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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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seinen Schnurrbart.
    »Verzeihen Sie, Exzellenz«, unterbrach Daimler die Gedankengänge des Grafen. »Aber bevor wir jetzt den dritten Schritt vor dem ersten tun, würde mich eher interessieren, zu welchem Urteil Sie im Hinblick auf Form und Anstellwinkel der Luftschrauben gelangt sind. Ich gehe zwar schon davon aus, dass wir dieselben Schlussfolgerungen gezogen haben – aber dennoch würde mich, ganz unabhängig davon, auch noch Ihre Begründung interessieren.« »Sie haben recht, Herr Daimler. Ich habe mich in meiner Begeisterung schon wieder zu weit in die Zukunft tragen lassen. In der Gegenwart gibt es aber mehr als genug Fragen, die auf eine Antwort warten. Mich würde nämlich auch etwas interessieren …«
    »… nur heraus mit der Sprache!«
    »Wann wir wohl damit rechnen können, dass die bisherigen Motoren womöglich über die doppelte Leistungskraft verfügen, wie heute. Und ob Sie glauben, dass es gelingen wird, dennoch das Gewicht zu reduzieren.«
    Bevor Daimler zu einer Antwort ansetzen konnte, fügte Zeppelin noch hinzu: »Im übrigen war es mir eine ganz besondere Ehre und ein großes Vergnügen, diese Erprobungen mit Ihnen durchführen zu dürfen, sehr verehrter Herr Daimler. Sehr gerne würde ich auch weiterhin im Luftschiffbau eng mit Ihnen und Ihrer Firma kooperieren – zumal wir ja beide auch überzeugte Württemberger sind. Die Schwaben müssen schließlich zusammenhalten!«
    Zu seinem Erschrecken bemerkte Zeppelin, wie bei diesen arglos formulierten Worten schlagartig ein Schatten über Daimlers Gesicht huschte. »Von mir aus ginge das herzlich gerne. Und Sie haben ja auch recht. Wenn da nur nicht dieser Duttenhofer wäre, der es allmählich schafft, mir die ganze Freude an der Arbeit zu vergällen …«
    »Das darf man nicht zulassen«, entfuhr es Zeppelin ganz spontan. »Ein Mann, wie Sie, der sich solche Verdienste erworben hat! Ich werde dem Herrn Duttenhofer nochmals schreiben und ihm von unseren Erfolgen im Beisein des Kronprinzen berichten. Da kann er doch eigentlich gar nicht mehr anders, als die Zusammenarbeit zu intensivieren …«
    »Wenn Sie wüssten, Exzellenz. Der Kerl ist zu allem fähig. Andererseits wird er schon neugierig sein und sich die Chance nicht entgehen lassen wollen, womöglich bei dieser neuen Technik seinen Fuß in der Tür zu haben. Aber wehe, die erhoffte Rendite stellt sich nicht augenblicklich ein: dann wird er Sie so schnell wieder fallen lassen, wie die berühmte heiße Kartoffel!«
    »Ich werde ihm schreiben und dabei auch an seine vaterländische Ehre appellieren«, setzte der Graf einen Schlusspunkt unter diesen Teil der Unterredung. »Und nun, meine sehr verehrten Herren, darf ich sie im Namen meines Bruders zu Tisch bitten. Dieses Abendessen haben wir uns wirklich verdient.«
    Wenige Tage später kam es zu dem erwarteten Besuch des Hauptmanns Tschudi aus Berlin. Dessen Urteil über die Flugfähigkeit der Luftschiffe fiel, wie nicht anders zu erwarten, pessimistisch aus. Aber das konnte den Grafen Zeppelin nach all den Wechselbädern der Gefühle, die er in den vergangenen Wochen durchlebt und durchlitten hatte, nicht mehr aus der Bahn werfen. Er hatte die Witterung endgültig wieder aufgenommen – spätestens seit den erfolgreichen Luftschraubenversuchen vor den Augen des begeisterten Kronprinzen. Diese Spur würde er nicht mehr verlieren. Mochte kommen, was da kommen wollte. Er, Ferdinand Graf von Zeppelin, würde nicht eher ruhen, bis sich das erste, nach seinen Plänen konstruierte lenkbare Luftschiff über dem Bodensee in den Himmel hob.
    Ja, über dem Bodensee. Natürlich. Wo sonst? Um ein Gelände in Berlin brauchte er sich nach der Unterredung mit Tschudi jedenfalls nicht mehr bemühen. Weshalb auch in die Ferne schweifen … Denn gerade die Bucht von Manzell, in der sie während der Erprobungsfahrten mit Gottlieb Daimler so gute Erfahrungen gemacht hatten, bot sich doch förmlich für seine Zwecke an. Er würde den Standort im Auge behalten. Zumal eine Wasserfläche für die ersten Starts und Landungen wesentlich geeigneter sein dürfte, als der harte Erdboden. Die ersten Weichen waren gestellt …
    Am 6. Oktober 1891 war König Karl von Württemberg verstorben. Als neuer Regent bestieg Kronprinz Wilhelm als König Wilhelm II. den Thron. Auch in dieser Hinsicht begann eine neue Ära. Denn Zeppelins früherer Zögling zeigte sich viel aufgeschlossener für die Idee der Luftschiffe, als dies bei seinem Onkel jemals der Fall gewesen war. Mehr

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