem Bodensee, direkt in der vertrauten Heimat. Und vielleicht ließe sich ja der Herr Daimler persönlich dazu gewinnen, ein Boot mit einem seiner Motoren zu bestücken. Das Wetter versprach für die nächsten Tage allem Anschein nach eine stabile Hochdrucklage. Und wenn er Gottlieb Daimler, der, wie man aus Cannstatt hörte, momentan schon wieder in neue Auseinandersetzungen mit seinem Investor Duttenhofer verstrickt war, das Angebot machte, zusammen mit einem seiner Söhne im Konstanzer Inselhotel zu übernachten – Ebi würde sicherlich ein besonders schönes Zimmer zur Verfügung stellen – dann dürfte es durchaus im Bereich des Möglichen liegen, dass der berühmte Konstrukteur bei der Erprobung sogar mit von der Partie sein würde. Zumal ihm ja die Luftschifffahrt bekanntermaßen schon länger am Herzen lag. Zeppelin hatte Glück: Gottlieb Daimler, dem nichts Besseres widerfahren konnte, als Cannstatt und den nervtötenden Auseinandersetzungen mit Duttenhofer eine Zeitlang den Rücken zu kehren, willigte auf der Stelle ein, als Zeppelin ihm persönlich den Vorschlag unterbreitete, ein paar schöne Tage am Bodensee zu verbringen. Dabei könne man die ideale Form und Anbringungsweise von Luftschrauben erproben, die der neue Daimlermotor antreiben sollte.
    Das Wetter hielt, so dass den Versuchen nichts mehr im Wege stand. Bald war der Daimlermotor standsicher in das von Zeppelins Bruder Eberhard bereitgestellte Holzboot eingebaut, dazu wurden zwei mächtige Windräder montiert, die das Boot vorwärts trieben. Je nach Anstellwinkel und Art der Propeller unterschied sich die zu erzielende Geschwindigkeit deutlich – eine hochinteressante Studie, die damit auch erste Rückschlüsse auf die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Motoren zuließ, die das spätere Luftschiff in den Himmel steigen lassen sollten. So problemlos verliefen die Fahrversuche, dass Zeppelin den Vorschlag wagte, die Luftschraubenboote doch einmal dem Prinzen Wilhelm von Württemberg vorzuführen, der gerade zur Sommerfrische in Friedrichshafen weilte. Während der alte Daimler skeptisch den Kopf wiegte, klatschte sein 20-jähriger Sohn Adolf begeistert in die Hände. »Aber ja! Das ist eine prima Idee! Vater: das wäre doch toll, wenn wir unmittelbar vor dem künftigen König auf dem Bodensee vorbei paradieren könnten!«
    »Na, also ich weiß nicht so recht«, zauderte sein Vater und schien eher geneigt, auf die Vorführung verzichten zu wollen.
    »Sie brauchen sich da wirklich keine Gedanken zu machen, Herr Daimler«, bemühte sich Zeppelin, die Bedenken des Konstrukteurs zu zerstreuen. »Ich kenne den Prinzen Wilhelm schon sehr lange und durchaus auch sehr gut. Ich hatte nämlich eine Zeitlang die Ehre, als sein Erzieher fungieren zu dürfen …« fügte er lächelnd noch hinzu. »Wir sind uns seit damals beinahe freundschaftlich verbunden – und der Prinz ist sowieso ein netter, umkomplizierter Mensch: Sie brauchen also nicht zu befürchten, irgendwelche höfische Etikette zu verletzen. Und außerdem ist Prinz Wilhelm sehr an technischen Neuerungen interessiert. Sie würden ihm also eine richtige Freude bereiten mit dieser Vorführung.«
    »Ja, wenn das so ist …«
    Der Kronprinz zeigte sich, wie nicht anders zu erwarten, von Zeppelins Vorschlag spontan begeistert. Schon am darauffolgenden Tag brausten die drei in der Bucht von Manzell, unweit von Friedrichshafen und dem Schloss, mit ihrem von den großen Windflügeln angetriebenen Boot vor dem ausgelassen winkenden und applaudierenden Prinzen Wilhelm vorbei.
    Zufrieden saßen sie am Abend im Salon des Inselhotels zusammen und ließen die vergangenen Stunden noch einmal Revue passieren. »Das hat ja alles wirklich hervorragend geklappt. Haben Sie gesehen, wie beeindruckt der Kronprinz gewesen ist – und wie heftig er mit seinen Armen gewedelt hat«, schmunzelte Adolf Daimler.
    »Ja, sicher. Ich denke, wir haben da einen guten Eindruck bei unserem künftigen König hinterlassen können«, nickte Zeppelin. »Und im übrigen: diese Bucht von Manzell scheint mir eine ideale Stelle zu sein, um hier eines hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tages die ersten Luftschiffe aufsteigen und landen zu lassen. So glatt und ruhig, wie die Wasserfläche hier gewesen ist, dazu noch einigermaßen windgeschützt …« Nachdenklich strich er sich über

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